Die dermatologische Abteilung in Lübeck ist eine große Einrichtung, die einen umfassenden Einblick in ein breites Spektrum dermatologischer Erkrankungen gewährt. Inhaltlich konnte ich dadurch sehr viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Frau Prof. Gaffal, die kürzlich die Leitung der Abteilung übernommen hat, habe ich als äußerst kompetente und erfrischend engagierte Führungskraft kennengelernt. Die PJler rotieren durch die verschiedenen Bereiche der Klinik. Der Tag beginnt in der Regel um 7:45 Uhr mit Blutentnahmen. Je nach Dauer dieser Aufgabe und der Anzahl anwesender PJler kann man mehr oder weniger pünktlich in den zugewiesenen Bereich wechseln.
Auf den Stationen umfassen die Aufgaben unter anderem die Dokumentation der Visiten, das Verfassen von Arztbriefen, die Aufnahme von Patienten, die Vorbereitung von OP-Aufklärungen, gelegentlich die Durchführung einer. PE-Entnahmen sowie zahlreiche administrative Tätigkeiten und Blutentnahmen. In den Ambulanzen herrscht eher eine Atmosphäre, die an Famulaturen erinnert; hier schaut man oft zu und beteiligt sich in der Regel weniger aktiv. Dennoch empfand ich die Zeit in den Ambulanzen als inhaltlich am lehrreichsten, da man eine Vielzahl unterschiedlicher Fälle miterleben konnte.
An einigen Tagen finden Mittagsbesprechungen oder Konferenzen statt, je nach Abteilung. Mittwochs wurde in der Regel PJ-Unterricht angeboten, der meistens stattfand und inhaltlich wertvoll war. In Vorlesungszeiten sollten die PJler die Vorlesungen besuchen und waren auch für das reibungslose Anmelden und Aufzeichnen der Vorlesung mitverantwortlich. Besonders hervorzuheben ist die Bilder-Fortbildung bzw. Foto-Visite, die jeden Donnerstag mit einem Oberarzt stattfand. Hier wurden anhand von Fallbildern differenzialdiagnostische Überlegungen diskutiert, was sehr bereichernd war. Ein weiterer Pluspunkt ist der freie Studientag am Freitag.
Leider überwogen für mich letztendlich die negativen Aspekte des Tertials. Die Zeit auf den Stationen bot inhaltlich wenig Mehrwert, da man überwiegend mit administrativen Aufgaben beschäftigt wurde. Das Arbeitsklima empfand ich oft als angespannt und das Verhältnis zwischen den Oberärzten und den Assistenzärzten schien mir eher unharmonisch. Die PJler auf Station wurden so gut wie nie vor 17 Uhr entlassen und häufig von den stark ausgelasteten Assistenzärzten (notgedrungen) lange als zusätzliche, günstige Arbeitskraft in Anspruch genommen. Es wäre hilfreich, die Aufgabenverteilung so zu organisieren, dass die PJler nicht nur als zusätzliche Unterstützung, sondern auch als Lernende wahrgenommen werden.
Wiederholt ließ sich durchblicken, dass die PJler von den Assistenz- und Oberärzten bewertet wurden und es offenbar einen regen Austausch darüber in internen WhatsApp-Gruppen gab. Dies war sehr intransparent und ich hätte das nicht in einer vermeintlich professionellen Einrichtung erwartet. Es wäre förderilch, eine transparente Feedback-Kultur zu etablieren, in der die einzelne Person von konstruktiver Kritik profitieren kann. Ich glaube, dass ein respektvoller Umgang und ein konstruktiver Austausch untereinander entscheinend sind, um ein positives Lernumfeld zu fördern.
Zudem war es äußerst unangenehm mitzuerleben, wie von ärztlicher Seite aus vor einigen PJlern über andere PJler und ärztliche Kollegen negativ gesprochen wurde. In meinen anderen Tertialen habe ich einen deutlich angenehmeren, professionelleren und menschlicheren Umgang zwischen den Ärzten sowie gegenüber den PJlern erfahren. Die Assistenzärzte wirkten oft überlastet und waren dadurch schneller gereizt, was gelegentlich zu unfreundlichen Kommentaren führte. Darüber hinaus bestand eine Aufgabe der PJler darin, Patienten für den Studenten-Unterricht auszuwählen. Ich halte es jedoch für deutlich sinnvoller, wenn die Oberärzte selbst entscheiden, welche Fälle und Themen sie mit den Studierenden besprechen möchten, anstatt dies an die PJler zu delegieren – insbesondere, wenn im Nachhinein Unzufriedenheit über die Auswahl geäußert wird.
Rückblickend kann ich das Tertial in dieser Abteilung nicht empfehlen und hätte mir gewünscht, es in einer anderen Einrichtung absolviert zu haben.