PJ-Tertial Neurochirurgie in Charite Campus Benjamin Franklin (3/2021 bis 6/2021)

Station(en)
S12B
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Neurochirurgie an der Charité ist ein spannendes Fach mit faszinierenden Fällen. Die Klinik hat deutschlandweit und darüber hinaus einen sehr guten Ruf, wodurch man eine Vielzahl verschiedener Krankheitsbilder und das gesamte Spektrum der Neurochirurgie erleben kann. In der morgendlichen Frühbesprechung, in der auch die Fälle aus Mitte und dem Virchow-Klinikum vorgestellt werden, bekommt man einen guten radiologischen Überblick über die verschiedenen Krankheitsbilder.

Leider wird die Neurochirurgie auch bei der Arbeitsbelastung und der Lehre ihrem Ruf gereicht. PJ-gerichtete Lehre findet nur in absoluten Einzelfällen statt. Lehre muss man sich hier erkämpfen. Da ein Großteil der ÄrztInnen tagsüber im OP oder in den Ambulanzen ist, ist man öfters sogar der einzige Ansprechpartner auf Station für die Pflege und organisiert große Teile der Stationsarbeit selbstständig. Hierbei kann es vorkommen, dass man als PJler sogar andere Studierenden aus unteren Semestern auf Station betreut, weil keiner der ÄrztInnen Zeit für Lehre hat.

Der Arbeitsalltag auf Station beginnt um 7 Uhr (Dienstag 6:30 Uhr) mit einer Kurzvisite bis zur Morgensbesprechung um 7:30 Uhr. Diese geht dann ca. 30 min (Dienstag mit klinikinterner Fortbildung, Mittwoch mit "vaskulärem Board", Freitag mit Tumorkonferenz), bevor es auf eine Kurzvisite zu den neurochirurgischen Patienten auf der Intensivstation geht. Gegen 8:30 Uhr gehen die meisten ÄrztInnen in den OP oder in die Ambulanzen. Meist gibt es einen Stationsarzt, mit dem man dann die To-Dos des Tages abarbeitet, wenn dieser nicht in die Rettungsstelle oder woanders hin muss. Der Aufgabenbereich auf Station umfasst neben Blutabnahmen und Flexülen legen (beides überschaubar), Covid-Tests, Röntgenscheine ausfüllen, MRTs anmelden, Geri-Reha Anträge ausfüllen und kleinere Botengänge (Röntgen-CDs im Erdgeschoss zum Einlesen abgeben). Ein Großteil des Tages verbringt man danach mit den Aufnahmen für den nächsten Tag. Hierbei kann man zwar auch die Patienten neurologisch untersuchen, das wichtigste ist jedoch, dass die Patienten zeitnah eine Blutabnahme und einen Zugang bekommen. Leider zieht sich diese Aufgabe teilweise sehr, weshalb man mit etwas Glück erst spät am Tag in den OP kommt. Um 15 Uhr ist dann die Mittagsbesprechung, in der das OP-Programm für den nächsten Tag (wieder Campus-übergreifend) und danach die Station besprochen wird. Dies kann je nach Tag bis zu 1,5h dauern. Danach stehen meist noch kleinere To-Do-Punkte auf dem Programm. Öfters soll man noch bei den ambulant durchgeführten Infiltrationen bei Spinalkanalstenosen helfen. Arbeitsschluss war an den Tagen meist gegen 17 Uhr. An langen Tagen ging es aber auch bis 20 Uhr.

Insgesamt war meine Zeit auf der Neurochirurgie sehr durchwachsen. An guten Tagen darf man im OP an den Tisch und durch das Mikroskop hautnah an der OP teilnehmen. Durch den großen Zeitdruck im OP gibt es aber leider kaum die Gelegenheit auch selbst aktiv an der OP teilzunehmen und z.B. nähen zu üben. Die ÄrztInnen haben eine große Arbeitsbelastung, wenn man als PJler nach 10h die Klinik verlässt, bleiben die Assistenzärztinnen oft noch ein paar Stunden länger. Der Chefarzt hat eine große Begeisterung für sein Fach, ist aber oft sehr launisch und unzufrieden. Die Stimmung im Team ist dadurch oft angespannt.
Zusammenfassend kann ich die Neurochirurgie nur bedingt für ein PJ-Tertial empfehlen. Wer absolut für das Fach brennt und gar nicht darauf warten kann, sich 12h jeden Tag mit neurochirurgischen Krankheitsbildern und Patienten zu beschäftigen, ist hier sicherlich gut aufgehoben. Wer nur mal in die Neurochirurgie reinschnuppern möchte, sollte die Neurochirurgie im CBF (und noch vielmehr in Mitte, wo die Arbeitsbelastung (v.a. für PJler) nochmal größer sein soll) eher meiden und evtl. eine andere Klinik ausprobieren.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Braunülen legen
Botengänge (Nichtärztl.)
Rehas anmelden
Blut abnehmen
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
EKGs
Punktionen
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
5
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.4