PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Uri (7/2023 bis 10/2023)
Station(en)
Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie, Orthopädie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Es war ein wunderschönes Tertial in Altdorf!
Zur Schweiz allgemein/ Freizeitgestaltung:
Ich war das erste mal in der Schweiz und hatte mir das KSU anhand der guten Bewertungen und der Lage (zwischen hohen Bergen und 10 Minuten mit dem Fahrrad zum Vierwaldstättersee) ausgesucht. Enttäuscht vom Krankenhaus oder der Lage wurde ich nicht. Allerdings ist die Sprache am Anfang recht gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit versteht man die Leute wirklich tiptop. Das Krankenhaus stellt einem 3 E-Bikes zum kostenlosen Verleih über den Mailaccount zur Verfügung. So konnte man vor allem im Sommer nach der Arbeit mit dem Fahrrad innerhalb von 10-15 Minuten an super schönen Badestellen am See sein und entweder dort picknicken oder eine der kostenlosen Grillstellen inklusive Holz nutzen. Für Wander-Fans bietet sich die Region besonders an. Der Urner Alpenkranz den man online einsehen kann ist eine in 44 Etappen führende Wanderung mit der Möglichkeit auf den dortigen Hütten gegen Voranmeldung zu übernachten. Auch sonst hat man in der Nähe Klettersteige wie z.B. den Hexensteig. Engelberg befindet sich in der Nähe mit vielen Wanderungen und Klettersteigen und kann besser durch das Auto, als mit den Öffis erreicht werden. Auch Luzern ist nicht weit weg und eine sehr schöne, wenn auch touristische Stadt. Ein PJ´ler hatte auch sein Rennrad dabei und mit diesem viele Touren gestartet. Also Freizeittechnisch ist für jeden was dabei ;)
Kleiner Tipp: Eine Sache die sich am allermeisten lohnt ist das Haltbax-Abo bei der Schweizer Bahn. Mit diesem könnt ihr für die Hälfte des eigentlichen Preises Bus, Bahn und sogar manche Seilbahnen benutzen. Ich hatte Glück und konnte mir ein Schnuppert-Halbtax für 4 Monate für ca 38 CHF kaufen. Vor allem, wenn man wie ich ohne Auto dort ist, rentiert es sich super schnell.
Krankenhaus allgemein:
Das Krankenhaus wurde neu eröffnet und gleicht vor allem am Empfang eher einem Hotel, als einem Krankenhaus. Es gibt maximal Zweibettzimmer und diese sind geräumig und modern. Mit ca. 80 Betten ist das Spital recht klein und größere Notfälle/ Unfälle gehen wenn möglich meist nach Luzern. Meiner Meinung nach gab es recht viel Personal. Auf Station gibt es viele Pflegekräfte, da es in der Schweiz viele Möglichkeiten gibt den Beruf zu erlernen oder zu studieren. Daher müsst ihr keine Blutabnahmen oder Felxülen oder Aufklärungen für CT´s, MRT´s machen, das wird euch alles durch die Pflege abgenommen. :)
Außerdem gibt es einen Service excellence, der die Patienten auf die Zimmer begleitet, sich um Essenswünsche kümmert, dieses Austeilt und allgemein für das Wohlbefinden der Patienten sorgt.
Die Cafeteria ist der Wahnsinn und das Essen mit dem in Deutschland nicht zu vergleichen. Es gibt täglich ein frisch zusammengestelltes Buffet und man zahlt nach Gewicht, aber nie mehr als 13,90 CHF ;) Außerdem gibt es auch frischen Barista-Kaffee.
Team:
Allgemein wird sich im Krankenhaus geduzt. Das betrifft auch Ober- und Chefärzte, schafft aber eine lockere und offene Kommunikation. Es gibt einen Chefarzt für die Traumatologie/Orthopädie und einen für die Allgemeinchirurgie und beide sind super nett und erklären einem auch viel. Auch die Oberärzte sind super nett und auch bemüht einem, wenn man Interesse zeigt, einem etwas beizubringen und Wissen zu vermitteln. Am meisten verbringt man Zeit mit den Assistenzärzten, mit denen man sich in die Stationsarbeit oder den OP-Dienst rein teilt. Zu meiner Zeit hatte ich viel Glück und absolute Goldstücke als Assistenzärzte und Assistenzärztin vor Ort. Zwar hatte man seine Aufgaben, konnte aber viel miteinander lachen und in der Freizeit den ein oder anderen Wanderausflug oder Fondue-Abend und auch Party-Abend genießen.
Arbeitsfeld/ Ablauf:
Der Morgen beginnt meist 6:45 Uhr und man geht mit den selektiv zur OP kommenden Patienten die OP-Checkliste durch. Danach kann man mit den Assistenzärzten zur Kadex-Visite mit der Pflege gehen. In der wird über alle Patienten und Besonderheiten/ Neuerungen/ Prozedere gesprochen. Anschließend findet der Morgenrapport um 7:40 Uhr statt. Alle Neuaufnahmen, sowie Probleme auf Station werden mit Chef- und Oberärzten besprochen. Danach hat man sich einen Kaffee in der Cafeteria mehr als verdient. Nach der kurzen Pause beginnt man dann entweder die Ein- und Austritte des Tages vorzubereiten oder als 1. oder 2. Assistenz im OP zu helfen. Die OP-Pflege ist super lieb und gibt in der ersten Woche einmal eine Einführung in den OP und kann bei Bedarf auch nochmal das Einwaschen demonstrieren. Man steht bei jeder OP steril mit am Tisch, entweder um Haken zu halten oder auch um zu Nähen, Tackern oder kleinere Eingriff wie z.B. eine Lipomentfernung selbstständig unter Supervision durchführen zu dürfen. Falls man nicht im OP ist schafft man es jeden Tag ausgiebig Mittag essen zu können und widmet sich dann wieder den anderen Aufgaben. Falls ihr Interesse habt und wenig zu tun ist bietet es sich immer man einem Oberarzt in seiner Sprechstunde über die Schulter zu schauen und Untersuchungen wie z.B. Knie oder Hüfte dann auch selbst durchführen zu können. Auch auf dem Notfall ist man gern gesehen und darf kleinere Wunden nähen und versorgen oder eigene Patienten betreuen und mit den Assistenten besprechen. Arbeitsende ist offiziell 17 Uhr, aber meist gibt es gerade in der Chirurgie die Möglichkeit eher zu gehen (manchmal auch schon 15 Uhr :))
Weiterbildungen finden jeden Donnerstag durch die Mediziner statt, leider hatte ich nie die Gelegenheit an einer PJ-Weiterbildung teilzunehmen. Allerdings gibt es ärztliche chirurgische Weiterbildungen, bei denen man auch mal einen Vortrag zu einem Krankheitsbild oder eine Fallvorstellung vorbereiten darf. Diese sind auch einmal wöchentlich.
Entschädigung:
Im Allgemeinen beträgt die Aufwandsentschädigung 1240 CHF. Hiervon wird allerdings noch das Zimmer abgezogen, welches 240 CHF im Monat kostet, sowie Steuern. Im Endeffekt bin ich ca auf 870 CHF im Monat gekommen. Das Zimmer im Personalhaus ist ausreichend, man hat ein Bett, einen Schrank, Schreibtisch und ein kleines Waschbecken. Mit den anderen Auf dem Flur teilt man sich das Badezimmer mit Dusche und die Küche, die je nach Stockwerk mal besser oder schlechter ausgestattet ist, eigenes Geschirr muss man aber definitiv nicht mitbringen. Ein Vorteil ist die große Dachterrasse, auf der man gemütliche Abende verbringen kann. Die Hausmutter ist sehr nett und putzt sehr gründlich die gemeinsam genutzten Räume.
Pikett-Dienste:
Je nachdem wie viele PJ´ler zeitgleich mit euch da sind, werdet ihr von dem zuständigen Oberarzt in so genannte Pikett-Dienste eingeteilt. Dieser ist ein Rufdienst und dauert wochentags von 17:00 Uhr bis 7:00 Uhr des Folgetages und am Wochenende von Freitags 17:00 Uhr bis Montags 7:00 Uhr. Als Entschädigung erhält man den Folgetag frei. Leider gibt es auch für ein ganzes Wochenende nur einen Tag Freizeitausgleich. Wenn man Pech hat können diese allerdings ziemlich anstrengend sein. Aufgaben während des Dienstes sind die Rufbereitschaft für den OP: hier ist man von der Einleitung durch die Anästhesie bis zur Ausweitung und Umbetten des Patienten dabei. Außerdem zur Bereitschaft von (Notfall-)Sectios. Falls die Notaufnahme sehr voll ist wird man auch hier als Aushilfe eingesetzt, das kommt in der Regel aber seltener vor. Ab und zu wird man auch zu einer polizeilichen Blutentnahme gerufen. Bei der man eine kurze neurologische Untersuchung durchführt, dem Patienten Blut abnimmt und dieser einmal Urin abgeben muss. Die Entschädigung hierfür sind 90 CHF, es lohnt sich also dafür aufzustehen.
Fazit:
Auch wenn ich keine Chirurgin werde, war dieses Tertial das Beste Tertial in meinem PJ und ich war unendlich traurig als es vorbei war. Ich hatte eine wundervolle Zeit, egal ob im Spital oder außerhalb und habe viele tolle Menschen kennengelernt. Ich kann euch nur empfehlen hier ein Tertial eurer Wahl zu verbringen, egal ob auf der Chirurgie, der Inneren, Anästhesie oder Gynäkologie und hoffe, ihr macht genauso tolle Erfahrungen wie ich. :)
Tipps:
-Halbtax Abo
-Apps die sich lohnen:
-Meteo Swiss (Wetter, auch in den Bergen sehr genau)
-Swiss Topo (Alle Wanderrouten der Schweiz, man kann sich easy eigene Wanderrouten planen)
-SBB Mobile (Bahn-App, viel besser als die der deutschen Bahn)
-SAC-CAS (App der Schweizer Alpen Commission, dort kann man auch Hütten suchen und online reservieren)
Bewerbung
1 1/2 Jahre vorher, manchmal werden aber auch kurzfristig Stellen frei
