PJ-Tertial Urologie in Kantonsspital Baden (10/2022 bis 12/2022)

Station(en)
Station 9, Sprechstunde, OP
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Diagnostik, Station
Heimatuni
Bonn
Kommentar
Es war ein rundum tolles Tertial in der Urologie in Baden! Ich habe noch nie zuvor in solch einem netten Team gearbeitet. Es herrscht eine flache Hierarchie und die Ärzte sind von den Assistenten bis zum Chefarzt unfassbar nett und freuen sich immer über die Präsenz von Studenten.

Zum typischen Tagesablauf:
- kurz nach 7 Uhr Visite auf Station, im Anschluss Röntgenbesprechung und gemeinsame Kaffeerunde
- Danach kann man sich frei einteilen: Entweder man geht zur Sprechstunde mit, wo man sich im Ultraschall oder DK legen/wechseln üben kann oder man schaut bei einer der täglichen Interventionen (URS, Zystoskopie, Tumorstentwechsel,...) zu oder geht in den OPs.
- Bei der Tagesgestaltung ist allerdings extremste Selbstinitiative der Studenten gefragt. Man ist keinem festen Arzt zugeteilt (was ich persönlich schade fand), sodass man sich Tag für Tag aktiv bemühen muss, bei Sprechstunden und Interventionen zuzuschauen. Man wird nur selten von vereinzelten Ärzten angerufen, wenn etwas Spannendes auf dem Notfall/in der Ambulanz passiert. Wenn man aber Interesse zeigt, freuen sich bis auf wenige die meisten Ärzte über Studenten und erklären dann unglaublich gerne, insbesondere der Chefarzt. Er ist sehr motiviert und versucht einem viel zu ermöglichen, wie zum Beispiel die Simulation am Da Vinci Roboter, welche ein Highlight für mich war.
- Montag und Donnerstag Nachmittag finden kleine ambulante Eingriffe wie Zirkumzisionen, Vasektomien oder Condylomabtragungen statt, bei denen man immer mit an den Tisch darf , assistiert und auch nähen darf. Auch hier gilt wieder: Wer Interesse zeigt und Fragen stellt, darf mehr machen.
- Zu den täglichen festen Aufgaben der UHUs gehört: elektive Patienten am Tag der OP aufnehmen und die elektiven Eintritte für den Folgetag im Nachmittagsrapport vorstellen (was teilweise recht viel Zeit in Anspruch nimmt, wenn man der einzige UHU auf Station ist und am Tag >5 Eintritte vorbereitet werden müssen)
- Nach dem Nachmittagsrapport (Beginn ca. 16:30 Uhr) kann man dann nach Hause gehen
- 2x in der Woche finden interne Fortbildungen statt, leider gibt es keinen separaten Unterricht oder Nähkurs für UHUs

Ich habe das Tertial gesplittet und war zuvor in Deutschland. So würde ich es jederzeit wieder machen. An meinem Krankenhaus in Deutschland wurden noch viele offene Operationen ohne Da Vinci durchgeführt, sodass es für mich eine passende Ergänzung war jetzt die Eingriffe in der Schweiz roboterassistiert zu sehen. Blutabnahmen, Viggos legen und DK legen/Wechsel gehören in der Schweiz zu der Aufgabe der Pflege. Bei Interesse freut sich die Pflege aber über Unterstützung und erklärt einem gerne alles mit Ruhe und Geduld. Insgesamt hat man in der Schweiz als PJler ein besseres Ansehen, wird als vollwertiges Teammitglied akzeptiert und jeder gibt sich unglaublich viel Mühe einem etwas beizubringen. Im Vergleich zu Deutschland übernimmt man hier allerdings wesentlich weniger Verantwortung und es wird einem weniger zugetraut, was vermutlich an dem Unterschied des Medizinstudiumsaufbaus Schweiz-Deutschland liegt. Alles in allem hatte ich aber eine sehr lehrreiche Zeit in der Schweiz!

Mittagessen:
Tolle Kantine mit ständig wechselndem Angebot und einem grossen Salatbuffet. Preis zwischen 7-12 Franken/Tag. Aufgepasst: ab 16:00 Uhr gibt es in der Cafeteria übriggebliebenes Mittagessen für 4,50 Franken, was sich häufig lohnt.

Wohnen:
Es wird einem eine 1-Zimmer Wohnung für 450 Fraken/Monat im Wohnheim auf dem Klinikgelände gestellt. Vorteil ist, dass der Wohnkomplex über ein Tunnelsystem mit dem Krankenhaus verbunden ist. Die Wohnungen sind allerdings recht in die Jahre gekommen und nur sehr spartanisch eingerichtet mit Bett (sehr durchgelegene Matratzen), Schrank, 1 Kochplatte, Dusche, WC und Schreibtisch. Ich habe mich hier nicht sehr wohlgefühlt, insbesondere, da es nur 1 Kochplatte und 1 Stuhl gibt, sodass man keine Freunde einladen kann. Es gibt wirklich NICHTS in der Wohnung, alles (wirklich ALLES) muss man selber mitbringen: Geschirr, Besteck, Töpfe, Pfannen, .... , was bei einer Anreise mit der Bahn schier unmöglich ist. Es gibt keine Gemeinschaftsräume, keinen öffentlichen Backofen oder eine Mikrowelle, keine Verschenkecken mit übrig gebliebenem Geschirr/Essen vorheriger UHUs. Gewaschen werden kann für 3 Franken im Keller, allerdings gibt es auch keinen Trockenraum, sondern nur Trockner (für wiederum 3 Franken).

Umgebung:
Das Spital liegt in Dätwil, ca. 15 Minuten mit dem Bus von Baden Zentrum entfernt. Baden ist recht überschaubar, hat ganz nette Cafés und eine neue, sehr schöne Therme. Mit dem Zug ist man in ca. 20 Minuten in Zürich und man kann am Wochenende gut die Umgebung erkunden. Die Ärzte geben einem regelmässig tolle Insider Tipps :)
Bewerbung
Ich habe mich ca. 1/2 Jahr vor Tertialbeginn bei der unfassbar netten und kompetenten Sekretärin des Chefarztes Susanne Berger beworben und innerhalb weniger Tage eine Zusage erhalten.

Bisher war Urologie am Kantonsspital Baden nicht vom LPA NRW anerkannt. Für alle Urologie- Interessierten: Da die Liste vom LPA NRW der ausländisch anerkannten Krankenhäuser nur selten up to date ist: Ich habe bereits die nötigen Unterlagen anerkennen lassen (was recht zeitaufwändig war), sodass ihr euch problemlos ohne die "Äquivalenzbescheinigung für die Anerkennung neuer Einrichtungen" in Baden bewerben könnt.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Untersuchungen anmelden
Mitoperieren
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1500

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
4
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07