Die Zeit am UKSH war meist gut - vor allem abhängig von der Station und von der Menge an anderen Studenten.
Die Betreuung der Studenten war durch die Studierendenkoordinatorin sehr gut, man hat sich meist mehrfach die Woche gesehen, sie hat aktiv nachgefragt und einem immer den Rücken gestärkt. Außerdem gab es jede Woche teilweise mehrere PJ-Seminare, immer wieder Nahtkurse und es war möglich, die laufenden Chirurgie Vorlesungen zu besuchen.
Studientage können nach Absprache genommen werden, wenn genug Studenten zum Blut abnehmen und Haken halten da sind. Wenn das nicht der Fall ist, hat man Pech, die Studientage sind nicht so fest geregelt wie in der Inneren. Das gleiche gilt für die Arbeitzeit - wenn genug andere Studenten da sind oder auf der Gefäßchirurgie kommt man auch mal früher raus, ansonsten war ich häufig bis 16:30 Uhr da (was nicht daran lag, dass ich mich für das Fach begeistert hätte).
Man kann auch kostenlos die Lübecker Toolbox (Laparoskopie-Training) machen, was vor allem für Chirurgiebegeisterte eine große Chance ist! Man muss zwar viel Zeit investieren, aber merkt deutliche Fortschritte und profitiert später im Beruf auf jeden Fall davon.
Erste Rotation Allgemeinchirurgie: Jeden Morgen haben sich alle zur Morgenbesprechung getroffen, die ein Ereignis für sich war. Das mal niemand dem anderen ins Wort gefallen ist, war selten, dass lautstark gestritten wurde, nicht. Fast unterhaltsam für Außenstehende, aber keine Werbung für die Abteilung. Auf der Station ging es dann genauso weiter - einmal ist sogar ein Telefon geflogen. Aber wenn man die Ärzte alleine trifft sind sie größtenteils nett und auch mit der Pflege kann man gut auskommen. Man hat viele Blutentnahmen zu erledigen, aber so lernt mans wenigstens. Ab und zu durfte man auch auf Station mal einen Stich setzen, Drainagen ziehen oder Ports anstechen. Leider war nicht immer Zeit, es davor gezeigt zu kriegen, also hab ich mich manchmal aus Sicherheitsbedenken geweigert oder auf youtube vertraut. Auch hier gilt - wenn genug Studenten da sind, ist alles leichter.
Im OP hat man viel Interessantes gesehen, wenn man sich mit einigen Operateuren gut gestellt hat, wurde man auch extra zu spannenden Eingriffen dazugerufen. Man durfte meistens an den Tisch und auch immer wieder Fragen stellen. Wenn es dicke Luft gab (was es doch recht häufig gab), dann meistens eher zwischen den Ärzten. Man kriegt als PJler auch mit, wie jeder mit jedem über jeden lästert. Ab und zu auch mit sexistischen Seitenhieben, dabei (oder gerade weil) gab es viele tolle, toughe weibliche Vorbilder unter den Ärztinnen. Aber für die Familienfreundlichkeit der Klinik wirbt der Arzt mit stay-at-home-mom inklusive ausgeliehenem Fahrradanhänger. Allein sind einige Ärzte aber wie gesagt nett, man muss sich einfach eine dicke Haut zulegen.
Die Gefäßchirurgie ist sehr nett, man kann fast immer zur Visite mit, lernt viel über Wundversorgung und hat deutlich weniger Blutentnahmen, als auf der Allgemeinchirurgie. Man kann auch viel in den OP, wo immer gute Stimmung herrscht und sehr viel Lehre betrieben wird, wenn man sich ein bisschen interessiert zeigt. Hier ist meistens sehr gute, kollegiale Stimmung und man lernt beeindruckende Ärztinnen kennen, die Familie und Beruf an einer Uniklinik unter einen Hut kriegen.
Die Notaufnahme war auch toll. Hier macht man entweder die Früh- (8-16:30) oder die Spätschicht (11-19:30). Früher kann man selten gehen, aber dafür sieht man viele spannende Schockräume, darf Patienten alleine aufnehmen und untersuchen, Sonos und Doppler machen. Die Oberärztin macht vormittags auch immer wieder Teachings. Hier habe ich am meisten gelernt.
Alles in allem war es also eine lohnende Zeit! Lübeck ist auch eine sehr schöne Stadt mit schöner Umgebung. Ein Wohnheim gibt es nicht, aber ein Gästehaus, soweit ich weiß, wohnen da vor allem Erasmus Studenten. Auf der Allgemeinchirurgie wurde ich grau, aber auch hier kann man etwas lernen und in den anderen Abteilungen hab ich mich immer wieder auf die Arbeit gefreut!