Diagnostik, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Hintergrund:
Für mich war das Tertial in der Augenheilkunde mein erstes PJ-Tertial und einen besseren Start in das praktische Jahr hätte ich mir nicht wünschen können. Meine Heimatuni sowie die Berliner Uni ermöglichen das Splitten von Tertialen, daher hatte ich für die zweite Hälfte des Wahltertials schon im Voraus einen Platz in der Schweiz zugesagt. Letztendlich hat es mir am CBF aber so gut gefallen, dass ich mir sehr gut hätte vorstellen können, das komplette Tertial dort zu absolvieren.
Über die Klinik:
Der CBF stellt einen der vier Campi der Charité dar, die Klinik für Augenheilkunde wird neben dem CBF auch durch das CVK vertreten. Die Aufteilung ist historisch gewachsen und der Grund dafür, dass an den beiden Häusern die jeweils verschiedenen Schwerpunkte vertreten sind. Der CBF als ist als Zentrum für ophthalmologische Tumoren insbesondere auf die Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle von Aderhautmelanomen spezialisiert, die zwar die häufigsten malignen Primärtumoren des Auges sind, insgesamt aber eine sehr niedrige Inzidenz aufweisen. Man muss ganz klar sagen, dass man außerhalb von dieser Klinik nur sehr selten mit diesem speziellen Krankheitsbild in Berührung kommen wird. Da diese Patienten aber im Behandlungsverlauf neben Visus- und Druckkontrollen und der allgemeinen ophthalmologischen Untersuchung auch individuell sämtliche diagnostische Methoden des hinteren Augenabschnitts durchlaufen (Fundusfoto, OCT, FAG, Sono), eignen sich die Fälle gut, um einen breiten Einblick in die Durchführung und Befundung der apparativen Diagnostik zu bekommen. Weiterhin werden natürlich auch sämtliche weitere Krankheitsbilder der Augenheilkunde (Katarakte, Glaukome, Uveitiden, AMDs, (N)PDRs, Amotiones um nur ein paar zu nennen) als Terminpatienten, als Notfälle oder als Konsile gesehen und konservativ oder operativ versorgt.
Auf Nachfrage gibt es die Möglichkeit tageweise an den anderen Standort zu rotieren und die dortigen Schwerpunkte kennenzulernen – das bietet sich natürlich insbesondere dann an, wenn man plant, das komplette Tertial an der Charité zu verbringen. (Generell war mein Eindruck, dass den Studenten bei mitgebrachtem Interesse gerne viel ermöglicht wird)
Aufgaben und Möglichkeiten als PJler:
Am CBF gibt es in jeder PJ-Kohorte zwei Plätze pro Tertial, bei Überschneidung der Tertiale von Herbst- und Frühlingskohorte wären also maximal vier PJler gleichzeitig vor Ort. Während meinem Tertial war nur ein weiterer PJler dort eingeteilt und ich fand das so perfekt. Es gab immer für beide die Möglichkeit viel zu sehen und zu lernen, ohne uns gegenseitig auf die Füße zu treten, gleichzeitig konnten wir uns aber auch sehr schön absprechen und abwechseln. Wir haben beide alle Abteilungen - Station, Poliklinik, OP – kennengelernt und wurden überall vom ersten Tag an als Teammitglied in den ärztlichen Alltag integriert. Die Gestaltung unseres Tertials konnten wir relativ eigenständig vornehmen, was vor dem Hintergrund, dass jeder PJler einen individuellen Stand an Wissen und Fähigkeiten mitbringt, sehr in unserem Sinne war. Und natürlich ist der genaue Tagesablauf ohnehin nie ganz genau vorauszusagen, die spannendsten Chancen bieten sich oft spontan. Die Offenheit, immer auch die PJler in solchen Situationen einzubinden und ihnen möglichst viel beibringen zu wollen ist nicht selbstverständlich und für mich einer der Punkte, warum es mir am CBF so gut gefallen hat.
Insbesondere zur Adaptation habe ich zunächst viel Zeit in der Poliklinik verbracht, die Ärzte dort in ihrem Alltag begleitet, unter Supervision Fähigkeiten gefestigt und ausgebaut und wurde in das dortige KIS (aktuell SAP) eingearbeitet, sodass ich im Verlauf auch mein eigenes Arztzimmer besetzen durfte. Wesentliche Aufgaben waren dort die Anamneseerhebung, Refraktionsbestimmung, Druckkontrollen, Untersuchung des vorderen und hinteren Augenabschnittes mithilfe der Spaltlampe, die Interpretation bildgebender Verfahren (insbesondere der OCT und der FAG) und die Befunddokumentation. Die Poliklinik ist so organisiert, dass jeder Patient mindestens einmal oberärztlich vorgestellt wird. In diesem Rahmen wird man auch als Student in die Planung und Diskussion des weiteren Vorgehens einbezogen und hat immer die Möglichkeit Fragen zu stellen. Die Patienten konnten wir anschliepend auch im weiteren Therapieverlauf (eg. bei LAKOs) begleiten. Parallel zu der Arbeit in den Untersuchungszimmern haben wir PJler häufig auch die anfallenden Perimetrien und Biometrien erledigt und auch OCTs selber durchgeführt.
Als PJler bekommt man weiterhin regelmäßig die Möglichkeit in den OP zu gehen und bei vielen kleineren und größeren Operationen zu assistieren. Das Spektrum umfasst auch hier wieder die Aderhautmelanomfälle, gleichzeitig werden aber auch viele Standardeingriffe vorgenommen (Phakos mit IOL-Implantation, Enus, ppVs, Peelings, Öl/Gas-Tamponaden, eindellende Verfahren, Schiel-OPs, IVOMs usw.). Wenn man bei einer OP nicht als Assistent gebraucht wird, ist man trotzdem immer willkommen und kann gerne als Zuschauer beiwohnen. In beiden Fällen fand ich die Zeit im OP immer sehr lehrreich (mehr dazu im Abschnitt Lehre) und entschleunigend, insbesondere im Vergleich zu dem hektischeren Alltag in der Poliklinik.
Auf Station habe ich vor allem in Momenten Zeit verbracht, in denen es in der Poliklinik oder im OP keine Aufgaben für mich gab. Die Spaltlampe auf Station bringt den großen Vorteil mit, dass man durch einen weiteren Spion parallel zum Arzt auf das Patientenauge sehen kann (viel genauer als z.B. über die Haag-Streit eye suit). Auch hier gilt, wer viel Sehen möchte bekommt die Möglichkeit dazu. Neben den üblichen Stations-Aufgaben (Visite, Patientenaufnahmen, TDPs, Organisatorisches, …) und ein paar (wenigen) obligatorischen Blutentnahmen, war ich dann im Verlauf auch bei PBAs und einer CPC dabei.
Überdies wurde ich bei mehreren Konsilen miteingebunden und konnte die interdisziplinären Abläufe sowie die Arbeit am Krankenbett fremdliegender Patienten kennenlernen.
Lehre:
Die Lehre fand immer spontan am Patienten oder an konkreten Fallbeispielen statt und war dadurch sehr vielfältig und einprägsam. Sowohl die Assistenzärzte als auch die Oberärzte erklären bei Interesse des Studenten gerne, oft in 1:1 Betreuung, sowohl in der Poliklinik als auch auf Station als auch während der Operationen. Zusätzlich findet 3x die Woche eine Frühfortbildung zusammen mit der Augenklinik des CVKs statt, bei der jeweils ein Teammitglied ein ausgearbeitetes Thema vorstellt. Während meiner Zeit als PJlerin hat in Berlin außerdem die BBAG Wintertagung stattgefunden, zu der ich freundlicherweise eingeladen wurde. Das Setting ist im positiven Sinne übersichtlich und die Plenarvorträge decken verschiedene Bereiche aktueller Forschung im Großraum Berlin/Brandenburg ab.
Team, Umgang, Atmosphäre:
Der allgemeine Umgang zwischen den Ärzten, mit der (OP-)Pflege und mit den Studenten ist unglaublich angenehm, es herrscht eine familiäre Atmosphäre, die Hierarchien sind wenig ausgeprägt. Alle Mitarbeiter sind sehr engagiert und motiviert, ihre Arbeit auf medizinisch hohem Niveau auszuüben. Daneben besteht oft eine große Dankbarkeit von ärztlicher Seite, wenn man als Student kleinere oder größere Arbeiten übernimmt (und eine große Dankbarkeit von Seiten der Studierenden spannende Aufgaben zu bekommen! ☺️ ).
Arbeitszeiten, Essen:
Die Tage beginnen Montags, Mittwochs und Freitags mit der bereits erwähnten Frühfortbildung um 7.30 Uhr – Dienstags und Donnerstag um 7.45 Uhr. Mein PJler-Kollege und ich sind immer geblieben, bis alle Patienten in der Poliklinik versorgt waren – meist war das zwischen 17 und 18 Uhr der Fall. Es wurde uns auch an stressigen Tagen immer ermöglicht eine Mittagspause einzubauen, in der Regel haben wir es auch geschafft zu zweit in die Mensa zu gehen (man kann zwischen mehreren Gerichten wählen und es gibt eine große Salattheke, die Essensgutscheine reichen auf jeden Fall für eine große Mahlzeit plus Kaffee oder Süßigkeiten). Studientage sind bei Bedarf 1x/Woche frei verfügbar.
Fazit:
Wer viel lernen möchte, bekommt hier die Möglichkeit dazu, insbesondere durch die Vielfalt der Krankheitsbilder, das regelmäßige Teaching und die Offenheit gegenüber den Studenten. Letztere trug wesentlich dazu bei, dass ich mich stets als wertgeschätzter Teil des Teams fühlte. Ich würde mich für mein Wahltertial jederzeit wieder für diesen Standort entscheiden und kann ihn allen augenbegeisterten Studenten wärmstens empfehlen.
Bewerbung
Die Platzvergabe erfolgt regulär über das PJ-Portal.