Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Ich habe mein Wahltertial in der Fachrichtung Unfallchirurgie / Orthopädie von März - Juni 2023 an der BGU Ludwigshafen abgelegt. Ich hatte vorher bereits dort famuliert und das Haus (und insbesondere die Ärzte dort) in sehr guter Erinnerung, und da ich später in die Unfallchirurgie gehen will, erschien mir die BGU hier in der Gegend auf jeden Fall die beste Wahl für mein freies Tertial zu sein.
Das war definitiv die richtige Entscheidung!! Wenn man sich für Unfallchirurgie interessiert und wirklich viel in seinem PJ mitnehmen will, ist die BG Ludwigshafen meiner Meinung nach der perfekte Anlaufspunkt. Man sieht ein sehr breites Spektrum an unfallchirurgischen Fällen und ist bei vielen spannenden OPs (eigentlich ausnahmslos immer mit am Tisch) dabei. Der absolute Großteil des ärztlichen Teams ist super nett und erklärt viel und beantwortet gerne Fragen. Sowohl im OP als auch in der Zentralen Notaufnahme darf man mit der Zeit eigenverantwortlich mitarbeiten und der eigene Lernzuwachs ist wirklich immens.
Ein bisschen zum groben Ablauf des Tertials an der BG:
In der Regel ist man während des 4-monatigen Tertials an der BG standardmäßig für einen Monat auf der Station für septischen Chirurgie, einen Monat in der Zentralen Notaufnahme, einen Monat in der Akuttraumatologie und einen Monat in einem Fachbereich je nach eigenem Wunsch.
Den ersten Monat ist man meist auf der Station für septische Chirurgie, was meiner Meinung nach auch sehr sinnvoll ist. Gerade bei den septischen OPs darf man als PJler von Anfang an viel mitmachen, und mit der Zeit auch hin und wieder unter Aufsicht wirklich selbst etwas operieren (zum Beispiel eine Metallentfernung).
In der Akuttraumatologie sieht man ein breites Spektrum an Fällen, von häufigen und "simplen" Fällen wie distalen Radiusfrakturen bis hin zu komplexen Polytraumata ist wirklich alles dabei. In der Zentralen Notaufnahme schaut man sich selbständig Patienten an, erstellt Vorschläge für die weitere nötige Diagnostik (Anmelden muss die Bildgebung dann ein Arzt) und erstellt anschließend einen Behandlungsvorschlag für den Patienten, den man mit dem betreuenden Arzt bespricht. Auch die Dokumentation macht man in der Regel selbst. Man kann hier wirklich super viel lernen und fühlt sich dabei aber auch immer gut betreut :) Außerdem hat man in der ZNA die Möglichkeit, bei vielen spannenden Schockräumen dabei zu sein.
Zum Tagesablauf:
Auf Station sollte man in der Regel so zwischen 7:00 - 7:15 Uhr sein. Vor der Frühbesprechung um 7:45 Uhr läuft man dann bei der Visite mit, legt hin und wieder mal eine Nadel (die Blutentnahmen werden an der BG in der Unfallchirurgie von der Pflege gemacht!) und bereitet evtl. Befunde für die Oberarztvisite vor. Entweder geht man dann um 7:45 Uhr noch schnell mit zur Frühbesprechung oder man geht direkt in den OP. Im OP bereitet man den Patienten vor (Abbauen von Fixateur externe / Gips / VAC, Rasur, Anlagen Blutsperre, etc.). In der Regel bleibt man dann den ganzen Tag über im gleichen Saal im OP mit am Tisch. Zwischen den Punkten hat man problemlos Zeit, etwas zu trinken oder im Aufenthaltsraum etwas Suppe oder selbst mitgebrachtes Vesper zu essen. Ich bin in der Regel nicht aus dem OP raus ins Casino zum Mittagessen, je nach Programm wäre das an manchen Tagen aber sicher auch möglich gewesen. Planmäßig endet das OP-Programm um 15:00 Uhr, allerdings geht es häufig in Realität eher bis 16:00 Uhr oder noch etwas länger. Wenn man einen Termin hat und mal auf jeden Fall pünktlich weg muss, kann man das aber in der Regel rechtzeitig sagen und wird dann ausgelöst, das ist also echt kein Problem.
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag (Di + Mi Unfallchirurgie, Do Plastische Chirurgie) ist von 15:00 - 15:45 Uhr PJ-Unterricht. Je nach Situation im OP tritt man dann dafür etwas früher vom Tisch ab oder kommt eben mal etwas zu spät zum Unterricht. Die Unterrichte fand ich größtenteils sehr gut gemacht.
Nach dem PJ-Unterricht bzw. wenn man im OP fertig ist geht man dann in der Regel so zwischen 16 und 17 Uhr nach Hause.
Zusammenfassend verbringt man also den Großteil des Tages im OP. Wenn man aber mal gerne auf Station bleiben will, um die Zugangsvisite der Akuttraumatologie oder eine Oberarztvisite mitzubekommen, oder mal einen Tag in die Ambulanz gehen will, kann man das ansprechen und das wird auch gerne ermöglicht. Insgesamt bemühen sich die Ärzte wirklich sehr, auf eigene Wünsche zum Ablauf des Tertials einzugehen. Als Ansprechpartner ist insbesondere auch der PJ-Beauftragte sehr bemüht und super nett :)
Was man sich natürlich schon klar machen sollte, ist, dass die Tage manchmal gerade mit längerem Pendeln nach Ludwigshafen (je nach Wohnort) nicht so kurz wie in manchen anderen Fächern sind. Ich denke allerdings, dass das an den meisten größeren Häusern, und sowieso in der Chirurgie, eher die Norm ist. Außerdem muss ich echt immer wieder betonen, dass die Zeit, die man an der BG verbringt, definitiv gut genutzt ist :)
Dennoch, wenn man in seinem PJ möglichst vorhersehbare 8h-Arbeitstage haben will und immer pünktlich nach Hause will, ist man an der BG eher falsch. Wenn man aber für die Unfallchirurgie brennt, viele spannenden OPs sehen will, mit netten Menschen zusammenarbeiten will und ganz viel (theoretisch und praktisch) lernen will ist man an der BG goldrichtig! Ich bin auf jeden Fall sehr froh, mein Wahltertial hier gemacht zu haben und kann es wirklich jedem Chirurgie-Interessierten nur wärmstens empfehlen!!
Sonstiges:
- Man muss keine Dienste machen, kann es aber freiwillig in Absprache mit den Stationsärzten gerne tun. Für einen Spätdienst unter der Woche kommt man in der Regel morgens zur normalen Zeit und bleibt dann eben länger bis zum Abend (aber wirklich nicht zu spät ;) ) und kriegt als Ausgleich dafür den nächsten Tag frei. Für einen Wochenenddienst kommt man so gegen 9:00 Uhr und bleibt ebenfalls bis zum Abend. Ich habe im Ausgleich für einen Tag Wochenenddienst dann 2 Tage in der folgenden Woche frei bekommen, das bespricht man aber sowieso ganz individuell mit der Station. Im Dienst ist man vor allem mit dabei in der Notaufnahme oder im OP oder läuft mit dem 3. Dienst zusammen durchs Haus und kümmert sich um Nadeln, Verbände, etc.. "Blutabnahme/Nadelsklave" wie oft an der Uniklinik im Dienst ist man auf jeden Fall nicht und auch im Dienst kann man viel dazulernen :) Die Dienste werden allerdings nicht extra vergütet.
- Man bekommt von der BG Kleidung, eine Parkkarte fürs Besucherparkdeck und ein kostenloses Mittagessen im Casino (das ziemlich gut ist) gestellt.
- Ein PJ-Logbuch gibt es, das wird aber nicht besonders pedantisch kontrolliert sondern dient eher als Vorlage für einen selbst, was man optimalerweise alles mitnehmen sollte.
Bewerbung
Keine besonders frühe Bewerbung nötig, die normale Bewerbung mit PJ-Anmeldung reicht völlig aus.