OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Mein chirurgisches PJ fand geteilt im DIAKOVERE Henriettenstift und Friedrikenstift statt. Daher werde ich die Bewertung auch geteilt vornehmen.
Ortho/Unfallchirurgie Friederikenstift:
Hier war ich die ersten 6 Wochen eingeteilt. Die Organisation war gut, am ersten Tag erhielt man eine kurze Führung durchs Haus, einen Schlüssel für einen Spind, Kleidung und wurde dann auf eine der vielen Ortho/Unfallchirurgischen-Stationen eingeteilt. Ich hatte das "Glück" auf die Privatstation beim Chef eingeteilt zu sein. Die Visiten verliefen eher sehr flott und man stand zumeist daneben ohne groß was tun zu dürfen/ können. Ein großer Vorteil im Frieda war, dass es einen Blutentnahmedienst gab, dadurch musste man als Pjler*in nur sehr selten BEs machen und die Assistenzärzt*innen waren super dankbar und haben sich mehrmals entschuldigt, wenn es mal dazu gekommen ist. Ab 7:30 Uhr war die Frühbesprechung mit OP Planung und Röntgenbesprechung. Hier wurde dann gesagt in welchem OP jemand benötigt wird. Wir waren 3 Pjler*innen und eine Famulantin. Das war super, da man so die Möglichkeit hatte so auch mal in die Notaufnahme zu schauen.
14:30 war dann noch einmal eine Mittagsbesprechung wieder mit Röntgen-Demo und danach dann auch Feierabend, wenn nicht gerade eine OP länger dauerte. Aber selbst das war eher die Ausnahme und man konnte fast immer pünktlich gehen.
OP: Man war eigentlich jeden Tag im OP. Man war fürs klassische Hakenhalten eingeteilt, durfte mal Knoten oder auch nähen. . Die Stimmung kam immer darauf an mit wem man im Saal war. Im großen und ganzen waren alle super entspannt und nett, haben Dinge erklärt, auch mal was gefragt, aber immer alles locker und mit Humor. Natürlich gab es auch ein paar Ärzte wo es anders war und man sich mal einen dummen Kommentar gefallen lassen musste und auch der Chef, der fachlich wirklich super war und beeindruckend im OP gearbeitet hat, konnte ungemütlich werden, wenn die Laune schlecht war oder der OP nicht schnell genug gearbeitet hat. Mit der Zeit konnte man das alles aber gut einschätzen und den blöden Situationen ein bisschen aus dem Weg gehen :D. Vom OP-Programm her konnte man ein großes Spektrum an Eingriffen sehen. Einfache distale Radiusfrakturen, Knie- und Hüft-TEPS, Arthroskopien, aber auch mal besondere Fälle, wie Soldaten aus der Ukraine, die operativ versorgt werden mussten aufgrund von Kriegsverletzungen.
Notaufnahme: Hier konnte man viele Fälle zu Gesicht bekommen. Besonderheiten waren ein Flusssäure Unfall oder auch Messerstichverletzungen und Polytraumen . Man kann als Student*in verschiedene Aufgaben übernehmen, wie körperliche Untersuchungen, FAST-Sonos oder auch Nähen von kleinen Wunden. Das große Problem an dem Einsatz in der ZNA war die Personalknappheit in Kombination mit einer hohen Zahl an Patienten. Das ist sicherlich überall so, aber man hat schon gemerkt, dass die zum Teil noch jungen Ärzt*innen an ihren Belastungsgrenzen waren. Trotzdem waren fast alle bemüht etwas zu erklären.
weitere Punkte:
- das Team ist super nett, einzelne Personen sind eher unsympathisch, aber man kann sich arrangieren. Großes Lob geht an den leitenden Oberarzt, der mit einem deutlich modernerem Führungsstil und weniger hierarchischen Prinzipien arbeitet.
- das Essen ist für Pjler*innen gratis, man muss sich nur etwas beeilen, damit man zwischen den OPs Zeit findet
- 649 Euro PJ-Gehalt
Allgemeinchirurgie Henriettenstift:
Auch hier erhielt man eine Schlüsselkarte, Schlüssel und Kleidung, sowie eine Führung durch das Haus und die Station. Auch hier war es so, dass man die meiste Zeit im OP verbracht hat. Zudem muss man sagen, dass die Pjler*innen für die Blutentnahmen eingeteilt waren. Zwar gab es eine MFA die von Dienstags bis Freitags für 1 h mit unterstützt hat, die Menge an BEs war aber teilweise so groß, dass es zeitlich knapp wurde bevor man in den OP gerufen wurde. Hierzu muss man sagen, dass dies nur ein Problem war, wenn man alleine auf Station war. Ich hatte das Glück immer mit mindestens 2 anderen Pjlerinnen eingeteilt zu sein, wodurch sich die ganze Lage entspannt hat und man sich gut einteilen konnte. Visite habe ich hier nicht einmal mitmachen können, da es immer genau in die Zeit der BEs fiel. PJ Unterricht gab es einmal in der Woche nachmittags - war ganz okay, besser als nix.
OP: ab 8:15 stand man jeden Tag im OP und hatte meist pro Tag 3-4 OPs. Hier vor allem Schilddrüsenchirurgie und bariatrische OPs, wie Magenbypässe, aber auch größere Eingriffe wie TARs oder Hemikolektomien. Die Ärzte im OP waren super nett und mehr darauf aus, dass man als Student mehr machen darf als nur Haken halten. Man durfte fast immer nähen und wurde gut angeleitet. Wenn es mal knapp wurde mit dem Feierabend wurde auch versucht, dass man abgelöst wird, sodass man fast nie länger bleiben musste.
Ambulanz,/Sprechstunde und Notaufnahme: Es gab auch hier die Möglichkeiten in diese Bereiche zu schauen, was ich aber nie wirklich genutzt habe. Man konnte, wenn zwischendurch Zeit war auch Nähen und Knoten üben und an einem Laparoskopie-Trainer üben.
weitere Punkte:
- Es war nicht ganz klar ob Studenten gratis Mittagessen haben durften oder nicht :D
- Die Ärzte*innen waren alle super nett und entspannt. Jedem Pjler sollte eigentlich ein Assistenzarzt nach dem "Mentoren-System" zugeteilt werden, als Ansprechpartner, was mehr oder weniger gut geklappt hat, aber jeder war bereit Sachen zu erklären.
- Zu der Situation auf Station: Hier ist es nicht so einfach ein klares Bild zu schaffen. Persönlich habe ich nie Probleme mit der Pflege gehabt. Man muss halt wissen wie man mit den einzelnen Persönlichkeiten umgeht. Wenn man sich vor allem mit der Stationsleitung gut abspricht läuft alles super. Ich habe von anderen PJlern gehört, dass es wohl zu Beschwerden und Streitereien gekommen ist und die Blutentnahmen chaotisch verliefen usw.
- einen persönlichen negativen Bericht habe ich auch: am letzten Tag, 10 min vor Feierabend von der Diensthabenden Assistenzärztin angemacht zu werden, mit dem Zitat: "Ich weiß ihr wollt Heim gehen, aber ich werde euch nicht in den studentischen Freitag entlassen! Ich suche euch jetzt noch Aufgaben, so könnt ihr nicht heim" - fand ich sehr uncool, da man den ganzen Tag auf Station und im OP gearbeitet hat.
Gefäßchirurgie Henriettenstift:
Ist eine kleine Station mit einem kleinen Team, was aber nicht schlimm ist, da alle sehr nett sind und der Chef super gechillt ist. Durch Corona und Personalmangel waren es pro Tag immer nur 1-2 OPs. Auf Station gab es eine Allgemeinmedizinerin, die eine sehr ausführliche Visite mit den Studenten gemacht hat. Hier konnte man sehr viel über Wundpflege und Verbandswechsel lernen. Ansonsten hat man hier als Student sehr viele Patienten selbstständig aufgenommen und konnte dabei nochmal ordentlich körperliche Untersuchung üben und Gefäßdoppler machen. Danach hat man die Patienten mit den Ärzt*innen besprochen. Nachmittags war dann noch einmal Röntgenbesprechung und 15:30 Feierabend.
- die Pflege war super nett, man hatte das Gefühl ein Teil der Station zu sein, anders als in der Unfall oder Allgemein
- Durch eine etwas unglückliche Planung waren wir zu zum Teil 4 Pjler*innen auf der Station, was für diese kleine Abteilung viel zu viel war (anders als in der Allgemeinchirurgie)
- Vom Fach her die beste Abteilung, was ich anfangs nicht gedacht hätte
Fazit:
Zum Großteil war das PJ in der Chirurgie in beiden Häusern Gut bis Sehr Gut. Ich kann die beiden Häuser auf jeden Fall empfehlen, selbst wenn man nicht so große Lust auf Chirurgie hat kann man es dort gut aushalten. Die Kleinigkeiten die negativ aufgefallen sind gibt es mit Sicherheit in jedem anderen Haus genau so.