Ich verbrachte mein Innere Tertial in Santiago und habe meine Entscheidung nicht bereut. Die Ausbildung und Lehre wird von den Assistenz- und Oberärzten ernst genommen und zusätzlich zu den kleinen Teachings/Fragerunden während der Visite gibt es täglich Seminare, die didaktisch gut aufgebaut sind und deren Teilnahme auch verpflichtend ist. Das klinische Wissen der Internos ist folglich im Durchschnitt höher als das deutscher PJler. Ich bin mit relativ mageren Innere Kenntnissen in das Tertial hineingegangen was auch zu der ein oder anderen Peinlichkeit führte, hatte zum Schluss aber durchaus fundiertes Wissen zu allen wichtigen Themen aus der Inneren (und zu "Exoten" wie zB Chagas oder giftigen Tieren). Das Tertial ist darauf ausgelegt, die Grundlagen der Inneren zu vermitteln - Spezialrotationen in das Herzkatheterlabor oder die Endoskopie sind nicht vorgesehen.
Mein Tertial verbrachte ich in 2 verschiedenen Krankenhäusern: der Posta Central und dem Hospital Clinico. Ersteres ist ein öffentliches Notfallkrankenhaus im Zentrum Santiagos 2 Blocks von der PUC entfernt. Dort gibt es auch eine Innere Station, wohin man im Internado rotieren musste. Obwohl heruntergekommen und ziemlich chaotisch habe ich dort die besten Erfahrungen gesammelt. Das lag an der ingesamt lockeren Stimmung, einem motivierten Oberarzt und netten internos und becados (Assistenzärzten). Leider ist es seit kurzem nicht mehr Lehrkrankenhaus der PUC, so dass ich jedem ans Herz lege, irgendwie an die anderen öffentlichen KH (Sótero del Rio oder La Florida) zu rotieren, weil man dort mehr selbstständig machen darf (sind auch bei den dortigen internos belieber).
Das Hospital Clinico wiederum ist ein auf Hochglanz poliertes Vorzeigeklinikum, welches nur Privatpatienten offen steht. Das hat seine Vorzüge, jedoch empfand ich die Atmosphäre als angespannter und die Internos/Ärzte als etwas weniger zugänglich.
Dadurch dass Ärzte wie internos oft zwischen den verschiedenen Krankenhäusern rotieren ist das fachliche Niveau gleich, bei der Ausstattung und den Therapiemöglichkeiten zeigen sich hingegen große Unterschiede.
Arbeitszeiten: im Schnitt von 8.00 bis 17.00, zusätzlich müssen einheimische Internos 1x/Woche einen Nachtdienst machen sowie am Samstag kommen. Als Austauschstudent war ich davon jedoch ausgenommen. An den Abenden und am Wochenende ging mit den dortigen Studenten einiges zusammen, habe ein paar nette Freunde gefunden. Das Wichtigste war einfach offen zu sein, alles mitzumachen, und flüssig Spanisch zu sprechen.
Bewerbung
4 Monate; die Post in Chile arbeitet sehr langsam, es hat 2 Monate gedauert bis mein Brief ankam; Dokumente müssen in Papierform geschickt werden