Dieses Tertial war eine der besten Erfahrungen, die ich als Medizinstudentin gemacht habe. Ich kann es anderen Urologie-Begeisterten wirklich nur weiterempfehlen!
(Eines vorweg - ich bin keine deutsche Muttersprachlerin).
Das Team ist extrem nett und gibt einem schon von Anfang an das Gefühl, dass man als PJler Teil des Teams ist. Alle Ärzte, von Chef- zu Assistenzarzt, freuen sich immer sehr auf Lehre und sind immer bereit, einem etwas zu zeigen oder beizubringen. Ich habe noch nie soviel in so einer kurzen Zeit gelernt.
!!! ein wichtiger Punkt - die beiden Chefärzte der Station, zusammen mit ca. 7 Ärzten, wechseln ab Januar 2023 ins St. Hedwig Krankenhaus !!!
Der Tag fängt hier mit den Visiten um 07:15 Uhr an. Da es eine Phlebotomistin auf Station gibt, geht man als PJler eigentlich immer mit, außer wenn (sehr selten) noch eine schnelle BE / Flexüle erledigt werden soll. Um 08:00 Uhr ist die Frühbesprechung und danach geht man entweder in den OP oder bleibt man auf Station.
Die OPs sind wirklich das Highlight der Woche! Hier auf Station wird VIEL operiert. Die beiden Chefärzte operieren v.a. radikale Prostatektomien, aber auch Nephrektomien, Nierenteilresektionen und radikale Zystektomien.
Als PJler ist man immer als 1. Assistent von CA Dr. Klopf eingeteilt, der ca. 3X/Woche v.a. offene radikale Prostatektomien durchführt. Im OP herrscht eine super angenehme, respektvolle Stimmung. Dr. Klopf erklärt sehr viel und lässt einem auch viel selber machen, v.a. wenn er sieht, dass man Motivation hat. Ich war immer ein Fan von Chirurgie und hatte in diesem Tertial zum ersten Mal die Möglichkeit, mehr als Haken zu halten und im OP wirklich was zu machen. Unter der Betreuung von Dr. Klopf habe ich unglaublich viele OP-Techniken gelernt - von Basics (wie Knoten, fortlaufende Intrakutannaht, Drainage legen) zu auch kompliziertere Eingriffe. Dr. Klopf ist sehr freundlich, extrem nett und freut sich immer über witzige Unterhaltungen. Außerdem hat er immer seine Musikbox dabei, was die gute Stimmung im Saal garantiert hat. Auch der Umgang mit den Schwestern war immer sehr freundlich und respektvoll.
Der 2. Chefarzt, Prof. Weikert, hat immer mit dem Da-Vinci-Roboter operiert. Da könnte man immer gerne zuschauen - Prof. Weikert hat sich immer gefreut, was zu erklären und Fragen zu beantworten. Seltener wird man bei kleineren OPs eingeteilt, wie z.B. Hoden-OPs, Varikozele, LK-Exstirpation usw. - was auch total Spaß gemacht hat.
Wenn ich nicht im OP war, war ich entweder auf Station oder in der Rettungsstelle.
Auf Station lernt man schon von Anfang an, Uro-Sonos durchzuführen. Ich hatte persönlich im Studium nur eine begrenzte Erfahrung mit Sono - und jetzt nach diesem Tertial merke ich deutlich, wie viel ich von diesen täglichen Sonos gelernt habe. Ansonsten macht man hier das übliche - BEs, Flexülen, Arztbriefe, Port anstechen, EKs und Chemo (unter Aufsicht) hängen, Botengänge. Alle Ärzte waren ständig sehr dankbar und man hat hier immer das Gefühl, wertgeschätzt zu sein.
Es gab sogar eine finanzielle Belohnung in Form von Reha-Anträgen - die mit je Antrag ≈30€ vergütet werden :)
In der Rettungsstelle sind meistens Pat. mit Nierensteinen, HWI oder Harnverhalt, seltener sieht man auch Hodentorsion oder Priapismus.
Außerdem kann man immer zu der Röntgenfunktionsdiagnostik gehen, wo v.a. Steintherapie gemacht wird. Ehrlicherweise war ich nicht so oft da, aber jedes Mal wurde mir wirklich sehr viel erklärt und ich konnte auch am Tisch stehen, wo ich auch ab und zu mitgemacht habe, z.B. bei DJ-Katheter wechseln oder bei einer Zirkumzision.
Generell gilt es, dass man alles machen und sehen kann, was man will - aber nichts muss. Immer wenn ich etwas sehen wollte / Fragen hatte, war ich sehr willkommen.
Meistens gehen alle Ärzte zusammen Mittag essen und als PJler wird man immer angerufen / Bescheid gegeben. Man bekommt 4,10€ frei, alles was man zusätzlich bestellt muss man drauf zahlen, was sehr selten der Fall ist.
Um 14:30 Uhr ist immer die Röntgenbesprechung per Zoom. Meistens könnte ich zu dieser Uhrzeit schon nach Hause gehen, was ich natürlich sehr entspannt fand.
Falls man ein bisschen früher gehen muss, war das nie ein Problem, sowie auch wenn man Urlaub nehmen wolle. Man soll nur rechtzeitig Bescheid geben, damit sie die OPs neu besetzen können.
Organisatorisch: man hat einen eigenen Spind, einen Computer- und Orbis-Zugang und ein eigenes PJ-Telefon (Sachen die ich jetzt in meinem jetzigen Tertial sehr vermisse...). Außerdem wird man mit 375€ im Monat vergütet.
Man hat außerdem 1X/Woche PJ-Unterricht mit den anderen PJler im Haus, jedes Mal von einer anderen Station durchgeführt.
Insgesamt kann ich dieses Tertial sehr empfehlen! Ich habe diese Zeit sehr wertgeschätzt und war sehr dankbar, so eine positive Erfahrung zu haben.
Wie schon am Anfang gesagt, die meisten Ärzte gehen dann ins St. Hedwig! Das müsst ihr bei der PJ-Wahl beachten ;)