Ich habe von Oktober 2023 bis März 2024 mein erstes PJ-Tertial und Wahlfach AINS im St. Marienkrankenhaus Siegen absolviert.
Im Folgenden möchte ich euch über dieses wundervolle und lehrreiche Tertial berichten...
Erster Tag:
Am ersten Tag fand ein Treffen aller neuer PJler mit der Sekretärin des klinischen Direktors statt, in der wir willkommen geheißen wurden und Mappen mit Infos, Zugangsdaten und unseren Telefonen erhielten. Die Einschleusung war sehr strukturiert und für jedes Problem, wurde direkt eine Lösung gefunden. Diese hervorragende Betreuung zog sich durch gesamte Tertial durch. Nachdem man sich entspannt um alles weitere wie den Wäscheempfang gekümmert hatte, ging es für uns neue AINS PJler zum CA Prof. Dr. Brülls. Auch er empfing uns herzlich und erfragte unsere Interessen und Wünsche für das Tertial. Danach führte er uns persönlich über ITS und in den OP und stellte uns den anwesenden Mitarbeitern vor.
Danach ging es auch direkt zur Sache: Ab in die Einleitungsbox und losarbeiten - inkl. Intubieren :D
Rotationsplan/Arbeitszeiten:
Jeder 1 Monat ITS, Restzeit OP - individuelle Wünsche/Abweichungen konnten besprochen werden
Verteilung 1 PJ ITS und 2 OP, von denen i.d.R. einer im Zentral-OP und der andere im Ambulanz-OP (CAVE: Anderes Gebäude) eingesetzt war.
Tätigkeiten OP:
Kurz gesagt durften wir - sofern Patient/Situation und die Aufsicht dies zuließen - nahezu alles machen.
Am Anfang lag der Fokus darauf, möglichst viele Einleitungen mitzumachen, um Sicherheit mit den Medis und Dosierungen, Monitoring, Maskenbeatmung und letztlich der Atemwegssicherung und Beatmung zu erhalten. Sukzessive war man auch immer mehr mit dem intraoperativen Narkoseverlauf und der Ausleitung betraut. Am Ende der OP-Zeit führte man bei einfachen Fällen/Eingriffen die Narkose unter Aufsicht von Anfang bis Ende selbst durch.
Besondere Highlights/Tätigkeiten waren das Erlernen und Legen von arteriellen Zugängen , ZVK und Spinalanästhesie.
Tätigkeiten ITS:
Das Kerngeschäft bestand aus Visiten mitlaufen, körperlicher Untersuchung und täglichen Verlaufsberichten. Dazu kamen erneut Möglichkeiten, Skills wie ZVK- und Arterienanlage oder aber die Bronchoskopie, in einem deutlich ruhigeren Setting verglichen zum OP, zu erlernen. Zudem durfte man auch einen eigenen, einfachen Patienten führen und sprach angedachte Diagnostik oder Therapie mit dem Stationsarzt ab. Zu guter Letzt stellte man in der Lehrvisite ein bis zwei Patienten vor.
Team:
Bis auf wenige Ausnahmen, waren sowohl sämtliche Ärzte als auch Pfleger sehr freundlich und lehrbereit. Fragen wurden nie abgewatscht, sondern wenn möglich beantwortet oder weitergeleitet. Zudem durfte man viele Tätigkeiten selbstständig durchführen ohne jemals allein gelassen worden zu sein. Das Abschieben unliebsamer Aufgaben an die PJler kam in meinem Tertial ebenfalls nicht vor.
Besonderes:
In der letzten Woche des Tertials war das Marien-KH wieder mit der Bereitstellung des Notarztes auf der Feuerwache Siegen zuständig. Dabei konnten PJler jederzeit Tag und- oder Nachtschicht mit besetzen. Je nach Situation durfte man den Einsatz unter Aufsicht selber führen oder unterstützte die Maßnahmen von NA und NFS/RD.
Zudem wurde man beim klinikinternen Rea-Alarm zugezogen, wenn man grad und er Nähe von CA Brülls oder sowieso auf ITS war und an den Wiederbelebungsmaßnahmen mitwirken.
Lehre:
Der PJ-Unterricht war super vielfältig, gut organisiert und sehr studentennah. Zudem gab es nicht nur Theorie, sondern häufig praktische Anteile. Es herrschte eine gelebte Anwesenheitspflicht - wenn man doch einmal nicht konnte, war dies aber nie schlimm oder nicht möglich.
Jeden Dienstag fand am Nachmittag ein Vortrag über ein bestimmtes Krankheitsbild/Leitsymptom, Eingriff oder eine Fachdisziplin statt.
Mittwoch war Studientag. An diesem fanden i.d.R. 3 Lehreinheiten statt. Erste Einheit um 0900 waren praktische Einheiten wie ein Nahtkurs, Untersuchungstechniken oder die EKG Befundung.. Nach dem Mittagessen fand das von Prof. Brülls geführte AINS-Simulationstraining statt.
Hier wurden wir als Rea-Teams oder Schockraumbesatzung gefordert und teils über unsere Grenzen gebracht. Es war eine fantastische Möglichkeit, das gelernte anzuwenden, aber auch eigene Handlungsweisen zu hinterfragen. Man konnte von den Erfolgen und Fehlern der anderen und sich selbst sehr gut lernen. Zudem erhielt jeder ein ausführliches Debriefing von Prof. Brülls. Der Lernerfolg dieser Einheiten war riesig!
Zuletzt fand am Nachmittag die studentische Fallvorstellung statt. In dieser stellte ein PJler (idealerweise der jew. Fachrichtung die dran war) einen Patienten vor. Das Kollektiv sollte anhand der Informationen Diagnose und Therapie erarbeiten. Dies stellte ein gutes Training fürs M3 dar und bot die Möglichkeit, gewisse Krankheitsbilder oder Therapiekonzepte mit dem anwesenden Arzt (häufig einer der OÄ oder CÄ) zu vertiefen. Eine unangenehme "Prüfungssituation entstand jedoch nie - es herrschte zu jeder Zeit ein entspanntes Gespräch im kollegialen Kreise.
Freitags um 1000 fand die Lehrvisite statt, welche von den CÄ der AINS (Prof Brülls) und Kardiologie (Prof. Burke), sowie den jeweiligen ITS-Ärzte und der Pflege durchgeführt wurde. Im Rahmen dieser stellten die ITS-PJler ihre Patienten vor. Bei allen Patienten wurden Therapien erklärt, Fragen beantwortet, aber auch reihum an uns PJler gestellt. Die Visite war eine gute Möglichkeit, um hochkomplexe und interdisziplinäre Krankheitsbilder und Behandlungen zu kennen- und verstehen zu lernen.
Am Ende des Tertials bot Prof. Brülls jedem AINS-PJler eine „Chefwoche“ an. In dieser begleitete man ihn auf ITS und in den OP, um Visite zu laufen oder Narkosen einzuleiten. Darüber hinaus ging es mit zum Rea-Alarm oder anderen Notständen, zu denen er hinzugerufen wurde. Hier durfte man auch sehr viele Aufgaben wahrnehmen und bekam direktes Fund faires Feedback. Die Chefwoche stellte darüber hinaus auch eine Art M3-Simulation dar, da man in dieser immer wieder Fragen gestellt bekam. Mal auf Visite, im OP oder im kollegialen Gespräch beim Kaffee.
Allgemein lässt sich sagen, dass die Dozenten allesamt sehr lehrbegeistert waren und den PJ-Unterricht nie halbherzig abarbeiteten. Im Besonderen ist jedoch das Engagement Prof Brülls´ zu erwähnen, gleich mehrmals die Woche teils sehr aufwändige Simulationen und Lehreinheiten anzubieten.
Unterkunft: 50 Meter fußläufig vom Kliniknebeneingang lag das Wohnheim, in dessen EG sich auch die Cafeteria befindet. Es gibt eine PJ-Etage mit ca. 10 Zimmern, sowie 2 Gemeinschaftsbädern und einer Gemeinschaftsküche. Letztere wurde erst vor 2 Jahren modernisiert und bot 2 Kühlschränke, ein 4er-Ceranfeld, viel Stauraum, Geschirr und einen großen Esstisch. Die Zimmer sind mit Bett, Schrank, Schreibtisch und Stuhl, teilweise sogar weiteren Möbeln ausgestattet. Zudem gibt es kostenloses WLAN. Gerade durch die gemeinschaftliche Wohnsituation freundeten wir uns untereinander superschnell an und verbrachten viele gemeinsame Abende - sei es nur zum Essen oder für Spiele, Krimidinner und Weihnachtsraclette.
Freizeit/Stadt:
Mit Ausnahme der Altstadt und der Schlossanlage würde ich Siegen nicht wirklich als schöne Stadt beschreiben. Besonders aufregend ist sie auch nicht. Das Kneipenangebot ist mäßig, jedoch findet im Verstärker jeden Montag ein spannendes Pubquiz statt. Für Partynächte ist der kurze Weg nach Köln von Vorteil.
Zusammenfassend lässt sich sagen: 5/5 Sternen, top Lehre, viel Praxis, gerne wieder!!!
Bewerbung
Als Student der Uni Lübeck, fiel für mich die Buchung des PJ-Platzes in Siegen in die nationale Vergaberunde. Trotz des Vorrechts der Bonner und Marburger Studenten, waren zu meinem Buchungstermin noch 2/4 AINS Plätze frei.