Vorweg, um die schlechten Noten etwas zu relativieren: das Erlebnis in der Kinderklinik Erlangen ist sehr abhängig von den jeweiligen Stationen/Ärzten, und ich muss betonen, dass manche Tage wirklich toll waren und so, wie man es sich wünscht.
Erst zum Positiven: die Ärzte sind idR sehr nett, und besonders geschätzt habe ich, dass auch die Oberärzte sich mal Zeit für die PJler nehmen um ihnen etwas beizubringen. Ebenfalls gut ist, dass man eigentlich nach Belieben persönliche Wünsche mit der jeweiligen Station absprechen kann: so kann man z.B. auch Tageweise in die Spezial-Sprechstunden in der Ambulanz, zum Sono oder mal ein paar Tage auf die Neonatologie, falls man dort nicht sowieso hinrotiert und falls es für alle in Ordnung ist. Noch was positives: Man kriegt zwar nur einen Studientag in zwei Wochen, jedoch kommt man mit Feiertagen (März-Juni) und “Fehltagen” regelmäßig auf nur 4 Arbeitstage pro Woche. Die Fortbildung (1x/Woche) findet relativ regelmäßig statt und sind interessant, auf den Normalstationen ist jeden morgen Frühbesprechung mit der ganzen Klinik, je nach Rotation auf die spezielleren Stationen gibt es dort noch mal separate Besprechungen im Tagesverlauf, die ganz interessant sein können. Die Rotation auf die Kindertagesstation habe ich sehr genossen, dort hat man viel „Durchsatz“ und kann vieles selbst machen.
Nun zum Negativen:
- die Kinderklinik befand sich zu meinem Turnus im Umbruch, darauf wurden grundsätzlich alle schlechten Bedingungen gerne geschoben. Vermutlich muss man gut beobachten, wie sich die Situation in den nächsten Jahren verändert. Meiner Meinung nach sind Unterbesetzung und Verwaltungswechsel in den oberen Etagen aber keine Rechtfertigung für schlechte Ausbildung
- kein fester eigener Arbeitsplatz, im Zweifelsfall muss man an einen Arzt abgeben und kann nicht mehr arbeiten
- künstlich limitierter Computerzugang: im Verlauf meiner Zeit dort hat sich einiges gebessert, aber vieles kann/darf man nach wie vor als Student nicht machen und auf die meisten Programme / Funktionen hat man keinen Zugriff - wieso das in benachbarten Ländern so viel besser funktioniert, ist mir schleierhaft
- Wäsche: nicht genug (so absurd das klingt, aber die Vorgabe ist, die Wäsche nur alle 2-3 Tage zu wechseln). Die Wäsche an sich ist in der Größe sehr variabel, was jetzt kleinkariert klingt; aber wenn man alle paar Tage in der Wäscherei reklamieren muss, dass die Hose trotz formal richtiger Größe diesmal einfach nicht zugeht oder einem in die Kniekehlen rutscht, dann ist das auf Dauer auch lästig. Auch dieses Wäscheproblem habe ich an meinen 2 anderen PJ-Kliniken nicht erlebt, dort konnte man sich einfach nehmen was man wollte und auch tagsüber mal die Wäsche wechseln, wenn es nötig war
- Spind: auf dem Flur und mMn zu klein, fand ich irgendwie ein bisschen entwürdigend und unnötig
- kein Telefon. Kann natürlich auch gut sein, denn wenn man weg ist, ist man auch nicht für jeden Scheiß erreichbar
- Lehre muss man immer wieder einfordern, teilweise fast betteln, dass man etwas machen darf oder irgendwo helfen kann. Für BEs ist man natürlich immer gut genug. Selbst Situationen, die quasi zur Lehre einladen, verstreichen ungenutzt. Trotzdem ist es nicht die Regel, dass man gegen Tagesende, wenn es auch auf mehrmalige Nachfrage nichts mehr für einen zu tun gibt, nach Hause entlassen wird
- Die (je nach Station) 3-4-Stündige Visite macht man teilweise in der Hocke in den Zimmern, damit man nebenher mitschreiben kann. Richtig involviert ist man selten. Oft wird man von Visite weggeschickt um was zu faxen, zu kopieren oder ins Labor zu bringen. Einen richtigen Überblick über die Patienten kann man so kaum bekommen. Eigene Patienten bekommen man je nach Stationsarzt und Station zugeteilt
- Donnerstags macht man Studentenkurs für die 10.Semester, in den man jedoch nicht eingewiesen wird - hier könnte man jeden Quatsch erzählen
- Am meisten gestört hat mich die Atmosphäre, insbesondere zwischen Ärzten und Pflege. Hier hat man oft das Gefühl, alle meckern über die jeweils anderen und eine Zusammenarbeit ist eigentlich nicht möglich
Bei aller Unzufriedenheit muss man sagen, dass es natürlich super liebe Ärzte gibt, die sehr um gute Lehre bemüht sind und einen zudem mal auf einen Kaffee einladen und einen früher nach Hause lassen. Allgemein war jedoch ein guter Teil meiner Zeit dort vor allem eine Übung in Frustrationstoleranz und eine insgesamt ernüchternde Erfahrung.
Bewerbung
In der Regel will hier sowieso keiner hin (zumindest in meinem Turnus), und es waren bis zum Ende noch Plätze frei.