Man rotiert für jeweils 8 Wochen in die Unfallchirurgie und Allgemeinchirurgie (da beide PJler unsere Fehltage gebündelt genommen haben, je 6 Wo). Wir waren leider nur 2 PJler und es gab niemanden aus der anderen Rotation: Ein Traum für OP-Fetischisten, für mich der Horror, v.a. die unzähligen Schilddrüsen-OPs.
Pro:
- Kostenloses Parken im Parkhaus
- Mittagessen (inkl. Salat und Dessert bzw. Suppe) mit Getränk kostenlos - man muss sich selbst jedoch darum kümmern. Nachdem ich mehrmals das Mittagessen verpasst hab, habe ich in der ACH i.d.R. das Mittagessen ins Arztzimmer gestellt und zwischen den OPs reinstopfen müssen. In der UCh ist das selten passiert.
- Fachlich und menschlich hervorragendes OP-Pflegepersonal - so eine nette OP-Pflege habe ich noch nie gesehen, selbst wenn einem Missgeschicke passieren wurde man immer respektvoll behandelt.
- Sehr guter PJ-Unterricht bei den Radiologen (glaube idR dienstags 14 Uhr) - dieser findet jedoch unregelmäßig statt und wird nur den Innere-PJs mitgeteilt. Keine Ahnung, ob wir als Chirurgie-PJler dort erwünscht sind, wir haben uns aber einfach reingesetzt :D
- UCH: tägliche Teilnahme an eine der Visiten möglich (der andere PJler hatte das nicht gemacht, ich bin einfach mitgegangen und hab widersprochen, wenn ein Assistent mich wegschicken wollte - hatte mich das in der ACH-Rotation noch nicht getraut, da waren die Visiten aber auch nicht besonders lehrreich)
- ACH: extrem gute Fortbildungen, auch als gute M3-Vorbereitung! - offiziell 1/Wo, wenn die PJ-Beauftragte krank/verhindert ist, übernimmt den keiner (oder wenn man zu viele Schilddrüsen-OPs hat, gibt es auch keine Chance auf Unterricht...) - insgesamt hatte ich 3 mal Unterricht bei ihr.
- ACH: Patientenvorstellung donnerstags beim Chef: Der Chef ist noch etwas von der alten Schule, zu mir war er aber fast immer freundlich und respektvoll. Darauf muss man etwas bei der Patientenvorstellung und im OP gefasst sein, aber die Patientenvorstellung hat mir etwas Angst vor dem M3 genommen! Nutzt daher die Gelegenheit. Da er oft nicht da war, hatte ich nur zwei mal das Vergnügen, einen Patienten vorzustellen (öfter brauchte ich das auch nicht).
- UCh: Jeder OA bzw. der Chef erklärt ausführlich während der OP, was er macht, Nachfragen sind erwünscht! Auch bestimmte Assistenten erklären sehr viel (für manche vielleicht zu viel, aber für mich war es ideal, da ich viel durch Zuhören/gelebte klinische Praxis lerne).
- UCh: meist ist man zwar 2. Assistenz bei Knie-/Hüft-TEPs bzw. 1. Assistenz bei Knie-TEPs beim Chef. Aber der Chef teilt einen auch regelmäßig (namentlich) in andere OPs ein (auch wenn man nicht zwingend gebraucht wird), sodass man ein breites Spektrum in der UCH zu Gesicht bekommt.
- man kann im 3. Tertial die 20 Fehltage gebündelt zum Schluss nehmen
- da ich alleine war in den Rotationen, wurde keine Hilfen bei Arztbriefen/Dokumentationen erwartet. Man kann sich sicherlich da einbringen, wenn man Zeit hat. Ich hatte schon genug Zeit zum Üben in anderen Tertialen, daher war ich auch nicht scharf drauf. Und ich wollte mir die seeehr überschaubaren und teilweise mangelhaften chirurgischen Briefe nicht zum Vorbild nehmen als angehender Internist. In der letzten Woche mit massivem Personalmangel hab ich aus Mitleid doch ausgeholfen.
- Sehr freundliche und unterstützende Chefarzt-Sekretärinnen
Contra:
- Der Empfang im Haus ist grauenhaft, man kann nichts schnell auf dem Handy nachschauen. Kein freies WLAN
- man musste zu Tertialbeginn direkt nach Weihnachten antreten. Andere Kliniken handhaben das anders. Zwischen den Jahren gibt es hier auch kein reguläres OP-Programm, da hätte man uns die 4 Tage freigeben können ...
- ACh: Fast nur Hakenhalten als 2. Assistenz bei Schilddrüsen ... - außer ein Assistent verspätet sich, dann darf man manchmal als 1. Assistenz beginnen und sieht etwas mehr. Sonst sieht man nur den kaudalen OP-Bereich, während man sich den Rücken kaputtmacht.
- ACh: Außerhalb der Fortbildungen wenig Teaching (man kann ja nicht immer wieder die Schilddrüsen-OP erklären während den OPs...), Fragen werden aber immer von jedem beantwortet
- ACh: im Prinzip keine Studientage: Laut PJ-Beauftragte nur in Zusammenhang mit Konferenzen oder Uni-Veranstaltungen - sie ist damit wahrscheinlich die einzige PJ-Beauftragte Deutschlands, die das so handhabt. Nehmt die Studientage am besten in der UCh, da sind sie nicht so stur
- ACh: kaum Teilnahme an der Visite
- UCh: kein geplantes/geordnetes Teaching, jedoch sehr viel in OPs, Visiten und Besprechungen
- UCh: von außen betrachtet etwas chaotischer Tagesablauf, sodass man die zum Teil spannende Nachmittagsbesprechung verpasst, weil man als PJler nicht informiert wird über die Terminänderung.
- Keine Anonymität (Vor- und Nachteil), es fällt auf, wenn man nicht da ist
Tagesablauf ACh:
7 Uhr Morgenbesprechung, hier wurde ich auch in die OPs eingeteilt (teilweise sind es 3 Schilddrüsen parallel ...). Danach chirurgische Speed-Visite, am Anfang konnte ich mit und auch Verbandswechsel lernen. Später wurde weggescheucht, um vor den OPs Blutentnahmen zu machen. I.d.R. schafft man die beiden Stationen nicht, es wird erwartet, dass man zwischen den OPs noch BEs macht - hab ich nicht gemacht (außer bei Notfällen), irgendwann musste man ja auch essen und zur Ruhe kommen bei dem bescheidenen Gehalt. Der Chef hat mir versichert, einen OP später starten zu lassen und ggf. eine Pflegekraft als Hakenhalter einzusetzen, damit für mich oder eine Assistenz mehr Zeit für BEs bleibt - ist jeweils genau einmal passiert, dann haben es alle vergessen...
Zum ersten Punkt muss man selbstständig pünktlich erscheinen (klappt mehr oder weniger gut aufgrund der BEs), danach wird man angerufen/angepiept (i.d.R. während man sein Essen verschlingt). Sind dann i.d.R. 3-4 Schilddrüsen-OPs am Tag (meistens konnte ich körperlich die 4. SD nicht mehr machen) - da meistens in 2 OPs SD-OPs laufen, wäre man auch mit 2 PJlern dauerbeschäftigt. Man konnte zwar immer Nachfragen stellen, aber irgendwann gehen einem die Fragen aus ...
Um 15 Uhr ist die Röntgenbesprechung, danach nochmal Tagesbesprechung, wie die OPs am Tag verliefen sowie Planung des morgigen Tages. Gut für die Patienten ist, dass danach nochmal Kurvenvisite ist - bin da aber dann nach der 1. Woche nicht mehr geblieben, weil man sonst nicht vor 16.30/17 Uhr rauskommt. So kam ich i.d.R. zwischen 15.30 und 16.30 Uhr aus dem Haus. Freitags ist theoretisch um 13 Uhr Schluss, praktisch kam es nie dazu, weil immer eine Schilddrüse lief.
Hemikolektomien oder Magenresektionen werden meist mit DaVinci operiert - gut für den Patienten, schlecht für den PJler, der das meist nicht zu Gesicht bekommt.
Wenn man ausnahmsweise Zeit war, konnte man in andere OPs reinschauen. War aber selten der Fall oder man war einfach kaputt, sodass ich nur 2 Cholezystektomien und 2 TAPPs gesehen habe sowie eine halbe Hemikolektomie. Außerdem war ich noch bei 2 Rektumresektionen dabei - noch anstrengender als SD-OPs, aber zumindest spannender und der Operateur hat viel erklärt. Eine Volvolus-OP wurde mir von einer Hospitantin geklaut, die schon ziemlich erfahren war und für die das nicht Neuland war wie für mich. Empfand es als eine Frechheit, dass es der OA es zugelassen hat, aber als kleiner Pjey kann man da nicht viel machen. Zumindest konnte ich noch die (langweilige) Re-Lap mitmachen.
Ich hab selbständig ins ZNA-Dashboard schauen müssen und bin dann eigenständig zu den Patienten gegangen. Kam aber auch zeitlich nur selten dazu. Zumindest einmal wurde ich erfreulichlicherweise angerufen, um mal klinisch eine Appendizitis gesehen zu haben. Theoretisch kann man auch in die Poliklinik zu Aufklärungen oder in die OA-Indikationssprechstunde - praktisch jedoch quasi nie.
Ich hatte vermutlich einfach Pech, dass keine anderen PJler da waren. Da jetzt hier auch 500€ + Essen gezahlt wird, könnte sich die Lage bessern. Außerdem sollen stud. Hilfskräfte eingestellt werden, die mehr BEs und SD-Assistenzen übernehmen, dann könnte es evtl. besser werden. Da aber teilweise 3 SD-OPs parallel laufen, verblasst die Hoffnung dafür etwas. Ich hab es vergleichsweise leichter gehabt, da der Chef oft verhindert/im Urlaub war. Der andere PJler musste nach dem Rotationswechsel häufiger 4x SD-OPs mitmachen und zum Chef, welcher kleinere Hautschnitte macht (und daher oft höhere Zugkraft einfordert). Dazu kommt noch die mit den Studientagen und Fehlzeiten kleinliche OÄ, die PJ-Beauftragte ist - sie geht jedoch vermutlich demnächst in Mutterschutz. Zumindest war das Team sehr nett, sodass man vieles mit Galgenhumor ertragen konnte. Wahrscheinlich hätte ich mehr von den anderen OPs gesehen, wenn ich es energischer eingefordert hätte - aber mir wurde zu verstehen gegeben, dass das absolut unerwünscht ist, da sich die OP-Zeit mit PJler statt Condor deutlich verkürzt ... Da ich auch nicht besonders chirurgieinteressiert bin, hab ich es über mich ergehen lassen
Tagesablauf UCH: Im Vergleich zur ACh ein Paradies auf Erden
7 Uhr Morgenbesprechung im Stationsstützpunkt mit Besprechung der Neuaufnahmen. Danach teilen sich die OAs und AAs sowie gelegentlich der Chef auf die Sationsbereiche für die Visiten auf, ich bin fast immer bei einer der Visiten mitgegangen (nach den Erfahrungen in der ACh habe ich sonst kein Teaching erwartet, daher hab ich mich nicht von 1-2 faulen AAs nicht abschütteln lassen, die mich auch auf die BEs hetzen wollten). Irgendwann wurde es etwas monoton mit den Verbandswechseln, bin dann aber zu den AAs gegangen, die viel auf Visite erklären, insbesondere zu den komplexeren Fällen auf der Akutgeriatrie.
Danach fängt man mit BEs und Braunülen an, schafft sie aber natürlich nicht. Die ersten Tage blieb viel liegen, später haben es die 1-2 faulen AAs auch begriffen, dass ich kein BE-Sklave bin und halfen auch bei den BEs. Die anderen AAs sind aber hervorragend, haben sehr viel erklärt und beigebracht, wenn ich nicht im OP war, bspw. in der Poliklinik. Im OP wurde sehr viel erklärt, bis auf Hüft-TEPs hatte man immer ein gutes Sichtfeld und konnte viel nachfragen. Ich hatte glücklicherweise mit idR mit 2-3 Endoprotesen-Eingriffen weniger als der andere PJler mit täglich 3 Eingriffen, zwischen den OPs war genug Zeit zum Essen UND BEs.
Ich hatte das große Glück, dass eine Famulantin dazugestoßen ist - so haben sich die BEs deutlich verringert, da sie auch nicht OP-begeistert war und dafür sehr lange mit BEs/Viggos geholfen hat. Die studentische Hilfskraft hilft auch sehr viel, war aber leider nur an 2 Tagen in meiner Rotation anwesend.
Vom vergleichsweise jungen Chef war ich persönlich beeindruckt. Und es war ein Zeichen des Respekts, dass er sich die Mühe gemacht hat, meinen Namen zu merken. Außerdem hat er wie oben erwähnt dafür gesorgt, dass ich nicht nur Endoprothesen, sondern auch andere OPs (z.B. Metallentfernungen, Knie-Askos) sehen konnte. Außerdem schafft er seine Knie-TEPs mit nur einer Assistenz. Falls seine persönliche Assistenz nicht verfügbar war, durfte man 1. Assistenz machen, was Spaß gemacht hat und lehrreich war. Man darf sich jedoch nicht übernehmen und die Grenzen klar mitteilen, ich sollte mit Fieber und Gliederschmerzen noch weitere OPs mitmachen - glücklicherweise konnte ich das an den interessierten Pflegepraktikanten wegturfen.
Zwischen dem Team und ihm war jedoch teilweise dicke Luft aufgrund der dünnen Personallage bei gesteigerter OP-Kapazität. Da war man als PJler als Zuhörer und Abnicker für Beschwerden gefragt :D War zumindest eine interessante Erfahrung, diese Interna mitzubekommen, die Lage sollte sich mit dem Einzug der Wirbelsäulenchirurgie beruhigt haben. Zu mir waren aber alle OAs und fast alle AAs extrem freundlich und respektvoll.
Schichtende war oft sehr variabel, wenn noch Endoprothetik-OPs liefen. Es wurde aber immer versucht, mich durch AAs abzulösen nach 15.30 Uhr - gelegentlich konnte ich früher gehen. Die Nachmittagsbesprechung hat man oft verpasst, wenn man teilnehmen konnte, war sie interessant. Insbesondere bei der Röntgenbesprechnung wurde mir (unaufgefordert) einiges erklärt.
Ein ziemlich lehrreiche UCH-Rotation, selbst als Chirurgie-Desinteressierter konnten sie bei mir einiges an Begeisterung und Interesse entfachen.
Es gibt jeweils 1 PJ-Telefon in den Abteilungen - das klingelt ständig für irgendwelche BEs, Meist steht man am Tisch und die Pflegekräfte gehen dann entnervt zu den AAs. Die Stationspflege ist teilweise unterirdisch und auch teilweise frech. Da braucht man ein dickes Fell und muss auch nein sagen können, wenn man um 17.30 Uhr zu einer BE gerufen wird. In der ACH ist das Personal jedoch deutlich besser als in der UCH.
Fazit:
Insgesamt ein Chirurgie-Tertial wie ich es erwartet hatte und wie man es von anderen gequälten Chirurgie-PJlern mitbekommt.
Sehr positiv überrascht war ich jedoch von der UCh, negativ von den ganzen Schilddrüsen-OPs. Es ist schwierig zu sagen, ob die gute UCh-Rotation die ACh-Rotation ausgleicht. Zumal in der ACh Verbesserungen für die Zukunft angestoßen wurden (insbes. Ausschreibung für stud. Hilfskräfte). Der ACh-Chef ist deutlich freundlicher zu PJlern gewesen als von meinen Vorgängern mit Horrorgeschichten beschrieben (ein oder 2 Ausraster gab zwar wohl, aber nicht in meiner Anwesenheit). Außerdem ist die OP-Atmosphäre auch dank der phänomenalen OP-Pflege sehr angenehm.
Daher der detaillierte Bericht, damit man die Vor- und Nachteile besser abwägen kann :)
Großer Pluspunkt ist eben die Bezahlung und das kostenlose Parken sowie das für Krankenhausverhältnisse sehr gute Essen.
Diese Punkte haben bei mir (neben der Nähe zum Elternhaus) den Ausschlag für die Tertialwahl gegeben, womit ich trotz alldem zufrieden bin und das Tertial weiterempfehlen kann - besonders für UCH-begeisterte und ACH-desinteressierte Studierende.
Bewerbung
PJ-Portal (in der nationalen Buchungsphase wechseln alle Erlanger aufgrund der ACH weg, daher gibt es i.d.R. immer Plätze)