Ich hatte das Glück, die erste Hälfte meines Chirurgie-Tertials in der UCH des Elihop zu verbringen. Ich selber habe keinerlei Interesse an Chirurgie und meine Kontakte vor dem Tertial mit Chirurgen waren fast ausschließlich negativ geprägt, sodass ich mit wenig Motivation und vielen Sorgen in das Tertial gestartet bin. Umso mehr freut es mich, dass ich jetzt auf eine wunderbare Zeit zurückblicken und die UCH uneingeschränkt weiterempfehlen kann! Ich weiß nicht, wie sie es hinbekommen haben, alle netten Chirurgen der Bundesrepublik Deutschland an einem Ort zu versammeln, aber sie haben es irgendwie geschafft. Es herrscht eine super angenehme, entspannte und freundliche Atmosphäre, selbst im OP. Und als PJler wird man mit Respekt und Anerkennung behandelt. Ich musste nie Angst haben jemanden etwas zu fragen oder Aufgaben übernehmen, ohne dass ich nicht genau wusste, dass jederzeit jemand da ist, der mir weiterhelfen kann. Die Assistenten sind unendlich nett und kollegial zu einem, die Oberärzte lehrbereit und genauso freundlich. In der Abteilung macht es tatsächlich mal Spaß im OP zu sein, anstatt dass einem schlecht wird wenn man die Schleuse betritt, da selbst die OTAs und der Chef aufgeschlossen und hilfsbereit sind.
Zu den Rahmenbedingungen: Das Elihop ist ein kleines Haus, was den Vorteil hat, dass ein familiäres Umfeld herrscht und ich nach einem Monat die meisten Menschen kannte. Eine ziemlich große 3er WG in Kliniknähe wird gestellt, man kann sich in der wirklich guten Cafeteria umsonst verpflegen (Frühstück, Mittagessen, Kaffee zwischendurch) und bekommt etwa 20€/d. Es gibt einen Blutentnahmedienst, sodass nur schwere BEs und Viggos von den Ärzten gemacht werden. Ich kam im Schnitt vlt. auf eine BE/Viggo pro Tag und für die Fälle in denen ich nicht weitergekommen bin, musste ich keine Angst haben meinem Assistenzarzt bescheid zu sagen. Man muss das noch nichtmal machen, sondern wird höflich gefragt ob man das übernehmen kann und die Assis freuen sich dann auch noch wenn man ja sagt. Studientage gibt es nicht, aber mehrmals pro Woche PJ Unterricht, der zu meiner zeit leider zum Großteil ausgefallen ist, weil ich der einzige PJler war. Ich habe aber trotzdem min, 1x pro Woche Unterricht genießen können. Sonst stehen 5x pro Woche auf dem Plan (Anästhesie (fand meist statt), UCH/ACH im Wechsel (fand meist statt), 2x Radiologie (fand erst zu Ende statt) und Innere (fiel aus). Meine Vorgänger meinten die unterrichte seinen meist sehr gut, was ich aus den Unterrichten die ich hatte nur bestätigen kann. Der PJ-beauftragte ist CA der Anästhesie und sehr motiviert und ehrlich interessiert an den PJlern, falls man Probleme oder Fragen hat steht er immer zur Verfügung. Es ist auch möglich eine Woche NEF zu fahren. ORBIS Zugang, Schlüssel, Telefon und Kleidung von Tag 1 an, eigener PJ-Raum mit zwei PCs und Sofa, sodass man auch selbstständig arbeiten kann. Was will man mehr.
Im Tertial rotiert man nach der Hälfte auf die ACH oder UCH. Die ACH bewerte ich aber gesondert, da die Abteilungen getrennt und auch etwas unterschiedlich sind.
Am ersten Tag wird man einmal durchs Haus geführt, begrüßt und wird dann in meinem Fall von einem stolzerfüllten CA bei jedem neuen Kontakt dazu aufgefordert, genau zu erzählen, wie man auf die UCH in Gütersloh aufmerksam geworden ist (ich bin in der Ranking Liste auf Platz 6 über das Elihop gestolpert). Die (Ober- und Chef-) Ärzte sind sehr stolz auf die guten Bewertungen und geben sich auch große Mühe, eine entsprechende Qualität in der Abteilung aufrecht zu erhalten.
Der Tag beginnt um 0700 auf Station mit der Visite, chirurgisch kurz gehalten. Dienstags ist Chefarztvisite, in welcher (im positiven Sinne) auch darauf geachtet wird, dass der PJler jemanden vorstellt. Um 0745 folgt dann eine kurze Frühbesprechung mit Kaffee in der Hand und danach geht es in den OP/Station/Ambulanz. Um 1430 findet dann eine Röntgenbesprechung statt und danach kann man als PJler, wenn nichts mehr zu tun ist gehen.
Überstunden kann man sich übrigens aufschreiben und dann unkompliziert abfeiern, die Abteilung rundet sogar auf. Länger bleiben muss man per se eigentlich nie, manchmal ist es natürlich gewünscht wenn eine OP länger dauert und ein paar mal wurde ich (offen und ohne Zwang) gefragt ob ich länger bleiben kann, weil etwas nachkam. Dies zu tun steht einem dann offen, ich würde es aber stark empfehlen, denn man wird in diesen Fällen quasi mit Dankbarkeit überschüttet und am nächsten morgen in der Besprechung wird auch extra nochmal betont, dass man länger da war, damit auch der Chef noch mitbekommt was für eine cooler Typ man ist. Es hat also nur Vorteile, ist lehrreich und die Überstunden schreibt ihr einfach auf.
Ambulanz/NA: In der Notaufnahme, wo ich am liebsten war, was komischerweise keiner der Chirurgen verstanden hat, ist es möglich eigene Pat. von vorne bis hinten zu betreuen, inkl. KU, Brief, Diagnostikanmeldung, Befundung und einem Arzt an den man sich wenden kann. Auch die Pflege ist super hilfreich, freundlich und unterstützt einen tadellos, habe ich bisher in keiner NA so erlebt. In die Ambulanz kann man immer gehen wenn man Arbeit sucht. In der Tageseinteilung ist man nämlich weitestgehend frei, es gibt nur einige OPs (bei mir mehr, weil ich ja der einzige PJler war) bei denen man fest eingeteilt wird.
OP: Die Ärzte sind so nett und rufen einen an, wenn man gebraucht wird, sodass man nicht stundenlang im leeren OP oder vor dem OP-Plan sitzen und darauf achten muss, nichts zu verpassen. Und wenn man dann kommt freuen die sich total, dass man da ist und hilft, erklären einem alles was man möchte, zeigen was sie machen und anfassen und angucken darf man sowieso alles. Einfach schön. Mittagessen ist eigentlich immer möglich und wenn man sagt man hat Unterricht oder man möchte bei einer bestimmten OP dabei sein, hat dies Vorrang. Die Kommunikation auf kurzen Wegen und dass man nicht als dummer Hakenhalter missbraucht wird, sondern sogar um einen herum geplant wird, ist einfach fantastisch. Die Pflege ist genau wie in der NA hilfsbereit, geduldig und freundlich und wenn man wie ich keine Ahnung von Sterilität oder dem OP Ablauf hat, wird man ganz in Ruhe eingearbeitet. Nähen und Knoten darf man eigentlich immer, nach ein paar Wochen sogar alleine. Oh, und selber operieren auch. Ich habe eine Hämatomausräumung, Metallentfernungen und Femurnägel "selbstständig" durchführen können (natürlich immer mit dem OA der geguckt und korrigiert hat, aber von Schnitt bis Naht war ich am Zug). Und das obwohl ich am ersten Tag direkt gesagt habe ich will Allgemeinmediziner werden und keinen Dunst vom operieren habe! Aber man wird da entspannt und schrittweise rangeführt und kann sich die OP-Berichte sogar schon ausdrucken und für den Facharzt anrechnen lassen. Ich bezwifle, dass man das irgendwo sonst noch so bekommt. Wenn man etwas gefragt wird, dann ist dies um Lehre zu betreiben (jetzt weiß ich ENDLICH was der Urachus ist, Grüße an Dr. K. ;)) und nicht um einen bloß zu stellen und man bekommt immer sachliche Antworten, auch wenn man wie ich wirklich gar nichts zu Chirurgie weiß.
Station: Hier war ich wenig und die meisten Chirurgen noch weniger. Existiert, ich glaube da liegen diese Patienten von denen immer alle reden und die Pflege ist echt nett, mehr kann ich dazu nicht sagen.
Insgesamt kann ich die UCH nur weiterempfehlen! Wenn alle Chirurgen so wären wie hier, dann wäre ich vielleicht auch einer geworden. Für jeden, der Lust hat mal zu erleben wie Chirurgie sein kann und sollte, ist diese Abteilung genau die richtige!
