PJ-Tertial Innere in St. Franziskus Hospital (3/2023 bis 7/2023)

Station(en)
Nephrologie, Notaufnahme/Intensiv, Geriatrie
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Muenster
Kommentar
Ich habe im St.-Franziskushospital (SFH) mein Pflichttertial Innere Medizin als zweites Tertial absolviert. Vorab: auch wenn ich den einen oder anderen Kritikpunkt habe, so kann ich dieses Krankenhaus empfehlen. Es wird vermutlich nirgendwo perfekt sein; ich habe die Stimmung im SFH aber als grundsätzlich verhältnismäßig sehr gut empfunden und glaube, dass man hier sehr viel mitnehmen und ein gutes Tertial verbringen kann. Und zwar unabhängig davon, ob man Vollgas geben und Internist werden möchte, oder aber nur in Ruhe das Pflichttertial absolvieren will.

Das innere Tertial besteht im SFH (mindestens) aus Rotationen durch zwei der vier internistischen Kliniken, die vom PJ-Sekretariat (Sekretariat der Radiologie) im Vorfeld eingeplant werden.

Meine Rotation 1: Klinik für Innere Medizin I (allgemeine Innere + Nephrologie)
Ich war zu Beginn in der Klinik für Innere Medizin I (M1) mit den Schwerpunkten allgemeine Innere Medizin, Nephrologie und Rheumatologie. Diese Patienten sind fachlich sehr breit gestreut. Neben den allgemein-internistischen "Standardpatienten" (Pneumonie, COPD, "schlechter AZ" etc.) landen hier auch sehr nierenkranke Patienten, so dass man ein breites Spektrum an Patienten erleben kann. Die ärztliche Besetzung wechselt häufig wochenweise, da die Ärzte durch die verschiedenen Funktionsbereiche und Stationen rotieren. Daher kann es sein, dass meine Erfahrungen sich nicht unbedingt mit anderen Erfahrungen decken müssen, da die Betreuung sehr individuell von den Assistenzärzten abhängt, die zum Teil zu Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts schon gar nicht mehr in der Klinik arbeiten. Ich war im Rahmen meiner M1-Rotation auf den Stationen 16 (große Station, bei der fast alle Patienten zur eigenen Klinik gehören) und 18 (geteilte Station mit der Gastroenterologie). Es ist schon so, dass Blutentnahmen und venöse Zugänge zu den Schwerpunktaufgaben der PJler gehören. Je nach Menge der Patienten und Werktag (Montags und Freitags ist hier meist mehr zu tun) sind es manchmal fünf, meist aber auch mehr als zehn bis 15 BEs/Viggos. Mein Rekord war bei ca. 25-30. Zu Beginn des Tertials hatten wir noch eine Famulantin und eine weitere PJlerin aus einer früheren Kohorte, da ging das immer schnell. Alleine ist es aber recht zäh und kann im schlimmsten Fall den größten Teil des Vormittags dauern, so dass man die Visite verpasst. Man kann aber hier durchaus auch mit den Ärzten sprechen, wenn es zu viel wird. Insbesondere die nephrologischen Patienten haben oft sehr schlechte Venen und erfordern etwas Übung. Etwas spannender kann man es sich aber machen indem das stationseigene Sono genutzt wird. Je nach Interesse kann man hier sehr gut ultraschallgestützte Punktionen üben (bzw. oft genug ist es auch nötig).

Neben den BEs/Zugängen besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass man Aufnahmen (Anamnese, Untersuchungen etc.) macht und auch Patienten komplett betreut. Hier muss man aber auch geeignete Patienten erwischen - der vierwöchige nephrologische Dauerlieger ist leider häufig die Regel und nicht wirklich geeignet. Die Visiten sind auf den o.g. Stationen sehr fließend. Das bedeutet, dass die Ärzte zu unterschiedlichen Uhrzeiten anfangen, sobald sie sich in die Fälle eingelesen haben und i.d.R. die Laborergebnisse eingegangen sind. Hier kann man natürlich mitgehen, Fragen stellen und auch selbst aktiv werden. Das Team war durchgehend sehr freundlich. Der Chef konnte jeden Studierenden bereits an Tag 2 mit Namen ansprechen und hatte eine sehr angenehme und freundliche Art zu lehren. Dabei wurde man nicht toxisch/"gemein" ausgefragt, sondern er hat von sich aus interessante Patienten vorgestellt ("haben Sie schonmal jemanden mit Sarkoidose gesehen? Dabei haben Patienten häufig folgende Probleme ...."). Das ist sehr angenehm.

Wie gesagt ist es hier möglich, dass man einerseits ein entspanntes inneres Tertial hat und genug Rüstzeug für das M3 (insb. Briefe und Aufnahmen) mitnimmt. Bei entsprechendem Ehrgeiz ist es aber auch definitiv möglich, dass man sich sehr intensiv mit den Fällen beschäftigt und selbst Patienten über weite Strecken selbst betreut. Das muss man allerdings dann leider auch einfordern, ist dann aber kein Problem. Was mich jedoch tatsächlich etwas gestört hat war, dass es sehr selbstverständlich war, dass die PJler für die Zugänge und Blutentnahmen zuständig sind. Grundsätzlich habe ich da auch ein wenig Verständnis für: die Ärzte haben fast täglich viele - zum großen Teil unbezahlte - Überstunden gemacht und waren für jede Blutentnahme dankbar, weil die Arbeit inkl. BEs selten in der Regelarbeitszeit zu schaffen ist. Trotzdem kam selten die Frage, ob es zu viele sind oder ob man andere Dinge machen möchte. Dadurch bleibt die Lehre manchmal auf der Strecke bzw. muss auch meist auch wirklich eingefordert werden. Ein Extremfall ging so weit, dass ein Oberarzt ausschließlich nur dann Blickkontakt mit mir aufgenommen hat, wenn es während der Visite um weitere nötige Labore ging (diese Person war aber auch die einzige Ausnahme in diese Richtung).

Meine Rotation 2: Klinik für Innere Medizin IV (Intensiv- und Notfallmedizin)
Nach der Hälfte des Tertials bin ich in die M4 rotiert. Als Alleinstellungsmerkmal hat das Franziskushospital eine eigene Klinik für die (internistische) Notaufnahme und die Intensivstation, so dass man hier relativ viel Zeit verbringen kann. Von den acht Wochen verbringt man sechs Wochen in der Notaufnahme und zwei Wochen auf der internistischen Intensivstation. Entgegen meiner ersten Rotation kann man hier sehr selbstständig arbeiten. Man bekommt hier völlig selbstverständlich eigene Patienten, die man anamnestizieren, untersuchen und behandeln kann. Zwischendurch werden sie immer mit den Ärztinnen und Ärzten besprochen um Medikationen, Bildgebung, Funktionsdiagnostik etc. festzulegen. Über diese Rotation kann ich nichts negatives sagen - das Team der Klinik ist sehr nett die Arbeit hier macht viel Spaß. Man ist hier im Früh- und Spätdienst (8:00-16:15 und 13:30-21:45 Uhr) eingesetzt. Die Dienstpläne kann man mit einem der Assistenzärzte besprechen (Verantwortung für die PJ-Planung wechselt ab und zu -> im Sekretariat der Klinik erfragen). Deren Ziel ist es, dass sich nicht mehrere PJler auf den Füßen rumstehen, d.h. immer genug für alle zu tun ist. Es ist aber auch kein Problem bei spontan Planänderungen mal einen Tag spontan zu tauschen.

Zwischendurch war ich zwei Wochen auf der internistischen Intensivstation, die personalmäßig mit den gleichen Ärztinnen und Ärzten besetzt wird wie die Notaufnahme. Auch diese Rotation hat mir viel Spaß gemacht. Leider war es aber so, dass mehrere neue Kollegen zur Einarbeitung mitgelaufen sind, die dann auch viele der Interventionen durchgeführt haben. Hervorheben muss man aber nochmal, dass man als PJler hier nicht als Blutentnahmedienst betrachtet wurde (auch wenn ich in den zwei Wochen ein paar wenige Blutkulturen abgenommen habe), sondern die Ärztinnen und Ärzte proaktiv Fälle erläutern und durchsprechen. Hier war ich nur im Frühdienst eingesetzt, der im Vergleich zur Notaufnahme eine Stunde früher anfängt. Der Dienst beginnt mit einer Übergabe durch den Nachtdienst vor den einzelnen Patientenzimmern (meist mit dem Chefarzt der Klinik). Zwischendurch kommen noch Vertreter der Kliniken, denen die Patienten zugeordnet sind (Kardiologen, Onkologen etc.; als Besonderheit liegen hier auch frisch operierte gefäßchirurgische Patienten zur Überwachung nach der OP) zur Visite. Im Anschluss findet eine ausführliche oberärztliche Visite statt, die ca. 1-3h dauern kann. Danach werden Todos erledigt und man hat Gelegenheit zum Frühstück.

Insgesamt kann ich die M4 jedem empfehlen. Je nach Interesse an Notfallmedizin kann man evtl. vor der Einteilung in die Rotationen im PJ-Sekretariat Wünsche äußern (hat bei mir geklappt). Wenn ihr die M4 aber nicht als große Rotation bekommt, dann könnt ihr immer für zwei Wochen aus jeder anderen internistischen Klinik hierhin rotieren. Auch das würde ich auch auf jeden Fall empfehlen, weil ihr diese Menge der eigenverantwortlichen Arbeit vermutlich nirgendwo findet.

Weitere Rotationen:
Das SFH bietet den internistischen PJlern noch eine zweiwöchige Rotation in die Klinik Maria Frieden in Telgte (Geriatrie) sowie in eine einwöchige Rotation in die Radiologie an. Letzteres habe ich nicht mitgemacht, da ich noch ein weiteres Tertial hier absolvieren werde und das da eingeplant habe. Die Rotation nach Telgte kann ich aber jedem empfehlen! Geriatrie bzw. die geriatrische Reha ist jetzt nicht unbedingt mein Interessensfokus gewesen, daher hätte ich das ohne die weiteren positiven Erfahrungen hier im Portal vermutlich nicht gemacht. Sie wurden aber sehr bestätigt und jeder, der irgendwie mobil ist und aus Münster rauskommen kann, sollte sich das überlegen. Im Gegensatz zu meinen Erfahrungen im Franziskushospital haben die Ärztinnen und Ärzte hier deutlich mehr Zeit für Studierende. Mir wurden quasi durchgehend Dinge erklärt und ich wurde immer zu interessanten Dingen mitgenommen. Auch wenn die Interventionen hier überschaubar sind, so kann man doch sehr viele Erfahrungen darin sammeln, Dinge auch mal selbst zu tun (das ist bisher manchmal etwas auf der Strecke geblieben). Dabei sah der typische Tag in etwa so aus: Dienstbeginn 8:00, Frühbesprechung für Entlassungen, Aufnahme und relevante Dinge aus dem Dienst 8:15, dann nochmal eigene kleine Besprechung der Geriater. Im Anschluss bin ich mit in die Funktionsabteilung (Sono/Echo) heruntergegangen. Einer der Oberärzte ist dann für 2-6 Echos und Sonos verantwortlich, die man als PJler entweder vor- oder nachschallen kann (oder direkt selbst schallt, wenn der Oberarzt/die Oberärztin einem über die Schulter schaut). Dabei ist der Oberarzt immer im Raum bzw. schaut einem über die Schulter, so dass man seine eigene Routine entwickeln kann und direkt ein Feedback bekommt, was man wo sehen kann. Vor allem gibt es hier Abdomen- und Pleura-Sonos, manchmal auch Wund-Sonos (viele frisch operierte Patienten) und einige Echos. Letzteres ist besonders spannend bei der Oberärztin, die gleichzeitig auch Kardiologin ist. Im Anschluss kann man vormittags Visiten mitgehen und auch hier bekommt man viel von Chef-, Ober- und Assistenzärzten erzählt. Die Patienten sind spannender als zuerst gedacht, weil nach den chirurgischen Maßnahmen (z.B. Hüft-TEP nach Sturz) oft noch viele Baustellen offen sind, da i.d.R. beispielsweise eine Ursachensuche (warum ist die Person gestürzt? was ist die Indikation für Medikament XY in diesem Fall?) noch nicht abgeschlossen ist. Hier haben wir mehrfach spannende Dinge gefunden (Rhythmusstörungen, falsch eingestellte Blutdrücke, neurologische Erkrankungen etc.); an der Diagnostik wird man natürlich beteiligt. Für die Blutentnahmen ist man nicht zuständig, dies erledigt eine MFA. Um 12:30 ist Mittagspause (das Haus bezahlt das PJ-Essen), um 13:00 Uhr eine Röntgenbesprechung. Hier werden auch z.B. erledigte EKGs und BGAs ausgeteilt, die die Assistenten dann für ihre Patienten auswerten. Auch das habe ich dann meistens übernommen und dann auch schriftlich befundet. Das meiste hat man auch in anderen Häusern schon mal gesehen, aber das alles auch nochmal selbst schriftlich zu verbalisieren und alles mit viel Ruhe (!) durchzusprechen hilft sehr. Im Anschluss finden die Neuaufnahmen statt. Diese sind sehr ausführlich, da die Assistenten hierfür auch viel mehr Zeit haben und die Verläufe teilweise sehr langwierig sind. Mit körperlicher Untersuchung und Anamnese kann eine Untersuchung hier locker 30-60 Minuten dauern. Auch die wird nachbesprochen, auffällige Befunde werden erklärt und besprochen. Feierabend ist meist zwischen 14:30-15:30 Uhr. Wie gesagt kann ich diese Rotation sehr empfehlen!

Allgemein:
Ein (über-)pünktlicher Feierabend ist die Regel, mit gutem Grund (z.B. bei Kinderbetreuungsproblemen) absolut gar kein Problem. Mit Diensten kann man einzelne Tage vor- oder nacharbeiten, so dass man mit den Fehltagen etwas haushalten kann. Das SFH bezahlt 2,50 EUR für das Frühstück und 5,00 EUR für das Mittagessen, womit man i.d.R. hinkommt (Anmerkung: zum Tertial nach uns wurden die Beträge etwas erhöht). Donnerstagnachmittags ist eine wöchentliche Pflichtfortbildung für die PJler, alle zwei Wochen findet am Freitagmorgen eine Radiologiefortbildung speziell für PJler statt. Generell kann man sagen, dass es ein gutes Rahmenprogramm für Studierende gibt.

Fazit:
Ohne alles bisher geschriebene nochmal zu wiederholen: ich kann das SFH für die Innere wirklich empfehlen. Es ist etwas vom "Losglück" bzw. den zugeteilten Rotationen abhängig, aber man kann hier wirklich eine gute Zeit verbringen. Die Menge der Blutentnahmen ist subjektiv manchmal etwas hoch gewesen. Leider ist es aber auch so, dass ich im Vergleich mit meinen Kommilitonen (auch aus anderen Häusern) noch gut dran war. Die Rotationen nach Telgte, in die Notaufnahme und ggf. in die Radiologie sollte man nach Möglichkeit auf jeden Fall wahrnehmen, nicht zuletzt auch um eine zähe Rotation etwas aufzulockern
Bewerbung
Ãœber das PJ-Portal
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Bildgebung
Repetitorien
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Braunülen legen
Eigene Patienten betreuen
Botengänge (Nichtärztl.)
Notaufnahme
Punktionen
Patienten aufnehmen
EKGs
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
22,50 pro Tag

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.13