Ich habe mich für GAP entschieden, da die Klinik eine hervorragende Wertung hatte und ich wurde nicht enttäuscht.
Ich verbrachte die Hälfte meines Tertials auf der Intensivstation und durfte dann aufgrund eigenen Wunsches noch auf die offene Station wechseln, da ich mich besonders auch für die Therapien und den Umgang mit Patient*innen interessiere, mit denen man therapeutisch etwas tiefer und psychotherapeutischer arbeiten konnte.
Das Team war durchweg sehr nett. Auch mit der Pflege hat es weitgehend sehr gut harmoniert, etwas das ich in meiner Medizinstudentinnenlaufbahn noch selten erlebte. Ich hatte sogar durch eine der Ärztinnen die Möglichkeit, eine kleine Wohnung zu finden - das Wohnungsangebot war tatsächlich eines der größten Mankos, da wir als PJler der Psychiatrie keinen Zugang zu den Studiwohnungen der somatischen Klinik hatten.
Auf der Intensivstation war immer viel los, ich fühlte mich aber nie überwältigt. Ich wurde motiviert, bei der Visite mitzudokumentieren, eigene Patient*innen mitzubetreuen, Blutentnahmen oder körperliche Untersuchung durchzuführen. Es war aber alles immer ein Angebot und man hatte selten das Gefühl, dass Arbeit an einen "abgedrückt" wird. Man hat generell Einblick in viele verschiedene Erkrankungsbilder bekommen und je nach OA wurde einem auch von sich aus viel erklärt. Fragen wurden immer gern beantwortet. Der Stil eines jeden OA war sehr unterschiedlich, was einem aber auch gezeigt hat, wie vielfältig Psychiatrie angegangen werden kann.
Auf der offenen Station hatte ich sogar noch mehr das Gefühl, Teil des Teams zu sein, durfte mir Therapie aussuchen, bei denen ich mitging, war auch mal bei den PIAS oder Psychotherapeut*innen dabei. Zum Schluss durfte ich sogar eine Therapie mit der zuständigen PIA zweimal selbst leiten. Das hat super viel Spaß gemacht und mir auch nochmal gezeigt, wie viel mir an einem Arztberuf liegt, der eine tiefere Arzt-Patient*innen-Beziehung ermöglicht, als es im normalen Alltag einer internistischen Station möglich ist. Klar, gab es auch mal stressigere Zeiten, gerade auf der Intensiv, wo man von einem Druckalarm zum nächsten rennt.
Hier war man generell als PJler nicht sehr willkommen - alle waren davor, währenddessen und danach im Stress (logischerweise vielleicht). Hier hätte ich mir trotzdem gewünscht, dass man gerade am Anfang (weil ja doch etwas überwältigend) mehr aufgenommen wird und das genauere Vorgehen erklärt wird. Wobei das wahrscheinlich schon Meckern auf hohem Niveau ist.
Zeit für Mittagessen (kostenlos!) war immer, oft ist man sogar im Team gegangen oder es waren andere Praktikant*innen da. Es war generell eine Atmosphäre des Miteinander. Gelegentlich traf man sich nach der Arbeit noch zum Kartenspielen o.Ä. Etwas, das ich so von anderen Kliniken nicht kannte und sehr schätzte. Wir durften damals sogar zur Weihnachtsfeier mit und es wurde gegen Ende noch ein Tischkickertunier organisiert, was den Tag etwas auflockerte und einfach Spaß machte :)
Einmal wöchentlich gab es Unterricht beim Chefarzt. Dieser war immer sehr gut, wenn auch schon etwas spät. Hier bot sich außerdem die Möglichkeit, eigene Themenwünsche einzubringen oder Fallbeispiele zu besprechen. Außerdem wurde angeboten, einmal mit dem Chef einen Termin für Probeexamen zu bekommen. Leider kam es dazu nie, vielleicht lag es an meinem etwas verspäteten Terminvorschlag. Es gab auch im Ärzt*innen und Therapeut*innen-Team regelmäßige Fortbildungen und ich habe auch 1-2 Kongresse miterlebt, die am Haus stattgefunden haben.
Bezüglich der Arbeitszeiten fand ich es total angenehm, dass es erst ab 8/8.30 losging. Allerdings blieb man meist auch bis 15-16 Uhr, da v.a. auch die Visiten so lange gingen. Sollte man aber mal einen Termin haben, ist es auch kein Problem, mal etwas früher zu gehen. Die Möglichkeit, Studientage zu nehmen, wäre mir in der Examensvorbereitungszeit entgegengekommen. Allerdings war es an andere Stelle dann wieder flexibler, von dem her hat es für mich dann gepasst und
ich hatte so die Möglichkeit, wirklich auch etwas mitzunehmen.
Resümee:
Das PJ kann ich sehr empfehlen. Das Team ist toll, man wird ernstgenommen, die Betreuung ist sehr gut. Die Bezahlung ist überdurchschnittlich. Einziger großer Minuspunkt ist die Wohnungssituation in Garmisch - schaut euch also absolut rechtzeitig nach einer Wohnung um, wenn ihr nicht darauf angewiesen sein möchtet, AirBnB-Preise zu zahlen (die leider auch überdurchschnittlich sind).