Die Pädiatrie am UKM ist vollkommen unnötiger Weise verschrien.
Ich bin deswegen ohne eine besondere Erwartungshaltung und als einzige von 6 möglichen PJlern in dieses Tertial als mein erstes Tertial gestartet und wurde in allen Belangen positiv überrascht.
Da ich als einziger PJler eine gern gesehene Rarität war, konnte ich mir meine Stationen frei auswählen. Durch die Bank hinweg sind alle motiviert einem etwas beizubringen und wenn man ein wenig Eigeninitiative mitbringt und auch mal nach den Dingen fragt die man gerne sehen/machen möchte ist man schnell gut beschäftigt. Es ist von Anfang an eine Selbstverständlichkeit gewesen dass ich Patienten aufnehme und betreue, mir eigene Gedanken mache und diese einbringen kann, indem man Labore/EKGs/Radiologische-Diagnostik etc. für sich bewertet bevor man mögliche nächste Schritte bespricht. Je nachdem ob sich die Stationsärzte die Patienten aufteilen hat man dann seine eigenen Patienten, die man in der Visite bespricht und bei welchen man auch für die Pflege Ansprechpartner sein soll(te), oder betreut gerade das was ansteht und hat dafür mehr Zeit mit zu Interventionen zu gehen und sich die spannendsten Sachen heraus zu fischen. Stellt man sich dabei gut an darf man schnell überall mitmachen, so habe ich in meiner Zeit viele Interventionen selbst durchführen können, z.B.: Management von Liquordrainagen, Rickham-Punktion, Liquorpunktion am wachen Patienten und im OP, Management von Pleura-/Perikard-Drainagen, Port-Punktion, Blutentnahme an zentralen Zugängen, erste Assistenz im neuropädiatrischen OP, Echokardiographie, schreiben von EKG-Befunden. Abgesehen davon habe ich mir viele Dinge die weniger alltäglich auf meinen Stationen waren auf anderen Stationen/Funktionsbereichen angucken können, ohne dabei mehr zu machen als zu zu gucken/ zu assistieren. (z.B. ÖGD, Koloskopie, Herzkatheter, etc.). All das hat bei mir dazu geführt dass ich an vielen Tagen erst um 18 Uhr aus dem Krankenhaus gekommen bin. Das war aber freiwillig.
Ich habe 2 Nachtdienste für die Normalstationen (ohne Neo/Intensiv) und die Notaufnahme mitgemacht, die auch sehr gut waren. Beide male bin ich so um 2 nach Hause gegangen.
Auf die Neonatologie dürfen/müssen alle PJler mal, sie ist die einzige verpflichtende Station. Die arbeit hier ist ganz anders, man arbeitet im Schichtdienst (was einem mehr Freizeit garantiert) und ist für den Kreissaal mit zuständig. Es ist zu empfehlen mindestens 4-6 Wochen hier zu verbringen, da der Einstieg (zumindest für mich) schwierig war. Auch hier kann man eigene Patienten betreuen und plant im Frühdienst (streng kontrolliert) das weitere Vorgehen. Im Spätdienst (sehr empfehlenswert, habe ich 3 Wochen lang gemacht) macht man Blutentnahmen, Schädelsonographien, Rickham-Punktionen und U-Untersuchungen. Immer wieder Unterbrochen von Kreissaal-Einsätzen für alle komplizierteren Kinder/Frühgeborenen. Auch hier kann man bei den stabileren Kindern die Erstversorgung mal selber machen.
Regelmäßiger Studentenunterricht für einen PJler war nicht möglich. Das führt dazu dass man was das theoretische Wissen angeht, viele Spezialfälle kennen lernt, das Examenswissen aber nicht über die Maßen vertieft wird, v.a. weil es auch sehr stationsäbhängig ist wie viel Wert die Ärzte darauf legen neben dem alltäglichen auch noch theoretische Dinge zu besprechen. Auf einer Station mit sehr motiviertem Oberarzt sollte ich Patienten mal ausgiebiger per Power-Point präsentieren und wir haben uns (sehr angenehm) ein wenig in Prüfungssimulation darüber unterhalten. Auf einer anderen Station war ich für die Stations-/Oberärzte mehr oder weniger überflüssige Nebensache und wurde nur von den Assistenzärzten begleitet. Fazit: Durchwachsen. Alle klinikinternen Fortbildungen und Besprechungen hätte ich aber (freiwillig) besuchen können.
Insgesamt hat es mir aber trotzdem (und mit einer Ausnahme) besonders gut gefallen das Gefühl vermittelt zu bekommen, den anderen mit meiner Hilfe die Arbeit zu erleichtern. Als Student hat man ja oft das Gefühl man müsse sich geehrt fühlen dabei sein zu dürfen und dass alles, was aus dem Mund eines Arztes kommt wie ein Schwamm aufzunehmen und nicht zu hinterfragen sei und gerade Unikliniken können besonders gut darin sein. Aber in Bezug auf meine Patienten wurde auch oft ich von den Oberärzten nach meiner Einschätzung gefragt und selten wurde über meinen Kopf hinweg geredet. Es wurde sich Zeit genommen meine Sicht zu hören, es wurden Dinge die ich gesagt habe berücksichtigt und Sachen die ich auch (oft) mal nicht ganz richtig eingeschätzt habe wurden umsichtig korrigiert und hatten meist eine Erklärung und ein gutes Gespräch zu folge. Streckenweise habe ich mich gefühlt wie ein Assistenzarzt (mit deutlich weniger Verpflichtungen, einem geringeren Pensum und Welpenschutz, aber immerhin). Ich habe definitiv viel für die Praxis gelernt und die Wahrscheinlichkeit das ich mich am UKM bewerbe ist groß.