Das Praktikum in Pfäfers gehört für mich zur besten Klinikerfahrung, die ich je machen durfte und hat meine Erwartungen auf alle Fälle übertroffen.
Eingeteilt war ich auf einer der allgemeinpsychiatrischen, offen geführten Stationen und im Anschluss auf einer der geschlossenen Akutstationen.
Was die Zeit so besonders gemacht hat waren allen voran die Assistenzärzte, die einen von Anfang an sehr herzlich ins Team integriert haben, sei es über gemeinsame Spieleabende, Grillen, Geburtstagsfeiern oder ein Feierabendbier auf dem Personalhausbalkon mit Blick über die Berge. Und auch die Oberärzte waren unglaublich herzlich und haben sich regelmässig Zeit genommen, Fragen zu erklären und sogar Therapieherangehensweisen, eigene Methoden oder Tipps ausführlich zu besprechen. Auch die Pflege war wirklich nett und hilfsbereit, man war schnell integriert und hat sich richtig wohl gefühlt.
Die Klinik ist sehr modern, die Akten alle digital, die Räume licht durchflutet und wunderschön mitten in den Bergen gelegen, zum Teil in einem alten Kloster, das zurzeit renoviert wird. Das Essen ist fantastisch und in der Regel essen alle Assistenten gemeinsam zu Mittag, was das Teamfeeling noch verstärkt.
Der Tag beginnt um 8 Uhr mit einer Morgenbesprechung, danach trinkt man mit den Assistenzärzten meist einen Kaffee in der Cafeteria, vor es an die Arbeit geht. Das Aufgabenspektrum umfasst dabei alles Mögliche- Patienten aufnehmen, untersuchen, Teilnahme an Therapiegesprächen, Visiten, Erstgesprächen und, wenn man es sich zutraut, auch eine Betreuung eigener Patienten. Alles wird supervidiert, man fühlt sich nie alleine, aber auch nicht unterfordert.
Nach dem Mittagessen und einem kleinen Espresso geht es gestärkt weiter und der Tag klingt gegen 17 Uhr aus. Bei Interesse hat man jederzeit die Möglichkeit bei einem Dienst mit zu gehen. Dadurch, dass dann ein Arzt der Ansprechpartner für alle Stationen ist, kann man hier wirklich viel lernen. Einmal pro Woche findet eine interne Weiterbildung und eine Supervision statt.
Der Ort Pfäfers liegt inmitten einer schönen, etwas abgelegenen Berglandschaft. Es gibt einen Dorfladen, davon abgesehen erreicht man Bad Ragaz mit seinen vielen Geschäften (und einer super Therme) mit dem Bus innerhalb von zehn Minuten (der Bus fährt allerdings nur stündlich). Ein Auto wäre sicher von Vorteil, ist aber definitiv kein Muss. Ich hatte keines und konnte an den Wochenenden trotzdem die schöne Umgebung erkunden.
Wäre ich vorher nicht bereits von meiner Facharztwahl überzeugt gewesen, nach den zwei Monaten hier hätte ich sicher nichts anderes mehr machen wollen! Ich kann es nur empfehlen.