Das PJ in der Inneren am Franziskus-Hospital-Harderberg ist aus meiner Sicht vollkommen gelungen.
Am ersten Tag waren trotz Urlaubs der entsprechenden Verantwortlichen Taschen mit persönlichen Zugangsdaten für Orbis, eigener Klinik-Mailadresse, eigenem Telefon und Namensschild bereits gepackt und wir wurden durch die gesammelte Chefarztrunde begrüßt. Insgesamt ist es ein kleines, familiäres Haus, die Hierarchien sind flach. In der Inneren Medizin durften die Oberärzte geduzt werden und wir PJler wurden nicht als Blutabnehmer, sondern als angehende Kollegen gesehen. Ich fand es sehr angenehm, dass ich in allen Rotationen überwiegend bei einem Assistenten mitarbeiten konnte und wir uns dadurch gut aufeinander einstellen konnten. Die Assistenten waren durch die Bank weg lehrwillig und haben sich bemüht uns viel zu erklären, viel machen zu lassen und uns pünktlich nach Hause zu schicken. Überstunden habe ich nur freiwillig gemacht, wer möchte schafft es in aller Regel pünktlich nach Hause.
An den Montagen finden um 14 Uhr PJ-Fortbildungen von wechselnden Fachrichtungen statt. An den Freitagen finden abwechselnd eine Fortbildung durch Professor Müssig (CA der Inneren) und praktische Übungen (BGA interpretieren, Sono, Nahtkurs,..) statt. In überwiegender Mehrheit haben die Seminare auch stattgefunden oder wurden nachgeholt. Zudem gibt’s Donnerstag eine Fortbildung für alle Internisten durch jeweils einen aus dem Ärzteteam und Mittwochs ist immer eine Diabetes-Fortbildung. Röntgen-Demos sind täglich und ebenfalls lehrreich.
Fachlich liegen die Schwerpunkt am Harderberg auf der Gastro, Hämato/Onko und der Diabetes-Behandlung. Insgesamt ist es ein Haus der Grundversorgung und damit bekommt man wirklich die Klassiker zu Gesicht, was ich für den Anfang genau richtig ist.
Der Oberarzt und PJ-Betreuer Herr Schilling (super nett und engagiert!) hat sich in der ersten Woche mit uns zusammen gesetzt und Einsatzpläne gebastelt. Jeweils drei Wochen auf der allgemeinen Inneren und drei Wochen auf der Hämato/Onko (eine davon wahlweise auf der Palliativstation) sowie eine gewisse Zeit auf der Notaufnahme sind Pflicht, abseits davon dürft ihr komplett selbst aussuchen und eure eigenen Schwerpunkte setzen. Weitere Einsatzmöglichkeiten sind die Funktionsabteilung, die Geriatrie, die Palliativstation oder die Intensivstation. (Auf der Intensiv war ich persönlich nicht, andere waren dort aber sehr gut zufrieden und durften viel praktisch selber machen.) Dazu sind Tage im neurologischen MVZ, mit der Diabetes-Beraterin, in der Nephro, mit der Wundmanagerin, mit dem Atemtherapeuten,.. möglich. Eine externe Rotation in die Pneumologie nach Osterkappeln kann ich auch sehr empfehlen, ebenso ein paar Tage in der Psychosomatik in Bramsche. Auch Notarzt-Begleitungen sind möglich. Wenn euch irgendwas spezielles anderes interessiert, sprecht es an, ich vermute, dass ihr auch dies ermöglicht bekommt. Gelegentlich Dienst mitzumachen ist möglich und bietet nochmal andere Einblicke. Dafür wird man einen anderen Tag freigestellt, kleines Manko dabei ist, dass man bisher nur für einen normalen 8h Tag bezahlt wird. Haltet da ggf. nochmal Rücksprache mit dem IFAS, ob man für einen Dienst nicht doch ganz offiziell 2 Arbeitstage vergüten darf, wir waren bisher erfolglos, aber vielleicht schafft ihr es durchzusetzen.
Wer mag kann kostenlos in den Unterkünften am Marienhospital unterkommen (max. 10Min Gehweite vom Hauptbahnhof), die von sehr wechselnder Qualität sind. Ich persönlich hatte Glück und ein gepflegtes Zimmer mit eigenem Balkon, gutem WLAN und einer Waschmaschine in der Wohnung, einige Mit-PJler haben jedoch auch schlechtere Erfahrungen gemacht. Die auf der Homepage ausgeschriebenen E-Bikes waren bei uns sehr schnell vergriffen, ohne artet der Harderberg morgens etwas in Frühsport aus. Frühstück und Mittagessen in der Mitarbeiter-kantine dürfen PJler kostenlos. Das Team der allgemeinen Inneren geht nach der Röntgenbesprechung immer zusammen essen und auch auf den anderen Stationen sehen die Assistenten zu, dass man es als PJler zum Essen schafft.
Fazit. Ich habe lange zwischen einem Platz in der Schweiz und dem Harderberg geschwankt, aber letztlich meine Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereut. Das Team am Harderberg ist wirklich klasse, ihr habt die Chance eigenständige Betreuung von Patienten zu üben, gleichzeitig aber noch die Freiheiten des Studenten dort zu schauen, wo es euch interessiert. Die vielfältigen Rotationsmöglichkeiten und die Möglichkeit eigene Schwerpunkte zu setzten sind top. Von mir gibt’s eine volle Empfehlung!