Ich habe mein PJ-Tertial in der Dermatologie in Lübeck absolviert und möchte meine Erfahrungen teilen. Die Abteilung bietet viele Einblicke in die unterschiedlichen Fachbereiche der Dermatologie, was durch die Größe der Klinik (über 350 Mitarbeiter) möglich ist und der Studientag am Freitag ist angenehm. Besonders die ambulanten Rotationen haben mir gefallen, da man dort auch eigenständig Patienten aufnehmen durfte. Die Chefärztin, Frau Prof. Gaffal, ist sehr engagiert und kompetent. Sie war erst neu in ihrer Position, und man hat gemerkt, dass sie frischen Wind mitbringt. Auch das Team aus Ober- und Assistenzärzten ist bemüht und freundlich.
Allerdings gab es für mich auch einige Herausforderungen. Die stationären Rotationen (z. B. im AI-Team, der Onkologie und dem OP-Team) empfand ich als weniger förderlich für mein Lernen. Es gab teilweise lange Arbeitszeiten, die oft in Überstunden mündeten (reguläre Arbeitszeit 7:45 bis mind 16:00 aber eben auch nicht selten länger, bis nach 18:00), und viele Aufgaben, die eher administrativ waren. Im OP-Team war die Möglichkeit, aktiv mitzuarbeiten, leider begrenzt, und die Hauptaufgabe bestand meist darin, Patienten aufzunehmen und Dokumente zu bearbeiten, was mir wenig praktischen Mehrwert bot.
Auf Station bestand der Hauptteil meiner Tätigkeit aus Blutabnahmen und dem Legen von Zugängen, was natürlich zum ärztlichen Alltag gehört. Jedoch hätte ich mir mehr Anleitung und Gelegenheit zum eigenständigen Arbeiten und eigenständige Patienten-Betreuung gewünscht. Die Integration ins Team war durch organisatorische Abläufe, wie z. B. parallele morgendliche Blutabnahmen während der Team-Besprechungen, an der wir dadurch nicht teilnehmen konnten erschwert. Auch der PJ-Unterricht fiel während meiner Zeit komplett aus, was ich sehr bedauerlich fand. Stattdessen waren wir oft mit organisatorischen Aufgaben betraut, wie z. B. das Raussuchen von Patienten für Lehrveranstaltungen.
Das Arbeitsklima im Team schien mir angespannt, was sicher auch auf die hohe Arbeitsbelastung und die teilweise chaotischen Abläufe durch die Umstrukturierung der Klinik zurückzuführen ist. Trotz des Engagements und der Freundlichkeit einzelner Mitarbeiter hatte ich den Eindruck, dass die Atmosphäre insgesamt darunter leidet. Dies spiegelte sich auch in der Stimmung unter den PJ-lern wider, die ähnlich empfunden haben.
Ein Aspekt, den ich besonders kritisch sehe, ist der Bewertungsbogen, auf dem wir als PJ-ler von den Ärzten anonym bewertet wurden. Diese Praxis war uns nicht transparent gemacht worden und führte zu Unbehagen, da es kein offenes Feedbackgespräch gab.
Zusammenfassend kann ich die positiven Berichte meiner Vorgänger leider nicht vollständig bestätigen. Mein Eindruck ist, dass es in einigen Bereichen noch Verbesserungspotenzial gibt, um die Ausbildung für zukünftige PJ-ler angenehmer und lehrreicher zu gestalten.