Ich habe das Elisabeth-Hospital Gütersloh ausgewählt, weil mir Chirurgie eigentlich nicht wirklich liegt oder Spaß macht und von anderen PJlern vorher gehört hatte, dass das Chirurgietertial gerade für jemanden wie mich ideal sei.
Ich muss sagen, ich bin extrem positiv überrascht worden. Die Unfallchirurgie dort besteht aus einem Chefarzt, 4 Oberärzten (jeder davon auf ein Gebiet spezialisiert (Schulter, Hand, Hüfte, Knie)) und einigen Assistenzärzten. Ich wurde einer Station und einem Stationsarzt "zugewiesen" und bin dieser Station auch das gesamte Tertial treu geblieben.
Insgesamt hatte mein Tertial drei "Bereiche":
1) Die Station. Gemischt unfallchirurgisch / orthopädisch hatten die Unfallchirurgen hier 4 Zimmer, von denen ich zunächst eines übernahm. Ich stellte die Patienten bei der Chefarztvisite vor und versuchte mich selber ab und zu in den Visiten. Als mein Stationsarzt für eine Woche krank geschrieben war, hatte ich plötzlich die Station "für mich alleine". Überfordert gefühlt habe ich mich aber nicht, ich konnte immer den zuständigen Oberarzt anrufen und alles mit ihm besprechen. Mit den Schwestern und Pflegern habe ich mich gut verstanden und sie haben mich gleich als vollwertiges Mitglied des Ärzteteams angesehen.
2) OP: Meistens war ich für 1 oder 2 OPs pro Tag eingeteilt. Anfangs mehr als Zuschauer durfte ich im Laufe der Zeit immer mehr Tätigkeiten übernehmen. Je mehr ich im OP machen durfte, desto interessanter wurde die Chirurgie für mich, obwohl ich bis dahin immer gedacht hatte, das wäre kein Fach für mich.
Wenn ich einen Tag lieber nicht in den OP wollte, weil in der Notaufnahme so viel los war oder etwas Spannendes auf Station lief, war das kein Problem.
3) Notaufnahme: Für die Unfallchirurgen gab es den ganzen Tag viel zu tun in der Aufnahme. Ich durfte eigene Patienten aufnehmen und untersuchen und dann in Absprache mit dem Assistenzarzt oder OA weitere Untersuchungen anordnen. Die Notaufnahme war definitiv der abwechlungsreichste Bereich, weil dort immer etwas los war und man auch tatsächlich helfen konnte und zu etwas nutze war.
Die Studentenseminare waren noch etwas unorganisiert, aber der Tatsache geschuldet, dass Gütersloh noch nicht lange Lehrkrankenhaus ist. Sie fanden aber in unregelmäßigen Abständen statt und auf Nachfrage hatte immer jeder OA ein paar Minütchen Zeit, um etwas zu erklären.
Noch ein Wort zum Essen: Nur zu empfehlen! Die Cafeteria macht um 6:30 auf, so dass man noch kurz vor Dienstbeginn um 7 Uhr frühstücken kann. Es ist lecker und eine gute Auswahl vorhanden. Mittags konnte man so gut wie immer essen gehen, die Assistenzärzte schickten einen immer mit den Worten "Warst du denn auch schon essen?" nach unten. Frisch gekocht wurde täglich.
Gewohnt haben wir zu dritt in einer PJler-WG. Die Zimmer waren schön und hell eingerichtet. Es gab eine große Küche und sogar ein kleines Wohnzimmer. Im Juni 2013 wurde eine zweite WG in der Nähe aufgemacht. Der Weg zum Krankenhaus wurde mit Dienstfahrrad (vom Krankenhaus gestellt) in 10 Minuten zurückgelegt.
FAZIT: Ich würde die Unfallchirurgie jedem empfehlen, egal ob chirurgisches Vorinteresse oder nicht. Am Ende des Tertials habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich nicht doch mein Berufsleben in der Unfallchirurgie beginnen will.
