Die Raphaelsklinik ist leider auf einem absteigenden Ast. Eigentlich schade, da die Lage mitten in der Stadt und nah am Hbf ausgezeichnet ist. Das liegt vor allem daran, dass zum Frühjahr '23 die Gastroenterologie ins Clemens ausgegliedert wurde und seit dem Sommer '23 auch die vorher etablierte Kardiologie praktisch inexistent ist. In Ausnahmefällen erfolgen noch entsprechende Untersuchungen, aber die Regel ist das schon lange nicht mehr. De facto bestehen also von internistischer Seite noch eine Allgemeine Innere (die im Wesentlichen eine Geriatrie ist), eine Palliativstation, die Intensivstation und die Zentrale interdisziplinäre Notaufnahme (ZiA). Leider hat auch deren langjähriger internistischer Leiter vor kurzem dort aufgehört, sodass sie aktuell vor allem durch Ärzt/innen aus dem Clemens versorgt wird.
Der Tag beginnt um 8.00 Uhr mit der Frühbesprechung. Danach geht man Blut abnehmen und PVKs legen. Und das auf den Stationen 1, 2, 4 und teils 5 und 6! Besonders montags und freitags ist das wegen vieler Abnahmen anstrengend. Was man nicht schafft, bleibt an den Assistent/innen hängen, da es nur sehr begrenzt einen BE-Dienst gibt. Offiziell ist man nur bis 10 Uhr für BEs verantwortlich, wird aber täglich gerne auch darüber hinaus angerufen. Wenn man freundlich darauf hinweist, kommt teils Verständnis, teils aber eben auch nicht. Wir haben dennoch gerne auch darüber hinaus BEs gemacht und den Ärzt/innen etwas Arbeit abgenommen, wenn es nötig und möglich war, aber man muss trotzdem selbst darauf achten, dass sich das als Selbstverständlichkeit nicht zu sehr einschleift, sonst ist man an manchen Tagen auch bis 14 Uhr mit dem Ganzen beschäftigt und lernt nichts. Andere bekommen dafür 15€ die Stunde. Die möchte/muss man hier anscheinend partout sparen. Idealerweise ist man zu dritt. Dann geht es.
Die Essensausgabe der Cafeteria endet für das Frühstück um 10.30 Uhr. Danach geht man zu seinem Einsatzort oder erledigt die restlichen Aufgaben. Um 13 Uhr ist Röntgenbesprechung, danach Mittagessen. Je nachdem, wie viel noch zu erledigen ist, endet der Tag zwischen 14.30 und 16.30 Uhr. Meistens war es etwas nach 15 Uhr.
Die Assistent/innen sind durchweg sehr freundlich und gesellig, leider aber auch oft einfach überarbeitet und haben mit ihrem eigenen Pensum oft schon genug zu tun. Dennoch versuchen sie einem, wo möglich, noch etwas an Wissen mitzugeben und einen an ein paar spannenden Untersuchungen teilhaben zu lassen. Allerdings hat ein großer Teil des Teams jetzt aufgehört, ist gewechselt und für die verbliebenen bedeutet das nicht weniger Pensum.
Die Stationsarbeit ist für den Anfang ein ganz guter Einstieg und man kann auch hier Patienten vorstellen und betreuen. Aufgrund der multimorbiden/geriatrischen Klientel wird das nach zwei Wochen allerdings ein bisschen dröge.
Am meisten Spaß macht die Arbeit tatsächlich auf der ZiA. Dort ist das Team sehr freundlich, bringt einem gerne etwas bei und man kann, wenn man möchte, sehr selbständig arbeiten und immer Rücksprache mit den Diensthabenden halten, sodass man von A bis Z lernt, Patienten zu untersuchen, Diagnostik anzumelden, Entscheidungen zu treffen, Übergaben zu machen, usw. Sehr positiv ist, dass man hier durchaus noch viele Krankheitsbilder aus der gesamten Inneren mitbekommt. Das ist wirklich sehr praktisch. Ein ordentlicher Teil darunter sind aufgrund der Bahnhofsnähe leider aber Ausnüchterungen und diverse Stammgäste... Dienste kann man hier auch absolvieren, man startet dann regulär um 8 Uhr und bleibt dann einfach bis 20/21/22 Uhr da. Dafür gibt es ausgleichsfrei. Insgesamt sehr lehrreich.
In der Funktionsdiagnostik gibt es vor allem Echos und Pleurapunktionen, teils auch "Exotischeres", z.B. Knochenmarkspunktionen.
Die Teams der Palli und der Intensivmedizin, in die man rotieren kann, sind sehr freundlich. Die Tage sind unterschiedlich ruhig. Hier lernt man z.B. Sonden zu legen, Aszites zu punktieren und arterielle Kanülierungen.
Dann kann man noch für zwei bis drei Wochen ins Clemens rotieren, um die Gastro zu sehen. Die Stationsarbeit ist etwas spannender als die in der Raphaelsklinik. Hier sieht man ÖGDs, Kolos und ERCPs und kann auch selbst einmal ein Endoskop bedienen. Das war interessant und das Team dort ist ebenfalls super nett.
Da das fachliche Spektrum in der Raphaelsklinik aber insgesamt so sehr zurückgebaut wurde, alle irgendwie überarbeitet sind, keine Besserung in Sicht ist und man, wenn man nicht zu dritt ist, teils mit den BEs und PVKs echt ins Schwitzen kommt, kann ich aber nur bestätigen, was man vorher schon gehört hat: Innere in der Raphaelsklinik ist für alle, die keine Internist/innen werden (wollen). Ich würde die Raphaelsklinik nicht mehr für ein ausgewogenes Innere-Tertial empfehlen, auch wenn für mich die Notaufnahme vieles rausgerissen hat, da sie wirklich sehr vielseitige Einblicke und die Möglichkeit bietet, selbstbestimmt etwas zu lernen und nützlich zu sein.