PJ-Tertial Orthopädie in Tygerberg Hospital (7/2024 bis 9/2024)

Station(en)
und Notfallaufnahme als 2. Monat!
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Diagnostik
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe mein gesplittetes Chirurgie-Tertial Mitte Juli bis Mitte September am Tygerberg Hospital der Universität von Stellenbosch absolviert und bin darüber seeehr glücklich!
Es war aufgeteilt in ein Monat Notaufnahme und ein Monat orthopädische Chirurgie.

Motivation und Ziele:
Ich habe so viele Erfahrungsberichte über die Arbeit in einem südafrikanischen Krankenhaus gelesen, über das großartige Teaching dort und war ein bisschen frustriert von anderen chirurgischen Famulaturen, die nicht besonders toll waren obwohl ich chirurgisch und vor allem orthopädisch sehr begeistert bin.
Je mehr ich über das PJ in Südafrika erfahren hab, desto sicherer war ich mir, dass ich das dort absolvieren will. Mein Ziel war es, mehr über die besondere Kombination aus wahnsinnig guter medizinischer Ausbildung der ÄrztInnen und die diversen gesellschaftlichen Schwierigkeiten zu erfahren.
Oft hat man nur eines der beiden in einem Land, Südafrika vereint aber beide!

Organisatorisches:
Das Tygerberg Hospital gehört der Universität Stellenbosch an und liegt genau zwischen Kapstadt und Stellenbosch.
Es gibt auch das Groote Schuur Krankenhaus, was in der Stadt selber liegt – STAU!!
Bewerbungsfrist war ein bisschen mehr als ein Jahr vorher – ein kleines Hindernis ist auch, dass man sich auch in der Uni selber immatrikulieren muss und dementsprechend auch die hohen Studiengebühren pro Monat zahlen muss – der Grund warum ich auch nur ein gesplittetes Tertial dort war.
Die Bewerbung war etwas langwierig, ein Online-Portal welches aber nicht 100% durchsichtig war. Aber nicht entmutigen lassen!!! Auch wenn man viiiiele Dokumente benötigt… Es zahlt sich definitiv aus!
Die Uni bietet eine Unterkunft am Campus an, im International Student Center.
Das ist paar Minuten vom Krankenhaus entfernt, eben im Campus drinnen, der bewacht wird.
Vorteile am Campus zu wohnen:
• Schnell in der Arbeit (auch für die Mittagspause, um schnell Essen zu kochen)
• Fitnessstudio (25€ / Monat)
• Sehr sicher!!
• Schöne Bibliothek
• Cafés
• Fußball/Rugbyplätze
• Andere internationale Studenten – man ist nie alllein!
• Schnell in Stellenbosch und in den Nationalparks im Westen
Nachteile am Campus zu wohnen:
• Man braucht grad zu Stoßzeiten bis zu 45 Min. nach Kapstadt
• Ohne Auto = kein einkaufen (außer Uber)
• Joggen gehen ist bissl langweilig – im Kreis laufen…
• Gibt nicht soo viele Cafés in der Umgebung
• Zimmer sind jetzt nicht das allercoolste, es reicht aber.

Durch das gesplittete Tertial (unter 90 Tage) habe ich kein Visum gebraucht, das war praktisch. Danach braucht man soweit ich weiß auch eine Röntgen Thorax etc.
Weitere Infos:
• Steckdosenadapter mitnehmen und für die Stadt eine Powerbank
• Zwei Paar Kasaks (bitte nicht weiß – jeder tragt dort bunt!! Grün, Rot, Blau… vom OP mitnehmen 😊)
• Gemütliche Turnschuhe – wenn man im OP ist werden die auch etwas dreckig – es gibt nur so Plastiküberschuhe dort
• OP-Haube wenn man nicht die ganze Zeit mit einer Plastikhaube rumrennen will
• Ich war in deren Winter dort und es hat auch unglaublich viel geregnet, aber selbst wenn es an einem Tag regnet kann es dann darauffolgenden Tag wunderschönst sein! Und es sind weniger Touristen dort.

Notaufnahme = Front Room
• Ein lang gezogener Gang, viiiele Patienten nebeneinander wie Sardinen in Betten!
• Arbeitszeiten 8 – 18 oder 18 – 8 Uhr – aber flexibel!
Man ist theoretisch einem Team zu geordnet, aber ich persönlich war bei unterschiedlichen Teams dabei.
• Seeehr viel los! Thoraxdrainagen legen, Blutabnehmen, BGA-Abnahmen (aus der Leiste!!), Gipsen, Nähen etc.
• Viele, sehr viele Messerstechereien, Schussverletzungen, Autounfälle.
Einfache gebrochene Knochen kommen nicht hin. Die Patienten müssen ins Spital überwiesen werden, da kann keiner einfach so kommen.
• Sogenannte Community Assaults sind ganz schlimm, wenn die Community in einem TownShip entscheidet eine Person stirbt, dann stirbt die wahrscheinlich auch, weil die Verletzungen so drastisch sind. Man versucht trotzdem sein Bestes, auch wenn die Person selbst wenn sie lebend ausm Spital kommt keine guten Chancen hat – die Community wartet dann nur auf deren Rückkehr.
• Es fehlt oft an Material aber die GROßARTIG (besser als in Europa meiner Meinung nach…) ausgebildeten Ärzte sind so kreativ und finden für alles eine Lösung (in der Ortho z.B. gibt’s wenige Pflaster im OP nach einer Schulter-ASK – man nimmt eine Baby-Windel um die Schulter zu verbinden, funktioniert perfekt!)

Orthopädische Chirurgie
• Ich habe mich seehr gefreut in der Ortho zu sein.
• Die Ortho hat mehr Geld als die anderen Abteilungen, das Arztzimmer ist wunderschön, es gibt einen Balkon und sie wollen ein Fitnessraum machen
• Alle sehr coole Ärzte! Sowohl Registrars (Assistenzärzte – aber viel fortgeschrittener als unsere, eher wie Fachärzte) und Consultants (so wie Oberärzte)
• Man ist sofort im OP dabei, Haken halten, Bohren, Schrauben, kleine Amputationen selber machen. Viel Lehre, was ist das für eine Sehne, welcher Muskel ist das, was würdest du bei der Fraktur machen. Ein Traum für alle Ortho-Fans!

Leben
Hier nur eine kleine Auswahl
• Wandern, wandern wandern! Natürlich in Kapstadt selber aber auch Cederberg, Citrusdal, Jonkershoek Nationalpark etc. Nordhoekpeak, Chapmanspeak, Silver Mine Dam
• Viele Cafés (Honest Chocolate Café! Ginger Tree Café, Kruiskoffie etc..)
• Um Tygerberg herum ist Parow – das ist nicht besonders. Da macht man nix
• First Thursday – 1. Donnerstag im Monat ist Highlife in der Stadt!
• Strände zum Surfen (mir wars zu kalt aber) Muizenberg z.B.
• Suchts euch einen Sportverein vom Sport den ihr zu Hause machts!
Ich war in einem Kunstturnverein (ACS Gymnastics) und bin auch mit meinem Paragleiter gekommen und es gibt einen großartigen aktiven Paragleitverein dort (Glen Paragliding Club). Ansonsten mal einen Tandemflug machen!
• Gleichzeitig dieser komische Kontrast mit der hohen Kriminalität.
Aufpassen wo man parkt, in der Nacht nimmer draußen rumgehen, viele Cafés etc. machen vor 16h zu.
• Museen: Transplantationsmuseum, District 6, South African AirForce Museum!
• Bo-Kaap unbedingt anschauen, bunter Stadtteil von Kapstadt!
• Bei einem Braai (grillen) dabei sein
• Nachtdienste mitmachen im Spital – viel Action!
• WineEstate (z.b. Postcard-Café)
• Women´s Day am 9. August – da gibts viele Events!
• Kino „The Labia“ ur das alte Kino mit auch alten Filmen (z.B. Ghibli My neighbour Totoro)
• Food Markets: Old Biscuit Mill, Roo44, Blouklippenmarket, Oranjezicht
• Simon´s Town, Pinguine, Chapmans Peak Drive – wunderschön

Fazit
I loved it.
Die Leute im Spital. Die Leute im Paragleiten. Die Natur. Das Wandern. Das Adrenalin. Das Essen. Die Gastfreundschaft. Die Krankheitsbilder. Die Kreativität wenn es kein Material gab. Die Hilfsbereitschaft. Die Begeisterung für das Fach.
Und all das TROTZ der oft schwierigen Bedingungen. Die Leute sind dort unglaublich resilient, echt bewundernswert.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
EKG
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Eigene Patienten betreuen
EKGs
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Punktionen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Gipsanlage
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
700€ im Monat

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13