In der unfallchirurgischen Abteilung im Elisabeth-Hospital habe ich mich ebenso wohlgefühlt wie schon in der allgemeinchirurgischen Rotation davor.
Eigenhändig nähen und Knoten zu dürfen ist hier vom ersten Tag an genauso selbstverständlich wie die großteils eigenständige Betreuung von Patienten in der Ambulanz. Alles Wichtige wird direkt im Anschluss nachuntersucht und besprochen und die Röntgenbilder gemeinsam befundet, sodass man sich mit gutem Gefühl wirklich selbst erproben kann. Das gilt auch für die Akutbehandlung großer und kleiner Wunden, mit oder ohne ambulante Nahtversorgung. Das Ambulanzteam ist ausgesprochen sympathisch und hilfsbereit.
Die Arbeit im OP gestaltet sich schon deshalb recht angenehm, weil die meisten Eingriffe nicht übermäßig lange dauern und nicht selten mehr Zeit mit Gezeigt- und Erklärtbekommen gefüllt ist, als mit körperlich anstrengender Arbeit. Kleine Eingriffe dürfen auch mal selbst durchgeführt werden.
In den Chafarztvisiten wird durchaus anspruchsvoll nachgehakt, was mich jedoch nie demotiviert, sondern erst recht angeregt hat, mich in die entsprechenden Krankheitsbilder intensiver einzulesen. Die ein oder andere Anregung, welche Klassifikation oder welches Nachbehandlungschema man sich nochnal genauer anschauen könnte, ließ trotzdem nie lange auf sich warten ;). Didaktisch effektiver wäre es sicher gewesen, wenn es öfter die Möglichkeit gegeben hätte, die Themen mit dem Betreuer zusammen zu besprechen. Allerdings bin ich in eine Phase personeller Veränderungen geraten, weshalb für manches einfach die Zeit fehlte. Beeindruckt war ich davon, dass sich trotzdem immer für die Lehre engagiert wurde und ich mir bei allem Stress nicht fehl am Platz vorkam, sondern bis zum letzten Tag aktiv eingebunden wurde.
Die Seminarveranstaltungen laufen sozusagen auf Abruf – drei der Oberärzte sprechen über je zwei Themen, passende Termine werden spontan gesucht.
Insgesamt bin ich sehr dankbar für dieses erste Tertial und kann die Chirurgie in Gütersloh wirklich jedem – ob Skalpellfreund oder nicht – empfehlen. Obwohl das Haus wohl nicht die Spezialfälle der Uniklinik zu bieten hat, sind hier sicher auch Chirurgie-Interessierte, die am besten klare Vorstellungen mitbringen und diese auch kommunizieren, sehr gut aufgehoben.
