Ich habe mir die Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig ausgesucht, da ich schon immer sehr am Fachgebiet interessiert war und das breite Spektrum neurologischer Erkrankungen an einer Uniklinik erleben wollte. Außerdem hat mich Leipzig als Stadt schon länger interessiert, sodass ich als externe Bewerberin anfing.
Pro:
- Recht ordentlich organisiert, am ersten Tag konnte man den Dienstausweis abholen, bekam Wäsche und Transponder/Schlüssel. Auch die Computer-Logins haben relativ gut und schnell funktioniert.
- Im Allgemeinen sind fast alle inkl. Pflegepersonal nett und freundlich (bis auf einige Ausnahmen natürlich)
- Einige Assistent*innen sind sehr engagiert in der Lehre, haben sich wirklich Zeit genommen und das hat dann auch den entsprechenden Lerneffekt bewirkt
Contra:
- Keine richtige Einführung, wir wurden kurz in der Morgenbesprechung begrüßt und dann „stehengelassen“, vieles mussten wir bei unseren Vorgänger-PJlern erfragen
- Gerade einigen der Oberärzte scheinen die Studierenden egal zu sein, außer es gibt BEs, Schellongs, Mocas abzuwälzen
- Die Seminare müssen, wie schon in den anderen Berichten geschrieben, von den PJlern selbst vorbereitet werden. Die Fallvorstellung dazu ist ja auch grundsätzlich keine schlechte Idee, bei nur 2 PJlern ist man dann dementsprechend alle zwei Wochen an der Reihe und verbringt mehrere Stunden Freizeit mit der Vorbereitung. Je nach betreuendem Oberarzt gibt es dann mal mehr, mal weniger Input bzw. fiel das Seminar sogar aus. Bei der dünnen Lehre auf Station (durch die Oberärzt*innen) hätte ich mir da ein besseres Konzept erhofft.
- Meist kein ausreichender Arbeitsplatz für PJler auf Station
- Anscheinend kein spezielles Neuro-Problem, jedoch ist die technische Infrastruktur am UKL einfach grottig. Ein Großteil der Untersuchungen muss per handschriftlichem Schein + Fax angemeldet werden, Computer sind uralt und dementsprechend langsam. Wie solch eine Ineffizienz an einem Uniklinikum möglich ist, bleibt mir immer noch ein Rätsel.
Stroke/Neuro-ITS:
Meine erste Station im Tertial, welche man sich eigentlich auch sparen kann. Es gibt ein Dreischichtsystem und dementsprechend viele Assistenten (die zum Teil noch sehr mit sich selbst zu tun haben). An Aufgaben gab es für mich leider fast ausschließlich „Auftragsarbeiten“ zu tun, also z.B. Flexülen, EKG schreiben, Moca-Tests, Schellong, Reha-Anträge ausfüllen, Vorbefunden hinterhertelefonieren oder sogar Patienten zu Untersuchungen begleiten, wenn sie lediglich unruhig waren (also eine absolute Hilfstätigkeit) – dafür verpasste man dann auch mal die Chefvisite. Lehre gab es leider so gut wie gar nicht, und wenn, dann durch besonders engagierte Assistent*innen. Diese Defizite habe ich dann in der Prüfungsvorbereitung bemerkt, da wurde an anderen Häusern anscheinend viel mehr erklärt. Die Oberärzte verteilten jedoch gern Dödel-Aufgaben, die dann auch „sofort“ erledigt werden mussten, sodass man Visiten oder Röntgen-Demo verpasste. Eigenständig Patienten betreuen war bei diesen Nebenaufgaben schwer möglich und schien auch nicht wirklich gewünscht. Hin und wieder waren jedoch LPs möglich. Auch wenn eigentlich alle Ärzte bzw. hauptsächlich Ärztinnen nett waren und sich für die Arbeit bedankten, fühlte ich mich oft wie der Dödel der Station. Positiv war jedoch, dass man eigentlich immer pünktlich rauskam.
Normalstation:
Auf der Normalstation sieht man viele interessante Krankheitsbilder. Man kann täglich Patienten aufnehmen und – was ich gut fand – dies dann recht ausführlich mit den zuständigen Assistent*innen und dem Oberarzt besprechen. Die Assistent*innen waren zum großen Teil auch sehr nett und interessiert. Leider war es dann etwas schwierig, Patienten längerfristig selbst zu betreuen, da die Assistenten ihre Patienten (außer in der Oberarzt- und Chefvisite) allein visitieren. Die „Möglichkeit“, morgens schon früher zu kommen, um die BEs zu erledigen, hatte ich leider in der Hoffnung genutzt, nachmittags früher rauszukommen. Das war aber leider oft nicht möglich, da man die Patienten aufgrund der (für die Stationsärzte) schlechten Organisation seitens des Aufnahmemanagements teils erst nachmittags aufnehmen konnte. Dazu kamen o.g. Oberarztbesprechungen. Dementsprechend war der zeitliche Aufwand ziemlich hoch. Bis auf eine Ausnahme waren eigentlich auch alle Ärzte insofern sehr angenehm, als dass sie nicht jeden Moca und jede BE auf uns PJler abgewälzt haben, sondern auch mal selbst tätig wurden.
Ambulanz/ZNA:
Dies war für mich (und wahrscheinlich auch für viele andere PJler) die beste Rotation. Man kann u.a. der Konsilsprechstunde beiwohnen, Spezialsprechstunden und die Funktionsdiagnostik anschauen und natürlich auch in der ZNA tätig werden. Je nach Assistent*in darf man die Patienten dann mehr oder weniger allein untersuchen, dokumentieren und weitere Vorschläge machen. Positiv sind das breite Spektrum an Patienten und die Erfahrung in den Untersuchungstechniken, die man sammelt.
Post-Stroke:
Die Arbeit auf der Post-Stroke-Station ist zwar vielleicht etwas eintönig (ausstehende Untersuchungen abarbeiten, Briefe schreiben, auf die Reha warten), dafür hatte ich viel Glück mit der zuständigen Assistentin, die viel Lehre in den Alltag eingeflochten hat. Das war tatsächlich ein typisches Geben und Nehmen, wie ich mir es für ein PJ vorstelle. Dort konnte ich dann auch selbstständig Patienten betreuen und wirklich gründlich nachbesprechen.
Insgesamt ein durchwachsenes, aber bis auf die Stroke/ITS eher empfehlenswertes Tertial. Lichtblick waren die engagierten, erfahreneren Assistent*innen. Ein großer Kritikpunkt ist, dass sich scheinbar ein Großteil der Oberärzt*innen nicht wirklich für die Lehre interessiert und dementsprechend auch schwerlich Verbesserungen möglich sind.