Pro:
- spannende Fälle die man sonst nur selten/gar nicht sehen würde
- sehr gute Patientenbetreuung und gut funktionierende, effiziente Strukturen
- man darf je nach Station/Arzt viel beim Operieren machen
- die meisten Oberärzte sind nett
- besonders hervorzuheben ist die septische Station - das einzige Umfeld in dem man als Person wahrgenommen und ins Team integriert wird
- es gibt ein, zwei Ärzte, die normal mit einem umgehen und einem tatsächlich auch mal was beibringen oder darauf achten dass man Mittagessen war
- Der PJ Beauftragte (Dr. Z.) gibt sich zwar Mühe dafür zu sorgen, dass man einigermaßen human behandelt wird und sich ggf. sogar nach Wunsch etwas anschauen kann, aber auch er kommt nicht richtig gegen die bestehenden Strukturen an
Contra:
- keinerlei Einführung (es ist ein riesiges, unübersichtliches Haus)
- keiner nimmt einen am Anfang an die Hand und zeigt einem die kleinsten Basics, man wird nur permanent angemeckert warum man Sachen nicht / noch nicht kann. Es gibt je nach Station verschiedene Aufgaben für die PJler verantwortlich sind, man merkt das dann meistens wenn man etwas nicht gemacht hat und auf einmal dafür verantwortlich ist
- man hat keine Möglichkeit, sich verschiedene Sachen nach Interesse anzuschauen. Man wird einfach eingeteilt und ist dann der persönliche OP Sklave der Station. In der Ambulanz (in der man prinzipiell am meisten Lernen kann) wird man keinen einzigen kompletten Tag verbringen, weil alle 5 Minuten jemand vorbeikommt und zu einer OP einteilt. Teilweise streiten sich sogar die Stationen darum, wer jetzt den PJler bekommt.
- Es wird gerne auch im Beisein des PJlers von "dem PJler" gesprochen, niemand macht sich wirklich Mühe sich den Namen zu merken. Wenn man als Person wahrgenommen werden möchte, muss man wirklich darum kämpfen. Persönlich interessiert man sich auch nicht für die PJler, und für die Famulanten schon gar nicht.
- Mittagessen ist durchscnittlich an 2 Tagen der Woche (und nur mit darauf bestehen und dem Versprechen sich zu beeilen) möglich. Man ist von Morgens bis abends im OP, bereitet die Patienten vor, schleust sie aus und wird angemeckert wenn man nicht jedes Detail über den Patienten weiß (die meisten Patienten habe ich gar nicht wach gesehen). Dementsprechend bekommt man auch oft noch nicht einmal die Visiten ganz mit, weil man schon in den OP muss. Die Ärzte wechseln sich gegenseitig aus und gehen Mittagessen oder wieder auf Station, ich darf dann aber nicht Mittagessen, weil die nächste OP ja gleich los geht und sich niemand interessiert ob ich überhaupt Zeit hatte aufs Klo zu gehen.
- Ich habe keinen einzigen Tag auf der Station verbracht und gelernt wie man einen Brief schreibt und wie die Behandlung der Patienten abläuft, da ich immer im OP war.
- nachdem ich den Wunsch geäußert habe, dass ich mir etwas anderes anschauen möchte, wurde ich von allen Ärzten nur fragend angeschaut. Es war dann nicht möglich, weil sie mich ja für den OP brauchen. Auf Nachfrage, was sie ohne mich tun würden, hieße es, dass dann ja einer der Ärzte länger da bleiben müsste, und das geht ja nicht. Dementsprechend war ich jeden Tag 9h + da (Arbeitsbeginn 6:45, Nachmittagsbesprechung frühestens vorbei um 16 Uhr) und musste mich auch noch umständlich rechtfertigen, wenn ich irgendwann mal gehen wollte.
- im Allgemeinen wird nach unten getreten und es herrscht eine Atmosphäre wie an der Uniklinik: Niemand wagt es sich zu wiedersetzen (weil die Ärzte es im PJ ja auch nicht anders erlebt haben) und wenn man keine unbezahlten Überstunden machen möchte oder nach einer 9stündigen OP ohne Pause mal Erschöpfung äußert heißt es: Tja, dann ist das vielleicht einfach nicht dein Fach. Letzten Endes ist die BG aufgrund ihres Rufes auch nicht darauf angewiesen irgendjemandem das Fach schmackhaft zu machen.
- Teilweise ist die OP Pflege richtig arschig zu einem und fährt einem auch gerne Mal mit dem Tisch in den Rücken oder ignoriert einen komplett. Eine OP Schwester hat wortwörtlich zu mir gesagt: "Hör auf zu reden, früher hieß es hier auch: Haken halten und Fresse halten." Die Ärzte fühlen sich jedenfalls nicht dafür verantwortlich einen in Schutz zu nehmen. Man kommt sich da teilweise wie ein Aussätziger vor.
- Generell wird man sehr oft einfach stehen gelassen oder läuft den Ärzten wie ein Depp hinterher, nur um dann angeschnauzt zu werden, dass man ihnen nicht auf die Toilette folgen soll. Da fühlt man sich einfach wie der letzte Idiot.
Zusammenfassend hatte ich vorher mega bock auf die UCHI und war motiviert und interessiert. Das Tertial an der BG hat mich abgeschliffen, obwohl ich versucht habe für mich einzustehen. Ich will jetzt definitiv nicht mehr Unfallchirurgie machen und habe eine richtige Aversion gegen den OP entwickelt. Ich habe in diesem Tertial zumindest gelernt, was für ein Arzt ich später nicht werden will.