PJ-Tertial Neurologie in GRN-Klinik Sinsheim (3/2020 bis 6/2020)

Station(en)
Normalstation, Stroke Unit
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, Notaufnahme
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Ich habe alle drei Tertiale an der GRN SInsheim verbracht und von diesen drei hat mir mein Neurologie-Tertial am meisten gefallen. Die Abteilung an sich ist sehr kompakt mit 30 Betten auf der Normalstation und 6 Stroke Betten und einem Ärzteteam von 3 Assistenten und 2 Oberärzten. Die Ärzte sind durch eine Kooperation alle an der Uni Heidelberg angestellt und rotieren für 6 Monate bis zu 1 Jahr nach Sinsheim. Durch das kleine Team wird man als PJ sehr schnell eingebunden. Die Ärzte sind wirklich froh über jede Hilfe und nehmen sich wirklich Zeit Fälle mit einem durchzusprechen und einem Fragen zu beantworten. Da die Oberärzte im wahrsten Sinne des Wortes 10 m von einem entfernt sitzen, ist der Dienstweg entsprechend kurz und Probleme und Wünsche können direkt angesprochen werden. Der stv. Chefarzt Dr. Lenhard und der Oberarzt PD Dr. Purrucker sind wirklich engagiert und nutzen jede Gelegnheit einem die Neurologie näher zu bringen.
Auf der Station selbst ist der Tag normalerweise folgendermßen strukturiert. Der Dienstbeginn ist um 8.00. Bis zur Visite um 9.00 Uhr ist man als PJ normalerweise mit Viggos oder Briefen beschäftigt. Blutabnahmen werden morgens von needle nurses erledigt, sodass diese eher unbeliebte Tätigkeit wegfällt. Die Visite an sich dauert je nach Belegung zwischen einer und zwei Stunden und ist die einzige wirkliche Verpflichtung am Vormittag. Dr. Lenhard besteht darauf, dass man als PJ an der Visite teilnimmt und sorgt auch dafür, dass keine Aufgaben dazwischen kommen. Hier werden nämlich das weitere Prozedere, das Therapieregime und die Klinik der Patienten wirklich ausführlich besprochen. Nach ca. 4 Wochen werden einem Patienten (normalerweise 1-2) zugeteilt, die man bei der Visite vorstellen muss, die man vor Dr. Lenhard untersuchen muss und die man von Aufnahme bis zum Brief (inklusive Briefkorrekturen) betreut. Das hilft einem ungemein verschieden neurologische Krankheitsbilder besser zu verstehen und gibt einem einen guten Einblick in die spätere Tätigkeit als Arzt. Wieterhin darf man als PJ die regelmäßigen NIHSS-Untersuchungen der Stroke Patienten machen, was mir beim erlernen einer strukturierten neurologischen Untersuchung geholfen hat. Für gewöhnlich ist man nach der Visite mit der Vorbereitung von Liquorpunktionen beschäftigt (als Aufklärung von Patienten, Anmelden des Labors, Vorbereiten der Utensilien). Während meines Tertials durfte ich fast jede LP auf Station selbst unter Aufsicht durchführen, was eine großartige Gelegenheit ist diese Methode zu lernen. Ich habe bestimmt über 40 Punktionen in den drei Monaten gemacht, was eine gute Grundlage ist, wenn man Neurologe werden möchte. Eine feste Rotation in die Funktionsdiagnostik gibt es nicht, das ist aber aufgrund der Gegebenheiten aber auch nicht notwendig. Wenn man möchte, kann man sich allerdings jederzeit zu den Untersuchungen hinzugesellen. Auf Station werden Doppleruntersuchungen der Carotiden und der intrakraniellen Gefäße, sowie elektrophysiologische Untersuchungen und EEGs durchgeführt, deren Befundung man in groben Zügen auch im Rahmen des Tertial lernt. PJ-Unttericht gibt es wöchentlich und wird für gewöhlich durch Dr. Lenhard selbst oder durch PD Dr. Purrucker gehalten. Hierbei werden normalerweise interessante Patienten auf Station durch die PJs untersucht und das Krankheitsbild anhand der vorhandenen Diagnostik durchgesprochen.
Etwas unbeliebte Aufgaben, die als PJ erledigt werden müssen, sind Viggos legen, Briefe schreiben und das Ausfüllen von QS-Bögen. Die letzteren müssen bei allen Stroke Patienten ausgefüllt werden und sind vor allem deshalb etwas unbeliebt, weil man viele Daten raussuchen muss (inklusive der minutengenauen Angabe des intialen cCTs). Was ich persönlich etwas schade fand, ist, dass man nur unregelmßig in die Notfallambulanz als PJ kommt. Das liegt zum einem am stark schwankenden Patientenaufkommen zum anderen an den oft bindenden Aufgaben auf Station. Man muss sich weiterhin bewusst sein, dass die Abteilung tatsächlich sehr klein ist. Der Vorteil daran ist, dass man einen guten Überblick über eine allgemeine Neurologie mit sehr spannenden Fällen bekommt (Glioblastom-Erstdiagnosen, HSV-Enzephalitiden, nicht-konvulsive Status mit komplexen apraktischen Symptomen). Der Nachteil hingegen ist, dass man keine hochspezialisierte Neurologie erwarten kann (damit meine ich, dass es keine eigene Abteilung für neuroimmunologische Erkrankungen oder für Bewegungsstörungen oder eine Stroke mit 30 Betten gibt). Ein letzter und kleinerer Nachteil in Sinsheim ist, dass man keinen eigenen PJ-Arbeitsplatz hat. Wenn alle Computer besetzt sind, muss man manchmal einfach warten.

Zusammengefasst kann ich jedem, der mit dem Gedanken spielt ein Neuro-Wahlfach zu machen, Sinsheim absolut empfehlen kann. Man wird auf Station wirklich gebraucht und wird wirklich außerordentlich gut in das Team eingebunden. Die Oberärzte und Assistenten geben sich wirklich Mühe, dass einem das Tertial Spaß macht und man möglichst viel mitnimmt. Man wird also normalerweise nicht für unliebsame Aufgaben oder Botengänge eingeteilt. Die Neurologie ist zwar klein, dafür aber vielfältig und man erhält einen Einblick in viele verschiedene Krankheitsbilder und deren Therapie. Ich persönlich habe viel von der Betreuung eigener Patienten profitiert. Vor dem Tertial war ich mir eigentlich sicher, dass ich in die Innere möchte. Nach dem Wahlfach fällt mir die Wahl zwischen Neuro und Innere außerordentlich schwer!
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Repetitorien
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Notaufnahme
Rehas anmelden
Blut abnehmen
Punktionen
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
500 Eur
Gebühren in EUR
einmalig 20 Eur für Parken

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13