herzchirurgische IMC und ITS (IBE 22/23, später 1-2)
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe ein halbes Tertial in der Herzchirurgie verbracht.
Lobend hervorzuheben ist, dass meinem Wunsch in den Intensivbereichen eingesetzt zu werden entsprochen wurde. Die ersten beiden Wochen war ich auf der IMC, danach auf der ITS. Bis auf zweimal beim Blutabnehmen und Flexülenlegen zu helfen kam ich um die Normalstation herum.
Leider ging sonst vieles drunter und drüber. Irgendwelche Formulare wurden nicht oder unvollständig verschickt und ich musste noch zig mal ins Sekretariat und die Personalabteilung. Als ich einen freien Tag nehmen musste, fragte ich zunächst den Oberarzt der IMC, wen ich informieren müsse und er meinte, dass es genüge, dass er es weiß, am nächsten Tag kamen böse Emails, dass ich doch nicht einfach fernbleiben dürfe.
Ich hatte zunächst auf der IMC angefangen, weil auf der ITS schon zwei PJler waren. Als die dann ihre Studien- und Fehltage gesammelt in Anspruch nahmen, ging ich dann, mit einer Übergangszeit von ca. 2 Wochen auf die ITS. Eine wesentliche Einarbeitung erfuhr ich leider auch nur durch die beiden.
Meine Aufgaben bestanden im Wesentlichen darin, jeden Morgen alle... ja, meistens alle Patienten zu untersuchen, das ins ICM zu klimpern und hin und wieder sollte ich eine Dialyse aufbauen. Letzteres fiel glücklicherweise durch den Umzug der ITS in einen anderen Gebäudeteil von mir ab. An der eigentlichen Patientenversorgung war ich oft nur marginal beteiligt. Bei manchen Assistenz- und Fachärzten konnte ich durchaus meine Befunde kritisch betrachten und Maßnahmenvorschläge erbringen, andere ignorierten mich, meine Meinung und meine Anwesenheit, selbst bei potentiell lebensbedrohlichen Befunden, und sahen mich als stumpfe Statusmaschine. Überhaupt ging auf der Station, wenn die Oberärztin der ITS nicht da war, alles drunter und drüber. Die Beatmungsparameter wurden gewürfelt, enterale Ernährung scheint zahlreichen Kollegen völlig unbekannt und zu mehr als "wenn Beatmung alarmiert, dann Pancuronium" reicht es bei einigen auch nicht. Bei manchen Ärzten ist nicht evident, dass sie ein Medizinstudium absolviert haben.
Wenn die Oberärztin da war, lief es überwiegend in geordneten Bahnen, besonders passte sie darauf auf, dass ich von den Ärzten eben nicht als Statusmaschine missbraucht wurde, sondern einige Patienten ich und einige Patienten die Ärzte selbst visitierten. Ich durfte alle Arterien und ZVK und die ein oder andere Thoraxdrainage legen und sie verteidigte mich auch gegen ein paar Übernahmeversuche durch die Normalstation. Bei spannenden und seltenen Befunden, auch bei den Patienten, die ich nicht visitiert hatte, holte sie uns PJler immer dazu. Sie nahm meine Befunde ernst und brachte uns Wertschätzung als angehende Kollegen entgegen.
In den OP hätte ich sicherlich gekonnt... eigentlich sogar gemusst..., war ich aber nicht besonders scharf drauf. Ein offenes Herz hatte ich schon in der Anästhesie gesehen, Schrittmacher schon in der Kardiologie.
Hin und wieder wurden PJ-Seminare angekündigt, davon hätte ich anscheinend sogar ein paar besuchen müssen, meistens wurden die aber kurzfristig abgesagt. Besonders nervigerweise musste ich ein "interprofessionelles" Seminar besuchen, in dem ein wildgewordener Informatiker ein paar PJlern und Pflegeschülern einen auf einen Visitenwagen gespaxten Laptop mit einem billigen Blutdruckmessgerät als die Lösung des Landärztemangels verkaufen wollte. Den Nachmittag hätte ich schlafenderweise sinnvoller verbracht. Ansonsten haben wir ein paar Silikon-Bypässe an einem 3D-gedruckten Herz genäht, das war's auch im Wesentlichen.
Essen konnte man jeden Tag, man hat einen Freibetrag der meistens nur für Nudeln oder eine Alternative reicht, entsprechend regelmäßig gab es bei fragwürdiger Alternative halt Nudeln. Im Monat gab es 400 Euro als "Stipendium", das man vorher mit zwanzig Formularen vom Chefarzt absegnen lassen muss.