Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
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Kommentar
Dieser Bericht bezieht sich sowohl auf die unfallchirurgische, als auch die allgemeinchirurgische Abteilung in Coesfeld. Wie es einem gefällt hängt wie immer auch davon ab, was man persönlich von dem Tertial erwartet. Außerdem ist es gerade in der Chirurgie ziemlich entscheidend, wieviele PJler gleichzeitig in der Abteilung sind, weil dadurch natürlich die OP's und Blutentnahmen besser aufgeteilt werden können. Beachtet das bei eurer Wahl, wenn man als einziger PJler in Coesfeld landet steht man wahrscheinlich den ganzen Tag nur im OP oder macht Blutentnahmen. In meinem Tertial waren wir zu dritt in der Abteilung, insgesamt 5 PJler in der Chirurgie (also alle Plätze belegt). Ich persönlich hatte ehrlicherweise absolut kein Interesse an der Chirurgie und meine Motivation im 3. Tertial hatte auch schon deutlich nachgelassen. Ich wollte aber zumindest häufige Operationen (Appendektomie, Cholezystektomie, Knie + Hüft-TEP etc.) mal gesehen haben und Basics wie Nähen und einfache Wundversorgung lernen, um später kein kompletter Fachidiot ohne die geringste Ahnung von Chirurgie zu sein. Außerdem hatte ich eher wenig Lust, mich von irgendwelchen cholerischen Chefs im OP runtermachen zu lassen (in Coesfeld absulut keine Gefahr, beide Chefs sehr sympathisch und umgänglich). Diese Ziele habe ich gut erreichen können. Blutabnehmen, Zugänge legen, Patienten aufnehmen, Briefe schreiben und 2. Assistenz bei OP's sind die mehr oder weniger festen Aufgaben der PJler. Wenn man mit mehreren PJlern in der Abteilungen ist, kann man sich die OP's gut untereinander aufteilen. Wenn die Blutentnahmen gemacht sind und man sein unter den PJ-Kollegen festgelegtes OP-Programm erledigt hat (auf dem PJ-PLan steht einfach immer PJ-Student), kann man sich interessante Dinge in der Ambulanz ansehen, seine Zeit im Op oder den Sprechstunden verbringen, Briefe schreiben oder wahlweise gerne auch mal eher gehen. Je nach OP-Plan kann es natürlich auch mal vorkommen, dass man mal bis 16 oder 17 Uhr bleiben muss (kam bei uns insgesamt vielleicht 3-4 mal pro PJler im Tertial vor), dafür kann man an den meisten Tagen (nachdem man sich kurz abgemeldet hat) auch schon gegen 14-15 Uhr nach Hause gehen. Hängt natürlich sehr davon ab, bei welchen Assistenten man fragt, ob man gehen kann. Aber das kriegt ihr schnell raus ;-) Wichtig ist, sich unter den PJlern gut abzusprechen, damit man die OP's fair verteilt (hat bei uns gut geklappt). Bei näherem Interesse an der Chirurgie kann man die Zeit natürlich auch nutzen und sich noch Operationen ansehen oder in der Ambulanz mithelfen. Nachmittags haben sowohl die Allgemeinchirurgen als auch die Unfallchirurgen noch eine Nachmittagsbesprechung, bei denen die Anwesenheit der PJler allerdings nicht zwingend erwartet wird (kann ohnehin kein Mensch so richtig kontrollieren, wer grad im OP oder in der Ambulanz oder sonstwo ist. Und selbst wenn, interessiert es halt auch niemanden, solange Blut abgenommen wurde und die Haken gehalten wurden). Sowohl die allgemeinchirurgischen als auch die unfallchirugischen Ärzte habe ich fast alle als sehr umgänglich und nett empfunden, in jeder Abteilung gibt es 1-2 Ausnahmen, um die man dann halt nen Bogen macht so gut es geht. Erstaunlicherweise sind diese Ausnahmen ausschließlich Assistenten, die offenbar schon vergessen haben, dass sie selbst mal PJler waren. Insgesamt ist das Klima aber echt nett, solange man sich selbst auch freundlich und respektvoll verhält. In den Operationen hält man halt brav seine Haken bei den TEPS und Thyreoidektomien, kann auch gern jederzeit Fragen stellen und ab und an mal nähen oder knoten, je nach Operateur. OP-Schwestern und Pfleger sind größtenteils ebenfalls völlig in Ordnung, wenn man sich die ersten beiden Wochen immer brav vorstellt und den Anweisungen folgt, macht man plötzlich auch nix mehr unsteril (ab und an einfach Ohren auf Durchzug stellen). Fortbildungen finden im Haus prinzipiell viele statt, wobei auch oft was ausfällt. Ob man dazu kommt, sich die Fortbildungen anzusehen, hängt aber davon ab, ob Blutentnahmen und OP's anstehen. Man kann eigene Patienten betreuen, was prinzipiell sehr gut ist, allerdings ist Stationsarbeit nunmal nicht die Lieblingstätigkeit der meisten Chirurgen, sodass die Betreuung dabei ziemlich mäßig ist. Insgesamt kann ich aber sowohl die Allgemein- als auch die Unfallchirurgie in Coesfeld empfehlen, sofern man nicht zwingend ne total enge Betreuung braucht, man mit mehreren PJlern dort ist und das pendeln für einen kein Problem ist (40 Minuten pro Fahrt mit der Bahn aus Münster, Auto ähnlich).