Ein kleiner Einblick in mein Chirurgie Pflichttertial, was ich gesplittet (also 2 Monate Ruanda, 2 Monate Deutschland) hier verbracht habe.
Ich habe nach dem Abi hier ein FSJ gemacht und hatte deswegen schon Verbindung zu Ruanda.
Das Krankenhaus:
Das CHUB ist ein wirklich großes Krankenhaus/ Universitätskrankenhaus. Huye/Butare ist die südlich gelegene Universitätsstadt des Landes, deswegen wohnen hier viele Studis. Das CHUB hat viele Fachabteilungen: Innere, Chirurgie, Ortho, Gyn, Päd, aber auch Auge, HNO. Das Labor und die Patho die vor Ort im Haus sind sind auch sehr gut und es gibt auch ein CT (was während unseres Aufenthaltes leider kaputt war). Deswegen wurden viele Patient*innen direkt in die Hauptstadt nach Kigali (3h Fahrt) verlegt und für Dinge wo eine MRT Untersuchung empfohlen ist, wird auch immer nach Kigali verwiesen.
Das Krankenhaus ist mittlerweile echt international, wir haben unabhängig voneinander zu dritt (zwei deutsche PJs , eine österreichische PJ) angefangen und es folgte noch eine in der Inneren, sowie 3 belgische Nurse Students und eine aus England.
Wir haben zu zweit in General surgery angefangen. Da wir zu dritt waren sollten wir uns einen Rotationsplan überlegen, hier war es dann ziemlich flexibel wo man hinrotieren konnte. In der Chirurgie gibt es die Bereiche: General Surgery, Orthopedics, Minor Surgery (Wundversorgung unter Narkose, kleinere Dinge wie Abszessspaltung etc.)
Wir sind dann aber auch in die Notaufnahme, die Ultraschalldiagnostik (sehr zu empfehlen, ich war selber nicht dort, aber die anderen und dort gibt es Medizintechniker*innen die nur für Ultraschall zuständig sind und demnach ihr Handwerk sehr gut können. Generell wird hier viel mit Ultraschall diagnostiziert, was die Skills nochmal erweitert.) und auch in die Gyn rotiert. Wenn man gesagt hat, dass das mit unserem Supervisor abgesprochen war mit der Rotation war das kein Problem, wir haben dies ehrlicherweise einfach behauptet und nicht abgesprochen, da Elias ein wirklich unangenehmer, kontrollbedürftiger, sexistischer Dude ist, mit dem man lieber so wenig Zeit wie möglich verbringt.
Ich war insgesamt dann 2 Wochen in General Surgery, 1 Woche Ortho, 1 Woche Notaufnahme, 2 Wochen Gyn und zwei Wochen reisen.
Um 8 Uhr begann der Tag mit der Frühbesprechung in General Surgery, wo vom Nachtdienst-Studi die aufgenommenen und operierten Patient*innen vorgestellt werden, teils dann entsprechend Falldiskussionen und Nachfragen zur Behandlung durch die Fachärztis.
die Einsatzgebiete sind Station, OP, admission, out patient department (OPD) und on call.
Aufgaben:
- Station: man macht Visite, dies eigentlich immer mit ruandischen Studis zusammen, was auch total sinnvoll ist für die Sprachbarriere. Die Studis bereiten alles vor und dann kommt ein Facharzt für Fragen und abschließende Entscheidungen dazu. (Qualität und Ausmaß der Einbindung ist sehr abhängig vom jeweiligen Arzt, teils hat man richtig was gelernt und wurde auch abgefragt, teils wurde sie fast komplett auf Kinyarwanda gemacht und man muss dann aktiv immer um Übersetzung bitten. Tut man dies nicht, dann versteht man somit auch leider nichts.
Im Anschluss wird die Visite in den Akten dokumentiert. Hier läuft es etwas chaotisch, die Patientenbetten und Akten stimmen oft nicht überein, ich fand es schwer die Schrift in den Akten zu lesen, es gibt keine Strukturreiter und deswegen muss man sich alles etwas zusammensuchen. (Definitiv deutsches Ordnungsbedürfnis, das sollte man reflektieren und sich nicht aufregen).
Falls jemand entlassen wird, macht man die ganzen Unterlagen fertig, manchmal kann man Labor oder Bildgebung im Computer und auf Papier anfordern, man sieht auch einige Verbandswechsel, kann ggf. auch mal eine Drainage ziehen etc.
Bei der Kommunikation mit den Patient*innen ist man auf die ruandischen Studis als Dolmetscher angewiesen. Meistens war man um die Mittagszeit rum durch und wir konnten dann meist gehen (offiziell sollen Studis bis 17 Uhr ca dableiben, "falls noch Arbeit anfällt").
- OP: Ich habe die meiste Zeit im OP verbracht, jeder Bereich General/Ortho hat meist 4 OP Säle. da es in Ruanda keine OTAs gibt ist das dann die Aufgabe der Assistenz. Oft ist man noch zusammen mit einem ruandischen Studi im Saal, man kann sich dann abwechseln oder zusammen assistieren und eine Person macht dann den OTA Job, reicht die Instrumente an. oft ist man aber auch alleine mit dem Operateur*in. Hier ist es wie in Deutschland unterschiedlich wieviel man lernt. einige Ärztis erklären gerne und viel und fragen einen dann auch viel ab (Begrenzungen Leistenkanal, den Vas deferens benennen, also so ziemlich die gleichen Fragen wie in Deutschland auch.)
Ich war am Anfang etwas zurückhaltend, aus Erfahrungen aus Deutschland wo man Sachen nicht selber anfassen durfte, aber die Ärztis sind sehr nett und freundlich.
Das Einwaschen läuft etwas anders, man wäscht sich mit Wasser und Seife sehr gründlich ein und danach erfolgt eine Händedesinfektion, aber das wird einem alles gezeigt, die ruandischen Studis nehmen einen auch hier an die Hand.
Wenn man im OP arbeitet ist ein warmes Mittagessen mit Getränk inklusive, was innen OP gebracht wird, so dass man sich nicht umziehen muss. Man ist angehalten, bis zum Ende der elektiven OPs zu bleiben, was meistens zwischen 15 und 18 Uhr war, aber auch abhängig davon ist, wer noch alles zum assistieren da ist.
- Admission: stationäre Aufnahme der Patient*innen, hier war ich wegen Sprachbarriere nie.
- OPD: Patienten mit Terminen, Wiedervorstellung usw. Man versteht währenddessen leider nichts aber wenn der Arzt*in danach übersetzt ist es eigentlich ganz interessant, man sieht interessante Verläufe, schreibt die Anforderung für das Kontrollröntgenbild.
- on call: immer ein Studi, man ist den Tag über für notfallmäßige Aufnahmen und OPs zuständig und bleibt dann auch die ganze Nacht zusammen mit einem Arzt dort, am nächsten Tag in der Frühbesprechung stellt man die Patienten vor und muss offiziell auch noch mit auf Visite, sodass es häufig 26h-Dienste sind. Hier kann man als Zusatz dabei sein, haben wir alle aber nicht gemacht.
Auf der Station liegen 15 Patient*innen in einem großen Raum, der Geruch ist schon anders und ich habe auch Dinge gesehen die man in Deutschland selten sieht (fortgeschrittene Krebserkrankungen, da es hier keine Präventionuntersuchungen gibt, Tetanus Erkrankung (80% der Kinder sind geimpft, Auffrischimpfungen gibt’s nur wenig) dann viele Verletzungen durch Moto-Unfälle oder Kinder die vom Baum gefallen sind, manchmal auch häusliche Gewalt obwohl der Präsident viel Aufklärungsarbeit dagegen betreibt. Viele Verbrennungen, Epilepsien, Magenrupturen, Pneumothorax, Osteomyelitis.
Ich habe dann am Ende noch ein bisschen in die Gynäkologie geschaut, was kein Problem war. Hier ist der OP und die Geburtshilfe an spannendsten. man sieht vielen Kaiserschnitten (6-8 pro Tag) aber auch z.B. Vakuumaspirationen bei Blasenmolem, Hysterektomien etc. Es ist eine relativ große Abteilung mit vielen Studis und hat mir sehr viel Spaß gemacht, die Leute waren auch alle sehr nett dort, besonders die Fachärztin aus Äthiopien erklärt sehr viel, die Stimmung war immer professionell, entspannt und lustig.
Dokumente:
Kosten fürs Praktikum sind 150$ pro Monat und nach Überweisung vor Ort erhält man einen Brief von Elias mit dem man dann das Studivisum U2 beantragen kann bei Irembo. Kosten 50.000 Rwf (~ 36€)
PJ Bescheinigung haben wir uns von dem Head of Surgery Dr. BAYISENGA Justin unterschreiben lassen, wenn man Stempel und Unterschrift von ihm hat, muss man noch zum Krankenhaussekretariat und bekommt dort noch den Krankenhausstempel dazu.
Wer den Confirmation Zettel für seinem Landesprüfungsamt braucht, den hat uns der Dean der University of Rwanda Dr. Muhizi unterschrieben (+250788616084), er sitzt in dem Gebäude neben dem Krankenhaus und ist super nett. Man muss einmal aus dem Krankenhaus raus und schreibt ihm vorher am besten, wann es ihm passt, da er nicht immer vor Ort ist.
Mitzubringen:
- Kasaks 2 Paar
- Weißer Kittel 2 Paar
- Schutzbrille
- OP Schuhe geschlossene Crocs
- Stethoskop
- Händedesi
- Schere
- Sterile Handschuhe in eigener Größe sonst gibt’s für alle 7,5
Wohnen:
Ich habe bei Freunden von mir im Haus gewohnt, die anderen PJs im RVCP House. Das kostet 200 $ pro Monat, für die Verhältnisse dort aber sehr teuer. Es gibt noch ein anderes Hostel direkt neben dem Krankenhaus, was günstiger ist, wo man dann aber keine Kochmöglichkeit hat und was für Huye Verhältnisse dann etwas weit vom „Stadtkern“ ist.
Freizeit:
Meine Partnerin hat mich für 2 Wochen besucht während ich hier war und wir waren dann in der Zeit zusammen reisen. im Krankenhaus habe ich das ehrlicher Weise nicht abgesprochen, es ist dann aber durch unsere häufigen Rotationen auch nicht sehr aufgefallen und war dann in Ordnung.
Wir haben versucht, möglichst viel vom Land zu sehen und viele Kurztrips gemacht. Huye ist nicht der allerbeste Ausgangspunkt, da man häufig über Kigali muss, mit bisschen Planung ging es aber ganz gut. Die Nationalparks sind alle recht teuer, ein Besuch lohnt sich meiner Meinung nach aber.
Empfehlungen:
- Nyungwe National Park zum Wandern (Canopy Walk, Waterfall Walk) wir haben eine Nacht auf dem Campingplatz geschlafen, fand ich sehr schön, warme Sachen sind wichtig, nachts wirds doch recht kalt. wenn man sich Campingsachen leihen kann (konnte ich von meinen Freund*innen hier) ist es nochmal günstiger, aber man kann sich auch vor Ort ein Zelt gegen Aufpreis leihen.
- Volcanoes National Park für Wanderungen (wir waren auf dem M. Bisoke) die Wanderung ist wirklich anstrengend, gute Wanderschuhe sind ein Muss und man sollte trittsicher sein und da es 1000 Höhenmeter hoch geht merkt man auf 3700m dann auf die Höhe, wir hatten danach leichte Kopfschmerzen und man merkt seine Waden auch ganz gut. wenn oben kein Nebel ist sieht man den Kratersee und es ist wirklich schön! Auch hier warme Sachen einpacken , oben ist es frisch.
Und falls man viel zu viel Geld übrig hat Gorilla Tracking (1500€)
- Lake Kivu für bisschen Urlaubsfeeling, die Airbnb Lodge von Andreas ist traumhaft! Im See lieber nicht schwimmen, es gibt Bilharziose.
- kleinere Sachen in der Umgebung: Museen: Nyanza, Wanderungen von Nyanza aus zb nach Gatagarra dort kann man eine Töpferei besichtigen und selber Dinge töpfern die man dann später abholen kann. Mount Huye Coffeefarmtour, Schwimmen im Pool vom Petit Prince Hotel. Bäckerei Chez Vernant (saltet Bread für die deutschen Kartoffeln :-D) Nehimia Café, Gia Café, Chinese Restaurant ist lecker. Akapulko oder Southbridge wenn man mal feiern gehen möchte.
Bewerbung
6 Monate vorher über Elias (elias@chub.rw) Details für Bewerbung siehe Fotos