PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Uri (7/2022 bis 10/2022)

Station(en)
Allgemeinchirurgie/ Unfallchirurgie /Orthopädie
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, Diagnostik
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
# Allgemeines für die Schweiz

- Als Ausländer ein Bankkonto in der Schweiz zu bekommen ist ziemlich schwierig. Viele Banken nehmen einen nur, wenn man ein Jahr dort ist, andere nur wenn man im selben Kanton bleibt. Die meisten nehmen eine Extra Gebühr, wenn man im Ausland lebt. Ein Bankkonto kostet so ~ 30-40 CHF/ Monat. Die Sparkasse Hochrhein (eine deutsche Sparkasse und auch andere Sparkassen im Grenzbereich) bieten Konten mit Schweizer IBAN für 2-10 € /Monat an. (Cave: Teilweise wird dieses bei der Einzahlung durch die Postfinance bzw. Western-Union nicht angenommen. Selbst nimmt die Sparkasse nur Frnaken in Scheinen an. Man kann dann über die Sparkasse -> (Transfer)Wise günstig Geld wechseln lassen.)
- Wenn man für zwei Tertiale in der Schweiz ist, lohnt sich ein Halbtax Ticket. Dieses halbiert alle Zug und Buskosten (manchmal auch für Seilbahnen). Die Züge verbinden eigentlich alles; kostenlose Parkplätze für Autos gibt es kaum. Wenn man Glück hat bekommt man einen festen vom Arbeitgeber für 50 CHF/Monat.
- Das Preisniveau ist vielleicht 20% teurer als in Deutschland. Es gibt aber auch Discounter (Lidl), hier sind die Preise erstaunlich ähnlich. Was allerdings teurer ist sind tierische Lebensmittel.
- Bei über 3 Monaten/ zwei Tertialen ist eine Schweizerische Krankenversicherung bzw eine Befreiung von der Versicherungspflicht obligat (Dies funktioniert über die Seite https://versicherungspflicht.kvg.org/de/) und wenn man Student ist + in Deutschland krankenversichert, ist das kein Problem. Ab dann bekommt man auch einen Ausländerausweis. (Ich musste im am Anfang des zweiten Tertials ziemlich häufig in das Rathaus bzw. Gemeindehaus)
- Die Telekom hat Handytarife, die auch mit der Schweiz kompatibel sind. Wer keinen solchen hat kann sich mit Internettelefonie behelfen (gratis WLAN gib es häufig. Man muss dafür aber meistens eine Handynummer haben und SMS empfangen, das ist bei fast allen Anbietern weltweit kostenlos). Über die App "MyTello" kann man für 1-5 cent/min über WLAN in das deutsche Festnetz telefonieren bzw. auch andersherum.
- Die Schweiz setz für alles Gebühren an. Sei das das in der Stadt anmelden (~70 CHF), Parkplätze, die "rechtliche Äquivalenzbescheinigung" (die "fachliche Äquivalenzbescheinigung" bekommt ihr von eurem LPA bzw. eurer Uni selbst bescheinigt.) für eure PJ Bescheinigung. Die Äquivalenzbescheinigung kann für manche Landesprüfugnsämter auch vom Klinikleiter selbst unterschrieben werden. Rechnet aber mit ~200 CHF/Tertial alleine an Gebühren.
- Die Schweiz ist seit 2022 wieder im Erasmus+ Programm vertreten. An einige Unis kann man sich also für ein Erasmus-Praktikum Stipendium Bewerben, was 650€ extra im Monat ausmacht.


# Jetzt zum PJ:

Ich muss mich wirklich für die Zeit bedanken. Würde ich in der Chirurgie meinen Facharzt sehen, bzw. ich auch frei genug für das Schweizer Weiterbildungsmodell sein, würde ich direkt hier anfangen wollen! Das Team ist auf allen Ebenen sehr herzlich und versucht viel möglich zu machen. Man kann hier einiges Lernen, gerade auch weil es ein kleineres Haus ist. Auf wirklich abgefahrene Therapien muss man natürlich verzichten, aber bei den Dingen, die man selbst auch später brauchen kann, kann man auch selbst Hand anlegen.

Das Kantonspital Uri ist in diesem Jahr in das neue Klinikgebäude gezogen. Dieses ist um einiges geräumiger (mit ein paar baulichen Fragwürdigkeiten) und mit besserer Technik ausgestattet.

# Klinik allgemein

Die Klinik in Altdorf ist eine kleine Klinik mit insgesamt etwas unter 100 Betten. Sie ist sehr modern und erstreckt sich über zwei Stockwerke. Es gibt nur 1er bzw 2er Zimmer. In der Chirurgie ist vom fachlichen her die Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie abgedeckt (Ansonsten noch Anästhesie, Innere Medizin und Gynäkologie); Belegärztlich gibt es noch Operationen der HNO, Fuß- und Handchirurgie; MKG, (Wirbelsäulen-)NeuroCH und Urolgie. Man ist in der "Chirurgie". Die fachliche Trennung kommt erst ab den Fach bzw. Oberärzten zustande. Man ist frei sich selbstständig in OP's einzutragen -nach Interesse-. Bzw. einfach dazuzukommen.

# Aufgaben

Die Hauptaufgabe der Unterassistenten ist es, Checklisten auszufüllen und das OP Gebiet zu markieren. Das dauert pro Patient nur 5-10 Minuten, muss man aber den Tag hindurch auf dem Schirm haben. Daher beginnen die Tage auch etwas früher. (Vorbesprechung ist erst um 7:10, in der Klinik ist man aber schon um 6:50 und früher.) Man wohnt günstig direkt neben der Klinik, also alles gut machbar.

Weiterhin ist man gerne als OP-Assistenz gesehen, wie das immer in chirurigschen Tertialen ist. Hier hat man viel Freiraum wohin man geht. (Wenn auch Knie und Hüft Prothesen häufig UA Aufgabe ist.)

Das Assistenzarzt-Team kann man gut bei der Visite/ dem Briefe vorbereiten und Patienten entlassen unterstützen. Man kann auch eigene Patienten entweder der Station oder der Notaufnahme übernehmen und die Wundversorgung selbstständig durchführen.

# Visiten

Zwei mal die Woche gibt es eine Chefarztvisite (Ortho und AllgemeinCH je für sich.). Jeden Tag gibt es eine Kadex (Patientenakte) und normale Visite.

# Altdorf

Die Stadt Altdorf ist etwas kleiner. Mit gerade mal 9.000 Einwohnern kann man auch nicht viel Großstadtfeeling erwarten. Sollte man auch nicht.

Man ist von Bergen und Natur umringt; 10 Minuten mit dem Fahrrad entfernt ist der Vierwaldstätter-See (200 m tief) und die Reus. Es gibt gute Fahrrad und Wanderwege. Viele Seilbahnen etc. Sportlich betätigen kann man sich gut; auch einige wenige Bars sind vorhanden. Luzern ist in einer knappen Stunde zu erreichen.

Eigentlich kann man sagen: Guckt es euch auf Karten an. Es ist wirklich sehr schön, wenn man viel draußen sein mag und auch ein wenig die Stille genießen kann!


# Besonderheiten


Alle PJ-ler im Haus übernehmen Rufbereitschaftsdienste für den OP und die Gynäkologie. Das heißt auch die PJ-ler der Inneren Medizin. Man bekommt Telefon/Sucher und hat von 18 Uhr abends bis 8 Uhr morgens Rufbereitschaft. Dafür am darauffolgenden Tag frei. Oder Rufbereitschaft von Freitag 18 Uhr -> Montag 8 Uhr (Und auch hier leider nur montags bzw. 1 tag Frei.)

Während des Dienstes kann es sein, dass man zu polizeilichen Blutentnahmen gerufen wird im Rahmen von Drogenfahndung oder Trunkenheit am Steuer. Die bestehen aus einer kurzen neurologischen Untersuchung und einer Blutentnahme sowie Anamnese (~45 min; Fremdsprachenkentnisse v.a. des Italienischen oder Französischen sind hier sehr nützlich.). Sie werden extra mit jeweils 90 CHF vergütet. Diese Vergütung wird sonst nur in wenigen Klinken weitergegeben und nur Unterassistenten bekommen sie.

Es gibt feste Urlaubstage von der Klinik selbst, die nicht als Fehlzeiten ausgewiesen werden (~8 Tage per Tertial). Wenn man den Vertrag von Anfang an etwas kürzer ansetzt für die deutschen "Krankheits/Urlaubs/Fehltage", hat man quasi doppelten Urlaub.

Es gibt im 2. OG einen "Training/Lernraum" mit Nahtmaterial und Laparoskopie-Trainer (Im Sinne eines 3D Computerspiels) - ziemlich cool!


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Hätte ich die Altdorfer Klinik früher auf dme Schirm gehabt, hätte ich auch gerne noch die Innere Medizin dort abgeleistet. Bzw. würden nicht auch alle Assistenten jedes Jahr neu durchwechseln, dann würde ich mich auch direkt auf eine Stelle bewerben. (Meine Kolleginnen hatten sich nun auch in Altdorf beworben! Insofern...eine gute Quote!)
Bewerbung
1 Jahr vorher. Es geht aber auch sehr spontan.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Nahtkurs
Repetitorien
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Punktionen
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
Gipsanlage
Chirurgische Wundversorgung
Eigene Patienten betreuen
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1200
Gebühren in EUR
300

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13