Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Das chirurgische Tertial im Henriettenstift ist in drei Teile gegliedert. Man rotiert durch die Abteilungen Gefäß-, Unfall-, und Allgemein-/Viszeralchirurgie. Insgesamt, und das trifft auf alle drei Bereiche zu, ist man in diesem Haus mehr oder weniger dazu da, um typische PJ-Tätigkeiten auszuführen, was ich persönlich jetzt aber auch nicht dramatisch fand. Dies führt jedoch in der Regel dazu, dass man die vom PJ-Buch der MHH aufgeführten Lernziele nicht unbedingt verfolgen kann, wenn man nicht explizit danach fragt (Eigenständige Interpretation von Röntgenbildern oder Laborwerten). Typische Tätigkeiten in diesem Haus sind Blutentnahmen, das Legen von Zugängen und OP-Assistenz, Teilnahme an Röntgenbesprechungen.
In der Gefäßchirurgie wird man sehr in die Arbeit integriert und ist im Vergleich zu den anderen Abteilungen häufiger auf Station. Hier nimmt man morgens nach der Frühbesprechung Blut ab, macht Dopplersonografien und kümmert sich um stationäre Aufnahmen, wenn man nicht in den OP abgerufen wird. Bei der Visite mitlaufend macht man irgendwann auch die Verbandswechsel eigenständig. Das Team ist sehr nett, scheut sich aber nicht davor, einem Arbeit zu geben. Viel ausruhen tut man sich hier nicht, manchmal bleibt man bis nach 16:00 Uhr.
In der Unfallchirurgie geht das alles bisschen entspannter. Nach meiner Zeit in der Gefäßchirurgie war es hier schon fast etwas langweilig, aber die Unfallchirurgen sind in ihrem Naturell sehr jung gebliebene und lustige Menschen. Man assistiert in der Regel nur dienstags und donnerstags bei der Endoprothetik, an den anderen Tagen darf man auf Station bleiben oder sich interessante OPs angucken, wenn man interessiert ist. Stationäre Aufnahmen machen die Ärzte hier selbst, Blutentnahmen fallen nur dann auf einen ab, wenn die Stationsassistentin gerade mal keine Zeit dafür hatte. Nicht selten geht man hier auch etwas früher nach Hause.
In der Viszeralchirurgie habe ich persönlich das meiste gelernt. Man bleibt hier in der Regel die volle Arbeitszeit bis zur Röntgenbesprechung am Nachmittag, die Zeit bis dahin vergeht aber wie im Flug. Die Ärzte sind nett und kompetent zugleich. Morgens früh startet die Visite, dann kümmert man sich wie auch sonst um Blutentnahmen. Wenn man der einzige PJler auf Station ist, hat man das Pech, dass man täglich im Schilddrüsen-OP steht und Haken hält, da das Henri Schilddrüsenzentrum ist. Ich hatte das Glück, dass wir zu zweit, manchmal auch zu dritt waren, sodass man auch viele andere OPs sehen konnte. Nach fast jeder OP durfte man hier die Wundnaht machen, was ich ganz nett fand. Der Chefarzt ist sehr freundlich und stellt auch hier und da mal eine Frage, im OP erklären alle Ärzte sehr viel.
Das PJ im Henriettenstift ist zu empfehlen. Zwar muss man hier viele Hilfstätigkeiten machen, das fand ich persönlich jedoch in Ordnung. Man wird selten bis nie von irgendwem unkonstruktiv zurechtgewiesen, sondern man ist dankbar, dass diese Aufgaben übernommen werden. Man sieht sehr viele verschiedene OPs und gewinnt eine Vorstellung darüber, was eigentlich wie gemacht wird. Manko: ich habe nach dem PJ festgestellt, dass ich noch mehr für mich selbst hätte lernen können, wenn ich mich ans PJ-Buch gehalten und gewisse Tätigkeiten für mich beansprucht hätte (siehe oben). Die Idee einen eigenen Patienten zu betreuen, kommt nicht von den Ärzten, man muss selbst fragen. Wenn man dies beherzigt, ist das Henri ein sehr gutes Haus, das zentral liegt und eine verhältnismäßig faire Bezahlung bietet, zudem sind alle gewillt einem etwas beizubringen.