Im chirurgischen Tertial an der MHH wird man für jeweils ca. 8 Wochen zwei von drei Bereichen (Allgemeinchirurgie, Herz-Thorax-Transplantations- und Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie) zugeteilt, ich wurde in der Herzchirurgie und der Unfallchirurgie eingesetzt. Am ersten PJ-Tag wurde ich von der PJ-Koordinatorin begrüßt und habe meinen Dienstausweis und die PJ-Karte erhalten. Auf dieser Karte sind die Rotationen auf die Intensivstation, die Notaufnahme und die beiden chirurgischen Bereiche fest eingetragen und müssen von einem Oberarzt gegengezeichnet werden. Leider hat es insgesamt 3 Wochen gedauert, bis ich endlich zwei personalisierte MHH-Kittel erhalten habe (auf einem der beiden war noch der Name irgendeines Professors aufgedruckt, was gelegentlich recht hilfreich war). Der PJ-Unterricht fand grundsätzlich drei mal die Woche (Mo-Mi, jeweils 15-16 Uhr) statt und war auch ganz gut. Die ersten sechs Wochen fiel der PJ-Unterricht komplett aus, fand dann aber ab Januar regelmäßig statt.
Herzchirurgie: Die Zeit in der Herzchirurgie hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Der sehr engagierte PJ-Beauftragte hat am Anfang deutlich gemacht, dass man gerne je nach Interesse voll einbringen kann und sich im Prinzip auch aussuchen darf, wo man seine Zeit in der HTTG verbringen möchte. D.h. man kann sich in den OP einteilen lassen, ggf. bei Transplantationen zuschauen, auf die herzchirurgische Intensivstation gehen, auf den Normalstationen der HTTG mithelfen. Die Arbeitszeiten können dabei in Rücksprache mit dem Arzt, mit dem man mitläuft, auch "flexibel" gehandhabt werden. Ich persönlich habe drei Wochen auf der Normalstation und im OP verbracht - diese Kombination hat es mir ermöglicht, sowohl die chirurgische Stationsarbeit besser kennenzulernen, als auch bei wirklich spannenden Herzoperationen (v.a. Bypass-Ops, Aortenklappenersatz, Myxomentfernung) dabei zu sein. Als zweite Assistenz in der Herzchirurgie konnte ich bei diesen OPs verhältnismäßig viel helfen, ohne die ganze Zeit stumpf Haken halten zu müssen (natürlich hat es sich auf Saugen, Fäden abschneiden, Herz halten, gelegentlich Nähen beschränkt, aber wenigstens war man dabei gefordert, dem Operationsverlauf zu folgen). Pro OP-Tag war ich meistens bei 1-2 Operationen dabei, da sie recht zeitintensiv sind, bin ich an diesen Tagen eher zwischen 17 und 18 Uhr rausgekommen. Die Atmosphäre im OP hängt natürlich weitestgehend vom Operateur ab, hier habe ich gute und weniger gute Erfahrungen gemacht. Manche Operateure erklären gar nichts, andere hingegen sind wirklich sehr nett und wollen einem etwas beibringen, bedanken sich sogar am Tag danach noch für die Hilfe. Man muss eben immer bedenken, dass die Operationen sehr anspruchsvoll sind und daher auch eine gewisse Anspannung immer dabei ist - wenn man mal einen Spruch kassiert, sollte man es deshalb nie persönlich nehmen und sich lieber vom Zuzwinkern der Anästhesisten aufmuntern lassen. Die OP-Pflege der Herzchirurgie ist größtenteils sehr nett und ich fand die Zusammenarbeit schwer in Ordnung (auch wenn mich die Oberschwester mal aus dem HTTG-Pausenraum geworfen hat, da es im OP-Trakt ja auch noch eine Cafeteria gäbe, "wo auch andere Studenten sind"). Da ich eher internistisch interessiert bin, habe ich noch weitere drei Wochen auf der herzchirurgischen Intensivstation verbracht. Diese drei Wochen waren mein absolutes Highlight an der MHH: Ich bin bei einem sehr netten und höchst engagierten Altassistenten mitgelaufen, der mir trotz der hohen Arbeitsbelastung und den wirklich herausfordernden Patientenfällen sehr viel erklärt hat, ganze Erkrankungsbilder mit mir durchgesprochen hat und mir auch diverse Untersuchungstechniken gezeigt hat (Sono, EKG, BGA, ECMO-Gas, Dialyse). Außerdem durfte ich unter Aufsicht einige ZVK's legen und am letzten Tag sogar eine komplette Kardioversion inklusive Sedierung durchführen. Die herzchirurgische Intensivstation ist für alle Fans der Intensivmedizin sehr zu empfehlen! Die Pflege ist sehr nett und ein Pfleger, der die Dialysen betreut, ist ganz versessen darauf, einem ausführlich das Dialysemanagement zu erklären. Zudem sind die Erkrankungsbilder sehr komplex und auch für den eigenen Umgang damit sehr herausfordernd. Ich persönlich habe in diesen drei Wochen dort eigene Grenzerfahrungen im Hinblick etwa auf schwere schicksalshafte Verläufe bei jungen Patienten gemacht und finde das im Nachhinein sehr wichtig.
Unfallchirurgie: Im Rahmen meiner Zeit in der UCH konnte ich erneut auf die (dieses mal unfallchirurgische) Intensivstation rotieren und war zudem noch eine Woche in der Notaufnahme. Wie zu erwarten hat mir die Intensivstation sehr gut gefallen. Die Woche auf der Notaufnahme fand ich persönlich etwas stressig, weil es dort einfach nur unübersichtlich ist und das Ärztezimmer von insgesamt bis zu 12 Ärzten genutzt wird und im Prinzip ununterbrochen drei Telefone klingeln. Das geht den meisten Ärzten dort übrigens genau so. Trotzdem konnte ich auch da mit einem sehr netten Assistenten mitlaufen, der Lust am Erklären hatte. Man kann in der Notaufnahme die unfallchirurgischen Patienten anamnestizieren, voruntersuchen und das weitere Procedere dann mit dem betreuenden Arzt besprechen. Es ist auch möglich, kleinere Eingriffe unter Aufsicht vorzunehmen, wenn dafür die entsprechenden Kapazitäten vorhanden sind (bspw. chirurgische Wundversorgung mit Nähen, Abszesspaltung etc.). Es ist auch kein Problem, in der restlichen Zeit im Tertial bei Gelegenheit nochmal auf die Notaufnahme zu rotieren. Die übrigen sechs Wochen habe ich im Schulterteam der UCH verbracht. Die Wochen sind hier folgendermaßen strukturiert: Zwei Tage OP, ein Tag Sprechstunde, ein bis zwei Tage Stationsarbeit. Jede zweite Woche fanden an einem Tag ambulante OPs in der intern liebevoll genannten "Schwarzwaldklinik" statt. Im Schulterteam wurde ich richtig gut eingebunden und habe im Rahmen der Schultersprechstunde eigene Patienten untersucht, dem OA vorgestellt und die Briefe verfasst. Zudem habe ich diese Patienten dann am Tag darauf in der Röntgenbesprechung vorgestellt. An den OP-Tagen habe ich die übliche zweite OP-Assistenz gemacht. Bei den ambulanten OPs habe ich im Verlauf dann gelegentlich auch erste Assistenz gemacht und durfte mit dem OA gemeinsam einfache Metallentfernungen machen. Die Stimmung gerade im ambulanten OP war hervorragend. Die Mischung aus der guten Einbindung und auch der Möglichkeit, über den OA regelmäßig Feedback zu erhalten, hat die Wochen in der Unfallchirurgie für mich unerwartet angenehm gemacht.
Fazit: Wer entweder gar kein Chirurgie machen möchte oder aber eine chirurgische Laufbahn an einer Uniklinik anstrebt, dem kann ich ein Tertial an der MHH empfehlen. Einerseits sieht man wirklich spannende Erkrankungsfälle, andererseits kann man bei entsprechendem Engagement gut an ein Jobangebot kommen. Wieviel man selbst mitarbeiten kann, hängt immer von dem Assistenten/dem OA ab, mit dem ihr mitläuft. Ich kann nur empfehlen, hier sich hier jemanden Engagiertes zu suchen, dann wird es eine spannende Zeit.