Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen hier sein Neurologie-Tertial zu machen.
Es war das mit Abstand lehrreichste Tertial im ganzen PJ. Vom ersten Tag an wird man als vollwertiges Mitglied des Teams gesehen und vollständig in den Stationsalltag integriert.
Die Organisation des Tertials ist wirklich vorbildlich. Als PJler stehen einem ein Spind, Dienstkleidung sowie ein eigenes Diensttelefon zur Verfügung. Außerdem bekommt man zu Beginn des PJs ein Starter-Paket aus Reflexhammer, Stimmgabel und Pupillenleuchte leihweise ausgehändigt. Gut gefallen hat mir außerdem, dass man sowohl zu Beginn als auch am Ende des PJs ein Gespräch mit der leitenden Oberärztin Frau Dr. Reese führt, in dem man sich über seine Lernziele austauscht.
Im Laufe des Tertials rotiert man durch die verschiedenen Abteilungen. Dabei ist man je 6 Wochen auf den beiden Normalstationen SOC und SOD eingeteilt. Zusätzlich verbringt man je 2 Wochen auf der Stroke-Unit und der Intensivstation. Eine Besonderheit der LVR-Klinik besteht darin, dass die Intensivstation mit ihren 8 Betten rein neurologisch geführt wird. Von der Intubation bis zur Einstellung von Beatmungsparametern oder Anlage einer Trachealkanüle bekommt man hier neben der Behandlung intensivpflichtiger neurologischer Erkrankungen also einiges mit. Zusätzlich besteht die Möglichkeit ein paar Tage in den Funktionsabteilungen zu verbringen und dort die Grundlagen von EEG, EMG/ENG sowie Doppler/Duplex zu erlernen. Hier darf man unter Aufsicht Ultraschall-Untersuchungen durchführen oder wertet gemeinsam mit der Funktionsoberärztin Frau Dr. Cord EEGs aus. Insgesamt bekommt man so einen sehr breit gefächerten Überblick über die Erkrankungsbilder im Bereich der Neurologie.
Auf Station übt man als PJler unterschiedliche Aufgaben aus. Dabei ist man unter anderem für die Aufnahme der elektiven Patienten zuständig. Pro Tag handelt es sich dabei um ca. 1-2 Patienten, bei denen man die Anamnese und körperliche Untersuchung durchführt und das Aufnahmeprotokoll verfasst. Dies ist immer sehr lehrreich, da man die Patienten im Anschluss daran dem zuständigen Oberarzt vorstellt und gemeinsam nachuntersucht. Dadurch erhält man zu jedem Patienten ein direktes Feedback und lernt einiges dazu, was die Diagnostik und Therapie der entsprechenden Erkrankungen angeht. Natürlich nimmt man als PJler auch Blut ab und legt Viggos. Dadurch, dass die leitenden Schwestern auf den Stationen jedoch ebenfalls Blut abnehmen, hält sich diese Aufgabe glücklicherweise sehr in Grenzen. Darüber hinaus nimmt man an den Visiten teil, stellt hier und auch bei der Röntgenbesprechung seine eigenen Patienten vor, fordert Arztbefunde an, führt Liquorpunktionen durch oder schreibt Arztbriefe. Auf der Intensivstation durfte ich sogar unter Aufsicht arterielle Katheter anlegen. Ich kann außerdem jedem empfehlen, seine Dienstnummer beim Ambulanzarzt zu hinterlegen, damit er euch beispielsweise bei einem Schlaganfall hinzurufen kann. So bekommt man von der Übergabe durch den Notarzt über das Erheben des neurologischen Status, der Bildgebung und Entscheidung über die Lyse-Therapie bis hin zur anschließenden Stroke-Unit-Behandlung alle Schritte in der Erstversorgung eines Schlaganfallpatienten mit, was sehr eindrücklich ist.
Insgesamt herrscht eine sehr wertschätzende Atmosphäre. Man merkt, dass man als PJler hoch willkommen ist und den Ärzten tatsächlich Arbeit abnehmen kann. Alle sind sehr motiviert, einem etwas beizubringen. Man wird immer in Entscheidungsfindungen miteingebunden, darf eigene Vorschläge äußern und fühlt sich somit zu jedem Zeitpunkt als Teil des Teams.
Ein großer Pluspunkt ist zudem, dass man dank des Hausinternisten Dr. Axtmann auch internistisch einiges dazulernen kann. So bringt er einem beispielsweise das Auswerten von EKGs und Langzeit-EKGs bei, ruft einen bei spannenden Ultraschalluntersuchungen oder Pleurapunktionen dazu oder erklärt einem die Grundlagen der Diabetes-Therapie.
Besonders hervorzuheben sind auch die PJ-Fortbildungen, die abwechselnd von den vier Oberärzten abgehalten werden und sehr lehrreich sind. Diese finden immer zuverlässig zweimal in der Woche statt. Dabei wird in der Regel beim ersten Termin ein Thema theoretisch besprochen und beim zweiten Termin versucht einen Patienten mit dem entsprechenden Krankheitsbild zu untersuchen und nachzubesprechen. Zusätzlich findet einmal wöchentlich eine interne Fortbildung für die Assistenzärzte statt, an der die PJler selbstverständlich auch teilnehmen.
Insgesamt also eine klare Empfehlung!
Ich würde mein Neurologie-Tertial immer wieder hier machen.