Ich würde ein PJ auf der Allgemein- und Viszeralchirurgie absolut nicht empfehlen. Zum Einen waren wir viel zu viel PJ-ler auf Station (zw. 5-8), so dass man sich mehr oder weniger gegenseitig die Arbeit weggenommen hat. Morgens MUSSTEN um 06.30 Uhr alle zum Blut abnehmen auf Station sein, selbst bei wenigen bis sehr wenigen Blutabnahmen. Nach der Visite, die um 7 Uhr begann, war man im Prinzip arbeitslos. Neben dem Blutabnehmen und dem Kanülenlegen hat man dann noch im OP Haken gehalten. Leider war man hier oft überflüssig, musste aber trotzdem präsent sein. Bis auf bei 2-3 Ärzt*innen wurde jedoch kaum bis nichts erklärt, man wurde dafür jedoch oft angeschnauzt oder blöd von der Seite angemacht. Seitens der Station gab es leider fast kein Unterricht oder Fortbildungen, dafür jedoch umso mehr von anderen Abteilungen (z.B. Innere, HNO, Radiologie, etc.), die insgesamt sehr gut waren.
Ein weiteres großes Minus sind die nicht klar geregelte Arbeitszeiten. Man hat von den PJ-lern erwartet, auch an der Nachmittagsbesprechung teilzunehmen, die im Schnitt bis 16.30 Uhr ging, so dass man teilweise einen 10-Stunden-Arbeitstag hatte, ohne jedoch viel gemacht haben zu können.
Man merkt zudem, dass viele der (vor allem) männlichen Ärzte leider noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind. Unglücklicherweise sind Sprüche wie "seid doch froh, vor 20 Jahren gab es noch keine Weiber hier" oder "ich gebe euch so viel auf, dass euch die Arschritze brennt" gefallen. Insgesamt war die Atmosphäre auf den Stationen sowie zwischen den Ärzt*innen sehr ungemütlich, von einem kollegialen Miteinander, geschweige denn einer respektvollen Behandlung der PJ-ler, kann nicht die Rede sein.
Leider sind am BWK die (papierlastige) Bürokratie sowie hierarchische Strukturen noch sehr präsent, kombiniert mit teils sehr ungünstigen Öffnungs- bzw. Arbeitszeiten einiger Abteilungen und Stellen, so dass das Einholen aller Unterschriften und Unterlagen und das Einrichten eines Zugangs kompliziert und langwierig war.
Die einzigen Vorteile waren, dass man regelmäßig Pause machen konnte und die Preise in der Mensa, vor allem in Relation zur Qualität, sehr angemessen waren. Zudem hatte ich das Glück, das Tertial mit sehr coolen Mitstudierenden absolvieren zu dürfen, so dass es etwas erträglicher war. Außerdem ist die PJ-Aufwandsentschädigung ordentlich (812€).
Der einzige Lichtblick war Frau Kremmeter vom PJ-Sekretariat. Von der Bewerbung über das Tertial hinweg und am Ende war sie immer da, hilfsbereit und hatte eine Engelsgeduld für alles und alle. Ich habe selten einen so kompetenten und gleichzeitig freundlichen Menschen kennengelernt, der zudem komplett alleine für alles zuständig ist.
Alles in einem würde ich dringend von einem PJ oder einer Famulatur dort abraten!