PJ-Tertial Innere in Krankenhaus Bruneck (5/2023 bis 7/2023)

Station(en)
Allgemeine Innere
Einsatzbereiche
Diagnostik, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Die Zeit in Bruneck war insgesamt sehr schön, ich würde aber rückblickend unbedingt gute Italienisch-Kenntnisse empfehlen, da ansonsten der Lerneffekt in medizinischer Hinsicht deutlich geringer ist.
Die Organisation läuft von Anfang an über Frau Dr. Neumair und ist wirklich strukturiert und toll. Sie ist sowohl per Mail als auch telefonisch immer gut erreichbar und klärt alle offenen Fragen. Auch sämtliche Bescheinigungen für z.B. Erasmus und das PJ wurden von allen Beteiligten immer extrem schnell bearbeitet. Auf Nachfrage schickt sie einem auch eine Liste mit möglichen Unterkünften, das würde ich auch unbedingt empfehlen, da es ansonsten echt schwer ist etwas (bezahlbares) in Bruneck zu finden.
Im Krankenhaus beginnt der Tag morgens immer mit der Frührunde, dort werden die Ereignisse vom Nachtdienst und die Tagesplanung besprochen. Anschließend bin ich dann auf Station/in die Erste Hilfe (=Notaufnahme) oder die Diagnostik/Sprechstunden mitgegangen. Es gab keinen festen Rotationsplan, man konnte je nach eigenem Interesse absprechen, wo man gerne hingehen möchte. Ich war zunächst für einige Wochen eher in den Ambulanzen und bin dann später auf die Station gewechselt. Vor allem die Diabetes- und die Sono-Ambulanz fand ich super, dort konnte ich immer selbst die Patienten voruntersuchen bzw. vorschallen. Die Echo-Ambulanz soll auch toll sein, der meistens zuständige Arzt kann aber nur italienisch. In der ersten Hilfe durfte ich leider selbst nicht so viel machen, meistens beschränkte es sich dort aufs Zuschauen, was ich manchmal für einen ganzen Tag etwas langweilig fand. Die Innere-Erste Hilfe ist aber auch eher wie ein ambulantes Sprechzimmer, da die eigentliche "Notaufnahme" im klassischen Sinne von den Chirurgen geleitet wird, genau wie die Funktionsdiagnostik (Gastro, Kolo). Ein Herzkatheter-Labor gibt es nicht, Patienten mit Infarkt werden sofort nach Bozen überstellt und erst nach Intervention teilweise nach Bruneck zurückgebracht.
Es gibt 3 Innere-Stationen, die aber nicht nach Fachrichtungen unterteilt sind, es gibt also auf jeder Station kardiologische/gastroenterologische/pneumologische/Hämato-Onko-Fälle. Wenn es mehrere PJler gibt, ist man immer 1 PJler pro Station. Auf Station gab es frühs eine Visite mit Stationsärzten und Pflege, bei der ich auch immer mitgehen durfte, diese kann auch je nach zuständigem Arzt mal ganz schön lange dauern, ich fand es aber immer interessant. Einmal die Woche ist auch der Primar (=Chefarzt) mitgegangen und hat dann auch nochmal zusätzlich viel erklärt. Dann steht typische Stationsarbeit an, also hpts. Briefe schreiben, Untersuchungen anmelden + Ergebnisse durchgehen und ich habe ansonsten auch viel Pleura- und andere Sonos gemacht oder einfache Gespräche mit den Patienten stellvertretend übernommen. Richtig eigene Patienten hatte ich aber das ganze PJ über nicht. Und das Anvertrauen selbstständiger Aufgaben hat sich auch erst mit der Zeit entwickelt. In Italien gibt es kein klassisches PJ wie bei uns in Deutschland und auch keine Famulaturen, das Studium ist sehr theoretisch und kaum praxisorientiert. Ich glaube die Ärzte wussten deswegen einfach nicht so richtig, was man bei uns im PJ alles schon so machen/lernen soll. Das sollte man sich dann vor Ort vllt etwas mehr einfordern. Es gab ab und zu Aszites-Punktionen, da wurde mir auch irgendwann angeboten, dass ich selber eine machen darf, danach hat es dann nur leider keine mehr gegeben, also da ruhig früher einfach selbst mal nach fragen. Blutentnahmen + Braunülen sind in Italien Pflege-Aufgabe. Ich habe aber regelmäßig arterielle BGAs abgenommen.
Ansonsten war mein größtes "Problem" im Krankenhaus echt die Sprachbarriere. Mir wurde vorher gesagt, dass meine fehlenden Italienisch-Kenntnisse kein Problem seien, es gab dann aber doch viele Ärzte, die kein Deutsch sprachen und wenn ich dort auf der Station eingeteilt war, habe ich natürlich wenig verstanden mit meinem Urlauber-Italienisch xD Auf Dauer hab ich dann versucht immer bei zweisprachigen Ärzten unterzukommen. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich zum Ende des halben Tertials schon deutlich mehr verstanden habe als am Anfang, also man verbessert im Verlauf auf jeden Fall die Kenntnisse, die man schon hat. Wenn man gut Italienisch kann, bin ich mir sicher, dass man auch nochmal aktiver in die Patientenversorgung eingebunden werden kann und auch viel mehr lernt.
Das Team ist super nett und einige Ärzte waren auch wirklich engagiert, mir etwas beizubringen. Man geht eigentlich immer mit irgendwem zusammen Mittag essen (und das ist SEHR gut, kein Vergleich zu deutschem Krankenhaus-Essen! und man bekommt es als PJler umsonst) und die Stimmung war immer gut, die Hierarchie eher flach. Unhöfliches Geschrei oder sexistische Sprüche von Ober-/Chefärzten gibt es hier null komma null. Alle gehen super freundlich und respektvoll miteinander um. Nach der Visite oder dem Mittagessen trinkt man auch auch mal einen Espresso oder Macchiato zusammen (Der Kaffee an der Bar im Krankenhaus ist sehr gut, aber bestellt bei der Arbeit keinen Cappuccino oder Latte Macchiato, erst Recht nicht nachmittags, das ist in Italien eine vollständige Frühstücksmahlzeit! ;D)
PJ-Unterricht gab es leider keinen, das hätte ich mir noch gewünscht und die Fehltag-/Arbeitszeiten-Regelung wurde wirklich strikt mit 8,5h eingehalten. Man musste mit stempeln und wurde auch von der Personalabteilung angerufen, wenn man das mal vergessen hat. Zum Ende hin, nachdem wir mal nachgefragt hatten, durften wir PJler aber auch mal früher gehen, wenn nichts mehr los war, da gab es dann auch keine Probleme oder Stress mit der Bescheinigung. Ein Gehalt/Aufwandsentschädigung gab es leider nicht, wenn man als Erasmus-Pratikum dort ist bekommt man ja aber darüber das Stipendium und das hat auch für den Alltag ausgereicht. Ansonsten gibt es das Essen gestellt, für die Arbeitskleidung muss man am ersten Tag 100€ Pfand in bar hinterlegen, die man am letzten Tag nach Wäsche-Abgabe zurück bekommt. Es gibt auch eine eigene Umkleid für Praktikanten/PJler. Andere Studierende kommen idR auch aus Deutschland oder Österreich.
Ansonsten ist die Stadt Bruneck klein, aber wirklich superschön! Ich habe es geliebt meinen Sommer dort zu verbringen. Man kann toll die Stadt erkunden, kürzere Routen wandern gehen, an der Rienz entlang spazieren, im Fluss oder im Freibad baden und mit dem Auto oder mit Zug kann man unendlich viele schöne Orte in der Umgebung entdecken und super wandern gehen oder anders sportlich aktiv werden. Es gibt tolle Restaurants und Bars, eine unendlich leckere Patisserie (die Macarons und Törtchen dort sind sooo lecker) und viele süße Läden. Die Burg ist toll, um dort die Aussicht zu genießen - also vom Freizeitfaktor wirklich absolut wundervoll!
Ich würde ein Tertial in Bruneck allgemein empfehlen, vom Team und der Stadt her ist es grundsätzlich super toll und eigentlich jedem anzuraten. Wer kein Italienisch kann, sollte aber vllt vorher noch einen Sprachkurs machen. Vllt ist es sonst auch in der Chirurgie sprachlich etwas leichter, weil da die Tätigkeiten nicht so sehr auf ausführliche Anamnese und lange Briefe fokussiert sind.

Bewerbung
Ich hatte Glück und habe ca. 8-9 Monate vorher noch einen Platz bekommen, weil jemand anders abgesprungen ist. Ansonsten ist es aber sicher besser, sich noch deutlich früher zu bewerben.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
keins

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
4
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2