Das Tertial hat mir sehr gut gefallen und man bekommt einen vielschichtigen Einblick in die Gyn und Geburtshilfe. Die Frühbesprechung ist um 7:40, die Nachmittagsbesprechung um ca. 15:40 Uhr. Oft wurden wir vor der Nachmittagsbesprechung nach Hause geschickt. Es gibt keinen Einteilungsplan und so kann man sich selbst überlegen, in welchen Bereich man wie lange reinschauen möchte. Wenn man zu zweit ist hat man etwas mehr Möglichkeiten, da es auch ein paar Aufgaben der PJler gibt (Blutabnahme nach der Frühbesprechung, meistens so 1h, Hilfe im OP bei Urogynäkologinnen oder TLHs, Anamnese für prästationäre Patienten). Nun zu den verschiedenen Optionen:
1. OP:
- Montag und Mittwoch sind große Tumor-OPs, teilweise mittels DaVinci, teilweise Laparotomien, bei diesen OPs haben wir nur die beobachtende Rolle und Prof. Salehin operiert (er ist auch Chef im Johanniter KH in Mönchen Gladbach und deshalb nur an diesen beiden Tagen in Bonn)
- Montag und Mittwoch sind außerdem die Urogynäkologinnen (Dr. Kohler und Dr. Stier) im Haus und machen hintere/vordere Plastiken mit Netzeinlage und TVTs (selten auch mal eine vaginale Hysterektomie), bei den Netzeinlagen muss immer ein PJler als 2. Assistenz aushelfen. Wenn man alleine als PJler in der Gyn ist ist man also relativ viel in diesen OPs. Wenn eine der beiden Ärztinnen im Urlaub ist, kann man auch mal die 1. Assistenz machen. Beide Ärztinnen sind super nett und lehren euch auch das Nähen wenn ihr es noch nicht so oft gemacht habt.
- Sectio: hier dürfen wir zwischen den Beinen stehen und die 2. Assistenz machen und z.B. das Blut aus der Nabelschnur entnehmen und wenn es zeitlich passt die Hautnaht machen
- Hysteroskopien: Meistens mehrere hintereinander in einem OP Saal, wenn man dort mitgeht darf man manchmal selber hysteroskopieren und kürettieren
- Totale laparoskopische Hysterektomie (TLH): oft von der leitenden Oberärztin Dr. Scheible durchgeführt die ebenfalls aus Mönchen Gladbach kommt und Donnerstags und Freitags in Bonn ist. Sie ist eine nette Ärztin, die einen auch lobt und die OPs in Rekordzeit absolviert. Unsere Aufgabe ist es den Adapter von unten zu halten.
- Endometriose OPs: auch oft von Dr. Scheible durchgeführt
- Brust-OPs: es gibt Brustspezialistinnen, die die OPs durchführen. In meinem Tertial wurde die Mastektomie mit Wiederaufbau mittels Implantaten gerade neu aufgebaut, was ich sehr spannend fand. Man kann auch hier oft assitieren.
2. Kreissaal und Wochenbettstation
- Es gibt 4 Kreissäale und die komplizierteren Fälle kommen eher an die Uni oder das Marienhospital, sodass man hier "normale" oder unkomplizierte spontane Geburten erleben kann (obwohl die werdenden Eltern natürlich erstmal zustimmen müssen). Außerdem geht man zur Visite auf Wochenbettstation mit. Man kann auch die Fetometrie üben. Eine Untersuchung unter Geburt ist leider fast nie möglich. Ich habe auch 2x einen Dienst mitgemacht, bei dem man auch oft viel von der Geburtshilfe mitbekommt.
3. Station
- die Visite morgens verpasst man häufig wenn man Blut abnimmt. Man kann Briefe schreiben üben und Patienten bei der Abschlussuntersuchung begleiten.
4. Indikationssprechstunde, Notfallsprechstunde, Dysplasiesprechstunde und prästationäre Patientinnen
- am Stützpunkt der Station kommen immer Patientinnen und man kann entscheiden, bei welchen Fällen man mitgehen möchte, wenn nicht gerade sehr viele Anamnesen anstehen
- Indikationssprechstunde: oft von den niedergelassenen FÄ geschickte Patientinnen, bei denen die Indikation zur OP gestellt werden soll. Es macht Sinn dort öfter mal mitzugehen, da man dort komprimiert die Anamnese, die Untersuchung und die Entscheidung mitbekommt. Die Sprechstunde wird von Fachärztinnen/Oberärztinnen gemacht und manchmal dürfen auch wie untersuchen.
- prästationäre Patientinnen: die Patientinnen kommen einige Tage vor der OP nochmals und erhalten eine Anamnese, OP Aufklärung, ggf Blutabnahme und ggf erneute Untersuchung. Die Anamnese machen wir anhand einer Anamnesehilfe am PC. Die Aufklärung und Untersuchung machen dann die Assistanzärztinnen, wo man bei Gelegenheit auch mitgehen sollte, da man dann oft die gynäkologische Untersuchung trainieren kann.
- Es gibt auch noch eine Dysplasiesprechstunde zu der vereinzelt Patientinnen kommen und eine Notfallsprechstunde. Alle kommen zum Stützpunkt, sodass man hier viele verschiedene Themen mitbekommen kann.
5. Senologie
- Es gibt Senologie Sprechstunden. Hier werden Sono, Biopsien und Besprechungen gemacht. Da die Ärztinnen der Senologie etwas weniger erklären als die der allgemeinen Gynäkologie war ich seltener dort.
- Die OPs reichen von brusterhaltenden Therapien bis zu Ablatio mammae und Wiederaufbau.
Ich fand es insgesamt eine tolle Zeit mit einem insgesamt super netten und bemühtem Team. Ich habe kein Problem damit spontan die Station zu wechseln und dort hinzugehen wo ich gebraucht werde und konnte viel lernen. Für jemanden der ein etwas durchstrukturierteres PJ haben möchte und immer feste Ansprechpartner braucht, könnte es hier vielleicht etwas schwieriger werden, lässt sich jedoch bestimmt auch besprechen, wenn man diesen Wunsch äußert. Die Lehre passiert meistens eher am Patienten selber oder als Nachbesprechung nach einer Untersuchung. Und auch wenn häufiger versucht wurde nochmal ganze Themen von vorne bis hinten in Ruhe durchzusprechen kam oft etwas dazwischen. Für Fragen wurde sich jedoch immer Zeit genommen. Außerdem gibt es im Ganzen Haus ja noch die wöchentliche Lehre von allen Bereichen gemeinsam. Ich kann euch wirklich empfehlen einen Nachtdienst mitzumachen, da dort mehr Zeit ist, Themen zu besprechen und man alle Patientinnenfälle von vorne bis hinten mitbekommt.