Ich habe im Sommer 2023 zwei Monate meines Chirurgietertials in Barcelona verbracht.
Die Abteilung ist relativ klein und versorgt mehrere Krankenhäuser in Barcelona, ich habe mein PJ allerdings nur am Sagrat Cor gemacht.
Das Spektrum der Eingriffe ist relativ breit: Häufig sind Lungenkeilresektionen und Lobektomien, seltener ganze Pneumektomien. Kleinere Eingriffe sind die ebenfalls relativ häufigen Pleurabiopsien, seltener Mediastinoskopien zur Biopsieentnahme. Sehr häufig durchgeführt werden Clippings des sympathischen Grenzstrangs zur Behandlung einer Hyperhydrosis der Handflächen, Achseln oder des Gesichts. Der Großteil der Eingriffe wird als VATS durchgeführt. Die Stimmung in den OPs ist extrem freundlich, so habe ich es in Deutschland nie erlebt. Ich habe mich eigentlich immer eingewaschen, ab und zu die Kamera gehalten oder hier und da bei der Operation einen Haken gehalten, mein großer Moment kam dann aber immer gegen Ende, weil ich im Grunde fast alle Hautnähte machen durfte.
Außerdem lohnt es sich auch, sich etwas an die Anästhesie ranzuhalten vor den OPs, dann darf man auch dort ein paar Dinge machen.
Außerhalb des OPs gab es auf Station ab und zu ein paar Thoraxdrainagen, wobei ich allerdings in meinen zwei Monaten keine gelegt habe, möglich ist das aber sicherlich. Die Sprechstunden, die ungefähr die andere Hälfte der Zeit ausmachen, ziehen sich manchmal allerdings. Das Patientenspektrum ist ähnlich wie in den OPs, dazu kommen aber noch einige junge PatientInnen mit Brustverformungen und einige Patienten mit Z.n. Thoraxtrauma oder anderweitigen Thoraxschmerzen.
Das Team ist extrem freundlich und geduldig.
Ich kann das PJ dort vor allem für alle empfehlen, für die Chirurgie ein Dorn im Auge ist. Wer Hardcore-Chirurgie lernen will, ist vermutlich durch die relativ wenigen OP-Tage und die generell sehr entspannten Arbeitszeiten etwas unterfordert, für mich war es so jedoch super. Was mir nicht klar war, ist, dass im August das gesamte Programm deutlich gekürzt wird, sodass ein Teil meines PJ dort relativ wenig los war, und ich sicherlich genug Freizeit hatte.
Sprachlich sollte man Spanisch natürlich ganz gut können, da das aber ein chirurgisches Fach ist, muss das Spanisch aber auch sicher nicht auf C1 sein. Katalanisch wird ebenfalls gesprochen, aber da findet man sich schnell zurecht und alle sind im Grunde bereit, ins Spanische zu wechseln.
Zur Anreise kann ich empfehlen, mit viel Vorlauf zu buchen. Der ICE nach Paris ist leicht zu buchen, aber im Anschluss der Direkt-TGV Paris-Barcelona ist häufig schon früh ausgebucht. Interrail ist leider wegen der Reservierungspflichten keine wirklich sinnvolle Option, obwohl es oft noch normale TGV-Tickets gibt, ist das Interrailkontingent oft schon ausgebucht.
Bewerbung
Der Kontakt kam über eine Mail an den Chefarzt zustande, Dr. Molins. Der Rest lief dann ohne ihn, und ich habe ihn auch nie wieder gesehen.
Der weitere Kontakt lief reibungslos mit Olga Blanco (docencia@hscor.com), auf meine initiale Bewerbung hatte sie allerdings nie reagiert, sondern erst auf meine Mail an Dr. Molins (lmolins@ub.edu).