Insgesamt kann ich das PJ Tertial Innere in Warendorf sehr weiterempfehlen! Besonders ist vor allem die familiäre Atmosphäre des Hauses mit sehr netten Mitarbeitenden und die große Bereitschaft zur Lehre. Ich habe hier einen breiten Überblick über die Innere Medizin bekommen und viel gelernt.
Es gibt direkt zu Beginn einen Spind, Kleidung, einen Arztzimmerschlüssel, Computerzugang und ein eigenes Telefon für alle. Der Rotationsplan wurde uns schon im Vorhinein mitgeteilt und hier kann man auch spontan noch mitbestimmen, wo man gerne wie lange sein möchte. Ich bin durch die ZNA, die Intensivstation, Palliativstation, Normalstation Innere/Kardio, Privatstation Innere/Kardio, Geriatrie, Kardio-Funktionsabteilung und die Endoskopie rotiert. Durch die vielen Stationen war ich überall maximal 3 Wochen, da das Team aber nicht so groß ist und die Assistent*innen auch viel rotieren, sieht man sich immer wieder und kennt relativ schnell alle. Der Tag beginnt mit der Frühbesprechung um 8h, auf der Intensivstation um 7:30h. Ich habe meistens gegen 16h Feierabend gemacht, wenn man mal eher gehen muss oder will ist das kein Problem.
PJ-Seminare finden einmal wöchentlich donnerstags von 15-16h statt, die Qualität war eher durchmischt, häufig waren es reine Vorträge. Außerhalb der Seminare gibt es aber unregelmäßig andere Fortbildungen der Abteilungen (z.B. Diabetes, Kardio, zweimal auch abends große Symposien, Geriatrietag) zu denen wir immer eingeladen waren und die mir gut gefallen haben. Manchmal wurden zwischendurch von einigen Oberärzt*innen oder dem Chef auch spontan Seminare oder Sonokurse angeboten, so dass ich mit der Lehre insgesamt sehr zufrieden war. Ein großer Tipp sind die Visiten auf der Privatstation, insbesondere die kardiologische Visite war toll, weil der Chef sich hier sehr viel Zeit für Erklärungen genommen hat und ich so wirklich viel mitnehmen konnte.
Auf Station ist es natürlich etwas unterschiedlich, je nach Assistent*in, grundsätzlich war es aber überall erwünscht, dass wir auch eigene Patient*innen betreuuen.
Besonders gut hat das in meiner Zeit auf der Palliativstation und in der Geriatrie geklappt, weil hier mehr Zeit zum Besprechen war und die Teams besonders engagiert waren. Ich durfte unter Aufsicht Pleura- und Aszitespunktionen machen, jeweils unter oberärztlicher Aufsicht und mit sehr guter Vor- und Nachbesprechung. Insbesondere die Geriatrie sollte man mitnehmen, hier sind alle super nett und sehr bemüht, dass man auch theoretisch dazulernt. Es gibt einen PA, der sich sehr gut auskennt, viel und gut erklärt und von dem ich vor allem (Pleura)-Sonos und Langzeit-EKGs super gelernt habe. Es gibt einen Blutentnahmedienst, so dass ich nur die übrig gebliebenen oder im Laufe des Tagen anfallenden Zugänge und BEs übernommen habe - man hat also ausreichend Zeit, um mit zur Visite zu gehen und bekommt mit, was an dem Tag ansteht.
In den Funktionsabteilungen kann man sich sehr selbstständig bewegen, überall zugucken, Sonos unter Aufsicht üben, sich bei EPUs oder Coros steril an den Tisch stellen und bei Elektrokardioversionen mitmachen. In der ZNA gibt es ein eigenes Team mit eigenem Chef und eigene Oberärzt*innen. Ich konnte hier eigene Patient*innen betreuuen und hatte eine enge Betreuung duch die Oberärzt*innen. Warendorf hat einen großen ländlichen Einzugskreis, deswegen kommen hier wirklich sehr verschiedene Krankheitsbilder zusammen. Die Intensivstation hat mir von allen Stationen am wenigsten gefallen, weil hier während meiner Rotation starker ärztlicher Personalmangel war und keine Zeit für viel Lehre blieb. Trotzdem waren alle nett zu mir und haben sich bemüht, dass ich was mitnehme.
Die Bezahlung ist mit 25€ pro Anwesenheitstag + 100€ Fahrtgeld/Monat deutlich besser als in anderen Häusern, allerdings kam das Geld immer erst zum Letzten des Folgemonats und das auch nur, wenn man der Personalabteilung noch mal gesondert die geleisteten Tage mitteilt, dies haben wir als verbesserungswürdig angemerkt. Insgesamt sind alle insb. die Chefs sehr interessiert an unserem Feedback gewesen und haben uns ermutigt, auch Dinge anzusprechen, die uns nicht so gut gefallen. Das fand ich außergewöhnlich gut.
Ich habe vom Krankenhaus eine Wohnung (5 min fußläufig zum KH) gestellt bekommen, die war auch sehr gut und hat sich gelohnt, weil die Zugverbindung aus Münster gerade morgens nicht super gut passt und nur einmal stündlich fährt. Der Freizeitwert ist in Warendorf auch erstaunlich hoch, es gibt z.B. eine süße Altstadt, den Emssee zum Spazieren oder Joggen, ein Schwimmbad und ein Kino.
Zusammenfassend ist Warendorf eine top Adresse für ein sehr gutes, breit aufgestelltes Innere-Tertial in einem sehr netten Team, in dem man viel lernen kann. Große Empfehlung!