Innerhalb des Chirurgie-Tertials rotiert man 8 Wochen in die Allgemeinchirurgie und 8 Wochen in die Unfallchirurgie. Die beiden Abschnitte würde ich unterschiedlich bewertene, so dass nun eine Aufteilung erfolgt:
Allgemeinchirurgie:
Ich habe in der Allgemeinchirurgie (Station 13) gestartet. Hier wurde ich sehr freundlich von den Ärzten aufgenommen und regelmäßig in die Operationen eingeteilt. Auch so war es niemals ein Problem in den OP zu gehen und sich Sachen anzuschauen. Fragen waren immer willkommen, jedoch gab es wenig "proaktive" Lehre. Sowohl in den Operationen als auch auf Station wurde wenig "einfach so" erklärt oder gezeigt. Gerade die Visite um 7:00, die noch vor der Frühbesprechung (7:40) stattfinden musste, ging sehr schnell, so dass man gerade am Anfang kaum mitkam und eine Lehrvisite nicht wirklich stattfinden konnte. Wie oben erwähnt ging es 7:40 zur Frühbesprechung, bei der unter anderem auch die Sichtung der radiologischen Befunde erfolgte. Danach ging es zurück auf Station und an die entsprechenden Aufgaben. Leider waren wir vier PJler, die sich zwar untereinander super verstanden, aber einfach zu viele für eine Station waren. Natürlich konnte man stets in die OPs oder die Ambulanz, aber dies vermochte die Anzahl dennoch nicht immer zu stämmen.
Auf Station selbst gab es eine Blutabnahmekraft, so dass man nur bei Krankheit oder Urlaub (da ich in den Sommermonaten da war, war dieser recht häufig) ran musste. Viggos/Flexülen/Branülen waren generell PJler Aufgaben, doch meist vielen nicht sonderlich viele an. Ebenso gehörte der Verbandswechsle inklusive Drainagen-Zug zu den Aufgaben der Studenten. Hierfür gab es auf Station ein Buch, in dem generelle Stationsaufgaben festgehalten wurde. Es bestand das fakultative Angebot eigene Zimmer zu betreuen. Briefe schreiben war eine freiwillige Angelegenheit. Besonders häufig wurde man zu Sonografien mitgenommen und durfte je nach Arzt mehr oder minder selbstständig schalen, so dass ich nach dem Tertial deutlich mehr Übung hatte.
Die Einteilung im OP war sehr Strumalastig. Da man hier die 2. Assistenz steht, hat man mitunter auch stundenlang nichts gesehen. Hier war es tatsächlich von Vorteil zu viert zu sein, da man sonst mitunter kaum etwas anderes gesehen hätte. Zunähen durfte man eigentlich fast immer.
Insgesamt war es ein sehr proaktiver Abschnitt meines PJs. Es war einiges möglich, aber man musste selbst schauen beschäftigt zu bleiben oder man saß eben auch mal etwas länger herum. Bei der hohen Anzahl an PJlern hatte man irgendwann jedoch auch wenig Neues im Angebot (aka bei der x. laparoskopischen Galle einfach nur zuschauen verliert seinen Reiz) und bei einem Schockraum oder Sono zu viert mitzulaufen ist von der Zahl nicht sinnvoll machbar.
Ein regulärer Tag ging bis 16:00, wobei wir häufig eher gehen durften. Am Freitag war kurzer Tag bis 13:00. Es war immer möglich Dienste mitzumachen und dafür Ausgleichstage zu bekommen. Es musste jedoch schriftlich beantragt werden.
Angegliedert an die Allgemeinchirurgie durfte man für 1-2 Wochen in die Gefäßchirurgie (Station 14) rotieren. Hier wurde die Lehre deutlich proaktiver gelebt. Gerade im OP wurde von den Operateueren sehr viel erklärt und war ab und an auch 1. Assistenz. Doch auch die Visite war erst nach der Frühbesprechung, so dass eher mal Zeit war auch dabei etwas zu erklären oder zu fragen. Dadurch habe ich trotz der kurzen Zeit viel mitnehmen dürfen und würde jedem empfehlen die Rotation auf jeden Fall mitzumachen.
Unfallchirurgie:
Im zweiten Teil meines Tertials bin ich in die Unfallchirurgie rotiert - und vornweg: Hier hat es mir deutlich besser gefallen. Da sie über zwei Stationen verfügt, hat sich die Anzahl der PJler deutlich besser verteilt (jedoch kamen später Famulanten dazu, aber dennoch war es von der Anzahl her stemmbar). Hier begann der Tag für uns 7:15 in der Frühbesprechung und ging von Mo-Do bis 16:30 und Fr bis 12:30. Wir wurden freundlich in Empfang genommen und auf die Stationen verteilt. Dabei haben sich bei mir die Stationsärzte sehr bemüht mir eine lehrreiche Zeit zu bieten und haben gerade während der Visiten, falls es die Zeit zulässt, gerne auch zwischen durch erklärt oder Aspekte angesprochen, die sich nochmal nachzulesen lohnen. Nach der Viste ging es dann an Stationsaufgaben. Auch hier bestand fakultativ die Möglichkeit Zimmer zu betreuen. Ansonsten wurde man, wie die Assistenten eigentlich auch, für sämtiche Zimmer mit einbezogen bezüglich Briefe schreiben, auch mal Visiten führen, Verbandswechsel und Co. Auch hier gab es eine Blutentnahmekraft, so dass es nicht regulär unsere Aufgabe war. Wie auch auf der 13 war auch die Anzahl der Viggos übersichtlich.
In das OP Programm wurden wir fest eingeteilt, durften jedoch auch bei selbstgewählten OPs immer mit. Die meisten Operateuere haben gerne erklärt und die OP proaktiv kommentiert, was ich gerade bei mir bisher unbekannten OPs sehr schätze. Man braucht eben erstmal einen Überblick und Anfang, bevor einem Fragen einfallen. Je nach Operateur durfte man neben den Hautnähten auch mal Subcutanknoten, Schrauben oder Bohren, so dass das Tätigkeitsfeld weitgefasster war als in der Allgemeinchirurgie.
In die Ambulanz durfte man stets nach Lust und Laune.
15:00 gab es eine Nachmittagsbesprechung, bei der das heutige und morgige OP-Programm durchgesprochen wurde. Danach ging es wieder auf Station die letzten Aufgaben erledigen und danach durfte man auch gehen.
An die Unfallchirurgie ist im Haus die Neurochirurgie angegliedert. Selbst das Arztzimmer wird geteilt - dadurch ist es leicht möglich bei interessanten Sachen auch dort mitzugehen oder sich zu erkundigen.
Die Teilnahme an 24 h Diensten war immer möglich. Da es immer 1-2 Dienstärzte gibt, gibt es auch ein 2. Dienstzimmer. Falls man also mitmacht wenn nur ein Arzt eingeteilt ist, hat man theoretisch auch ein Bett. Mein Dienst habe ich jedoch im OP verbracht, kam also nicht zum Schlafen.
Doch auch abgesehen vom Dienst kann man immer in die Notaufnahme mit und je nach Arzt entsprechend aktiv werden.
Organisatorisches:
Das PJ war insgesamt gut organisiert. Wir wurden am ersten Tag in der Personalabteilung empfangen, zur Wäscheausgabe geführt und auf unsere Abteilungen verteilt. Wir erhielten dabei eine Essenskarte / Namenschild / OP-Zugang, Logbuch und ein eigenes Telefon. Die Kontaktaufnahme lief dabei immer schnell und komplikationslos. Einzig die IT musste man selbst im Keller finden, um seine Zugangsdaten für Orbis zu erhalten ;)
1-2 Woche gab es PJ-Unterricht, der meist ganz gut gestaltet war, aber von den Themen nicht immer dem "Ausbildungsstand" der Mitte des PJs entsprach (z.B. Einwaschen in den OP in der Mitte des PJ Tertials).
Bei Bedarf wurde eine Unterkunft gestellt. Dies war wenig als fünf Minuten Gehweg von der Klinik entfernt, wobei es scheinbar auch bei den Dienstzimmern theoretisch Unterkünfte gäbe. Jedenfalls war ich außerhalb der Klinik in einem Appartment mit eigenem Bad und eigener Küche und damit sehr zufrieden. Zusätzlich wurde das Mittagessen in der Klinik gestellt und eine Aufwandentschädigung gezahlt.
Zusammenfassend: Ich war und bin nach wie vor niemand der besonders begeistert von der Chirurgie ist. Dennoch würde ich auch wieder das Tertial in Straubing verbringen und würde es mit oben beschriebenen Anmerkungen (bezogen auf die Allgemeinchirurgie) empfehlen. Jedoch sollte man vielleicht darauf achten, wie viele sich bereits angemeldet haben. Bei weniger Leuten könnte ich mir vorstellen, dass es auch auf der Station 13 zu einem fließenderen Stationsalltag kommen würde. Falls es doch mehr werden, würde ich darauf achten, dass wirklich immer jemand auch auf der Gefäßchirurgie ist.
Bewerbung
Bequem über das PJ-Portal zu den entsprechenden Zeiträumen