Ich habe mein erstes Tertial in dem ZIP des UKSH verbracht. Die erste Hälfte davon auf der Suchtstation, die zweite auf der geschützten Akutstation. Prinzipiell gibt es bis auf Borderline für alle Krankheitsbilder eine Station und man kann sich auch frei aussuchen, auf welche man Rotieren möchte, man muss dies nur mit den anderen PJlern absprechen. Dies sollte eigentlich kein Problem sein, nur in meinem Tertial waren wir bis zu fünf Studenten, was laut der Ärzte ein Jahrhundertereignis darstellte. So kam man sich etwas in die Quere, allerdings auch nicht sonderlich viel und wie gesagt, eigentlich sind es deutlich weniger Studenten.
Zu den Rahmenbedingungen: Das Mittagessen ist in der Kantine für PJler gratis und meistens auch recht lecker. Es wird auch darauf geachtet, dass man jeden Tag eine Mittagspause hat. Auf der geschützten Station gehen sogar alle Ärzte inkl. OA gemeinsam essen, was ich echt schön fand. Aufwandsentschädigung und Studientage gibt es nicht, außer in der Psychosomatik, da hat man Freitags frei. Kleidung wird gestellt. 1x pro Woche gibt es zudem PJ-Unterricht mit dem PJ-Beauftragten, welcher sehr zu empfehlen ist und sowohl lehrreich, als auch interessant, war.
Man bekommt einen ORBIS-Zugang, welcher allerdings die wichtigsten Funktionen nicht enthält , man kann keine Verläufe, Briefe, Konsile oder Labore anlegen, nur angucken, was ein echtes Manko ist. Generell gilt das Motto man darf alles mitmachen, selten geht das aufgrund der Krankheitsbilder nicht, aber das ist die absolute Ausnahme. Wenn man irgendwo mitgehen oder sich etwas anschauen will, wird dies unterstützt und möglich gemacht (auch von der Pflege).
Suchtstation: Die Suchtstation ist ein altes Gebäude und daher leider recht heruntergekommen. Platz gibt es kaum, insbes. PC-Arbeitsplätze sind knapp. Dafür ist das Team umso netter. Man wird direkt freundlich aufgenommen und kennt aufgrund der geringen Größe schnell alle Gesichter. Die Pflege unterstützt einen und ist super hilfreich und die Ärzte sind von Anfang an mega nett, erklären viel und lassen die PJler nicht einfach auf dem Flur stehen. Der Stationsalltag ist recht entspannt und eignet sich sehr gut zum Reinkommen in die Psychiatrie. BEs/EKGs etc. gehören nicht zu den Aufgaben der PJler, aber die Pflege freut sich sehr, wenn ihr anbietet etwas abzunehmen, falls zusätzlich etwas dazukommt oder sie dünn besetzt sind. Das habe ich häufig getan und kam trotzdem vlt. gerademal auf ein-zwei BEs pro Tag. Von ärtzlicher Seite aus darf man echt alles machen, von eigenen Anamnesen bis zum Brief kann man sich mit so viel Hilfe wie man benötigt austoben. Alle Fragen werden ausführlich beantwortet, die Stimmung ist gut und man wird für die Arbeit die man leistet sehr wertgeschätzt. Und wenn gegen Nachmittag ersichtlich wird, dass nichts mehr passiert, darf man auch früher gehen.
Akutstation: Die Station befindet sich in einem wirklich schicken, hellen und modernen Neubau. PC-Arbeitsplätze gibts trotzdem nicht genug. Das Team ist aber zum Glück ähnlich nett. Von ärztlicher Seite aus wieder tip-top, freundlich, lehrreich und wertschätzend. Die Pflege zu 95% auch, es gibt nur wenige Individuen die im PJler eine willkommene Möglichkeit sehen, BEs abzuturfen. Es wird aber auch von den Ärzten klipp und klar gesagt, dass wir sowas nicht machen müssen und wir hier sind um etwas zu lernen. Aufgrund der chronischen pflegerischen Unterbesetzung freuen die sich aber sehr, wenn man sich unter die Arme greift und auch hier ist es wirklich kein großer Ast, den man sich abbricht. Man hat also die Möglichkeit sich dem zu entziehen, wie gesagt ist dies aber meist nie notwendig, denn auch hier ist die Pflege fast ausschließlich unterstützend und hilfsbereit. Abseits davon ist die geschützte Station ein wirkliches Erlebnis. Ich war sehr positiv überrascht, wie viel man trotz der offensichtlich schwierigen Pat. selber machen durfte. Verneint wurde auch hier seltenst etwas (wenn dann nachvollziehbar)und man wurde immer unterstützt. Wenn man Zweifel oder Ängste hatte, konnte man sich jederzeit bei der Pflege und den Ärzten Hilfe holen. Die Tage waren hier deutlich länger als auf der Suchtstation, aber auch ereignisreicher und wertgeschätzt wurde man auch.
Insgesamt kann ich das ZIP nur empfehlen. Man hat hier eine echt gute Möglichkeit in ein Interessantes Fach reinzuschnuppern, aktiv mitzumachen und gleichzeitig ein super Team vorzufinden. Meine Kritikpunkte beziehen sich eigentlich nur auf die Rahmenbedingungen (ORBIS, PCs, etc..), von dem Alltag und dem Personal bin ich sehr positiv überrascht worden.