Das PJ-Tertial im Pfäfers war mein erstes und auch das mit Abstand Beste von Allen. Ich kann jedem mit Interesse an der Psychiatrie nur empfehlen das Tertial dort zu verbringen und werde versuchen zu vermitteln was mich daran so begeistert hat.
Die Arbeit: Je nachdem wie und in welchem Tempo man es sich individuell zutraut konnte man dort fast alle Aufgaben übernehmen die ein fertiger Assistenzarzt dort auch hat. Dabei stand mir immer mein Oberarzt, das gesamte Pflegeteam meiner Station, die anderen Assistenzärzte und gelegentlich sogar der Chefarzt mit gutem Rat zu Seite, so dass ich mich nie überfordert oder mit schwierigen Situationen allein gelassen fühlte. Es gab etwa 7 Urlaubstage die nicht als Fehltage zählten. Diese habe ich wie Studientage gewertet. Die Arbeitszeit wurde minutengenau erfasst und es gab damit in den 4 Monaten keine Probleme. Überstunden konnten durch Freizeit kompensiert werden. Man konnte generell an allen Weiterbildungen für die Assistenzärzte teilnehmen.
Das Kollegen: Im Schweizerdeutsch entspricht Kollegen dem Wort Freunde und nachdem ich dort 4 Monate verbracht habe empfinde ich das auch so. Vom Chefarzt bis zur Putzfrau sprechen sich alle mit Vornamen an und wirklich jeder den ich dort getroffen habe erschien mir auffällig freundlich und hilfsbereit. Unter den Assistenzärzten herrschte ein besonders schönes Klima und es verging kaum eine Wochenende an dem es nicht gemeinsame Wanderungen, Essen oder Spieleabende gab.
Lebensqualität: Im Personalhaus gab es komfortabel eingerichtete Zimmer mit W-lan, Parkplätzen vor der Tür, einem Fitnessstudio das man ab 17 Uhr frei benutzen konnte, einem Gruppenraum und eine Waschmaschine im Keller. Es wäre sogar eine Sauna dort gewesen, die man nach Anmeldung hätte benutzen könne, aber das habe ich nicht probiert. Die Landschaft dort ist ein Traum. Es gab einen kleinen Supermarkt und einen Bäcker im Ort. Die Bus und Bahnanbindung war sehr gut (Zürich ist z.b. in einer Stunde mit dem Zug erreichbar). Die Kantine in der Klinik kocht auf hohem Niveau. Es gab dort einen echten Chefkoch, der Wert auf frische und regionale Produkte legt. Neben lila "St.Gallener" Kartoffeln gab es u.a. einem einen grünen Smoothie mit Knoblauch. Es gab große Obstkörbe aus denen man sich kostenlos Obst nehmen durfte (ev. durfte man aber auch nicht und es hat einfach keiner etwas gesagt, wenn ich mir was genommen habe. Das lässt sich schwer sagen wenn alle so nett sind. Da standen Äpfel und ich hatte halt Unterzucker.). Für die Mitarbeiter gab es eine gemütlich Lounge in der man kostenlos Kaffee und Tee trinken konnte.
Die Sprache: Vor dem Tertial hatte ich schon große Bedenken wegen der Sprache. Völlig unbegründet. Die ersten Tage verstand ich zwar nicht besonders viel wenn mir die Pflege etwas mitteilte, aber besonders wichtig schien es da auch noch nicht gewesen zu sein - zumindest scheint es keiner groß bemerkt zu haben. Nach wenigen Tagen versteht man genug oder hat sich angewöhnt die Leute zu bitten hochdeutsch zu reden. Das konnte dort wirklich jeder sehr gut - nicht zuletzt die Patienten.
Fazit: Die Zeit dort war tatsächlich Perfekt. Ich hatte vorher nicht die Erfahrung gemacht, dass Arbeiten mir tatsächlich solche Freude machen konnte. Ich war ernsthaft traurig weil die Zeit dort viel zu schnell vorbei war.
Bewerbung
Es gab dort deutlich mehr Stationen als Unterassistenten deshalb denke ich das dort auch kurzfristig noch etwas möglich sein sollte. Ich hatte etwa 5 Monate vorher mit der Leitenden Oberärztin Regula Meinherz (regula.meinherz@psych.ch) per Email Kontakt aufgenommen und sie hat den Rest dann für mich stressfrei möglich gemacht.