Viszeralchirurgie Station 6 (Henri), Gefäßchirurgie Station 3B (Henri), Unfallchirurgie Friederikenstift
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Die Abteilungen Viszeralchirurgie und Unfallchirurgie der beiden Krankenhäuser Henriettenstift und Friederikenstift des gemeinsamen Trägers Diakovere wurden zusammengelegt, sodass man bei Wahl eines der beiden Krankenhäuser mittlerweile in beiden Häusern eingeteilt wird. Man ist 5 Wochen in der Viszeralchirurgie im Henri, 5 Wochen in der Gefäßchirurgie im Henri und 6 Wochen in der Unfallchirurgie des Friederikenstifts. Die Diakovere ist wahrscheinlich die schlechteste Wahl für das Chirurgie-Tertial in Hannover, wobei die drei Abteilungen sehr unterschiedliche Erfahrungen bieten. Das Henriettenstift würde ich ohne den Anteil im Friederikenstift deutlich besser bewerten.
In der Viszeralchirurgie des Henriettenstifts ist es mit Abstand am besten. Der Tag beginnt um 7:15 Uhr auf Station. Man erhält einen eigenen Spind, eine Zugangskarte zum OP und der Umkleide und ein Telefon. Die Stimmung im Team ist sehr gut, der Chef ist glaubhaft daran interessiert, eine gute Ausbildung zu gewährleisten und erkundigt sich regelmäßig nach Problemen oder Wünschen. Trotzdem ist das Blut abnehmen von bis zu 30 Patienten und Viggos legen auf der Station die Aufgabe der PJler und wenn man alleine ist, verbringt man die ersten 3-4 Stunden des Tages damit und verpasst auch dafür die Visite und die Übergabe/Morgenbesprechung, eventuell auch OPs. Das finden die Ärzte selbst auch doof, aber wenn die liebe Pflegekraft, die einem beim Blut abnehmen manchmal hilft, nicht da ist, gibt es niemanden außer den Ärzten, die das machen. Man ist fest im OP-Plan eingeteilt und kann Wünsche äußern oder zu interessanten OPs dazu gehen. Alle Ärzte erklären sehr gerne und ausführlich und fragen Inhalte ab, sodass man angeregt ist, selbstständig zu lernen. Leider gingen meine Tätigkeiten über Blut abnehmen, Drainagen ziehen und OP-Assistenz nicht hinaus, sodass ich keine körperliche Untersuchung, Sprechstunde oder stationäre Patientenbetreuung mitbekommen habe, ebenso wenig wie Sonografie. Nachmittags endet der Tag mit der Radiologiebesprechung um 14:30, an der man teilnimmt, wenn man im OP fertig ist. Danach geht man nochmal über die Station und kümmert sich um letzte Viggos/Drainagen/Blutentnahmen. In der Regel gibt es pünktlich Feierabend (15:27 Uhr). Im Henriettenstift findet eigentlich dienstags abteilungsübergreifender PJ-Unterricht statt, der in meiner Zeit dort aber nur auf Zuruf manchmal stattfand. In meinen 10 Wochen (VCH und GCH) dort 2 Mal, wobei ich an einem Termin nicht teilnehmen konnte, weil ich im OP stand.
In der Gefäßchirurgie weiß niemand, dass man kommt und es wird auch nicht wirklich Notiz von einem genommen. Man arbeitet schnell selbstständig mit und hilft bei der Visite auf Station, macht direkt alleine Patientenaufnahmen, schreibt manchmal Arztbriefe und assistiert häufig im OP. Auf Station macht man häufig ABIs. Es wird einem von sich aus nichts erklärt und wenn man nachfragt, erhält man eher einsilbige Antworten. Im Team gibt es wenig Zusammenhalt und es wird nicht viel kommuniziert. Wenn Patienten in die Notaufnahme kommen, wird man nur dazu gerufen, um die Medikamentenliste abzutippen und Vorbefunde zusammenzufassen. Sonografie und körperliche Untersuchung wurden dann zuvor schon gemacht und bei Rückfrage wird man auf vertröstet, dass einem das irgendwann gezeigt wird, wenn mal Zeit übrig ist. Es findet hier keine Lehre statt. Gezwungenermaßen lernt man selbstständiges Arbeiten unter Zeitdruck. Man erhält einen Schlüssel zum Arztzimmer und behält den Spind und die OP-Karte aus der VCH. Morgens geht es mit der Frühbesprechung um 7:30 Uhr los, danach ist Visite auf der Intensivstation (wobei man da manchmal weggeschickt wird, um schon mal auf Station Blut abzunehmen; da warten täglich ca. 6 Stück auf einen) und dann geht es mit OP/Aufnahmen/Visite/Viggos legen über den Tag. Nachmittags ist man in der Regel bis zum offiziellen Feierabend um 15:27 Uhr da.
Das Beste am Friederikenstift ist der pünktliche Feierabend um 15:12 Uhr, das gratis Mittagessen und die nette OP-Pflege. Blut abnehmen muss man auch eher in Ausnahmefällen und man bekommt einen Spind. In der Abteilung herrscht eine furchtbare Stimmung und man wird im OP sehr unangenehm testiert. Wenn jemand kurz etwas erklärt, wird sich im Anschluss direkt selbst für das stattgehabte Teaching gelobt. Als Frau wird man vom Chef persönlich täglich in seinen Saal und zur Visite auf seiner Station eingeteilt und darf auch nicht in die Notaufnahme oder anderen OP-Sälen beiwohnen, die das Spektrum erweitern würden. Kein Üben körperlicher Untersuchung, Interpretieren von Labor oder Röntgen, kein Erstellen von Therapiekonzepten oder Durchdenken von Differentialdiagnosen. Es findet kein PJ-Unterricht im Friederikenstift statt. Insgesamt leider sehr wenig gelernt. Ich würde jeder Frau (und eigentlich auch jedem Mann) deutlich davon abraten, dort PJ zu machen.
Einen Zugang zum PC-Programm Orbis erhalten nur die PJler, die von den drei Rotationen zuerst in der Unfallchirurgie sind. Dadurch ist es im Alltag sehr mühsam, die Ärzte jedes Mal um ihre Anmeldung zu bitten, wenn man Patientenakten öffnen, Briefe schreiben oder den OP-Plan lesen möchte. Leider eine sehr negative Erfahrung in einem fachlich für mich eigentlich interessanten Tertial.