Sicherlich kein Tertial, um nur mal in die Neurochirurgie reinzuschauen. Ein gewisses Vorwissen und hohe Motivation werden vorausgesetzt. Nach sehr kurzer Einarbeitungszeit muss man Verantwortung übernehmen und vor allem die Station schmeissen. Wer sich wenig traut, kann sich hier schnell überfordert fühlen. Wenn man jedoch BEs, Flexülen, Drainagenentfernung, Verbandswechsel, Hautnaht und Ähnliches sicher beherrscht, kann hier sehr selbstständig arbeiten und auch Lumbalpunktionen und Anlagen von lumbalen Drainagen unter Supervision durchführen. In den OP kann man eigentlich zum Zuschauen immer mitgehen. Assistenz ist am Anfang nicht so oft möglich. Im Verlauf kann man jedoch die Oberärzte fragen und die sind dann durchaus bereit, einen bei spinalen und kraniellen Eingriffen assistieren zu lassen. Je nach Geschick darf man die Hautnaht machen, Drainagen annähen oder auch trepanieren. Mein absolutes Highlight war das Absetzten und Entfernen eines Keilbeinflügelmeningeoms unter dem Mikroskop.
Der Frühdienst beginnt um 7 Uhr mit der Visite. Um 7:30 Uhr ist die Videokonferenz mit dem CBF, wo die relevanten Fälle aus dem Dienst und die postoperativen Patienten besprochen werden. Danach findet die Visite auf der Neurointensivstation statt. Im Anschluss macht man die Stationsarbeit, hilft im Aufnahmebüro, schaut sich die Sprechstunde an oder geht in den OP. Essen ist fast immer möglich, natürlich zahlt man auch als Student den vollen Preis in der Kantine. Um 15 Uhr findet die Nachmittagsbesprechung statt. Hier werden die OPs von morgen besprochen. Danach trifft man sich mit seinen Oberärzten auf Station und macht entweder Nachmittagsvisite oder bespricht die Patienten am PC. Falls keine Sachen mehr zu erledigen sind, kann man danach nach Hause gehen. Freitag morgens ist immer Tumorkonferenz, Freitag mittags die Infektio-Konferenz. Zudem gibt es in regelmäßigen Abständen das vaskuläre Board und die M&M-Konferenz.
Zusammenfassend hatte ich ein sehr gutes Tertial. Die Stimmung im Team war gut. Vor allem die Jungassistenten sind ne geile Truppe, mit der man auch gerne nach Feierabend was unternimmt. Aber auch die Oberärzte waren mir gegenüber sehr aufgeschlossen und bereit, etwas zu erklären. Mit dem Chef hat man eher wenig zu tun, uns Studenten gegenüber war er immer freundlich. Wer also wirklich Interesse an Neurochirurgie hat, kann hier viel sehen, viel lernen und viel machen. Wer nur mal schauen möchte ob das Fach was für ihn ist, wäre an einem kleineren Haus sicher besser aufgehoben.