Das Kantonsspital St. Gallen ist - nachdem ich mein Staatsexamen (12/2009) abgeschlossen habe und mich an mein PJ zurückerinnere- zu einer besonderen Station im Praktischen Jahr geworden,daß ich in dieser Form als Erfahrung nicht mehr missen möchte.
Vor meiner Zeit als approbierter Arzt habe ich zudem als examinierter Krankenpfleger gearbeitet und sicherlich einige Häuser kennengelernt. Zudem habe ich meine eigene Uniklinik in Düsseldorf für zwei Tertiale kennengelernt und habe sofort nach meinem (mittleren PJ-) Aufenthalt in der Schweiz einige Dinge vermisst.
Wer im Kantonsspital St. Gallen eintrifft, darf sich in jedem Fall über ein wirklich grosses Spektrum hochwertiger Chirurgie freuen( Gefäss-, Thorax-,Viszeral-, an dem man auch beteiligt wird. Denn ein Unterassistent in der Schweiz darf-ungleich einem PJler im Bundesbereich-sich auf eine kollegiale Behandlung von erfahrenen Ärzten freuen, die einem wirklich aus dem Alltag heraus strukturiert Dinge jederzeit auf Anfrage beantworten. Bemerkenswerte Leistung: Keine meiner fachlichen Fragen ist über den gesamten Zeitraum abgewiegelt worden. Es wurde sich stets Zeit genommen, handfestes Wissen an die werdenden Ärzte "Unterassischtenten" weiterzugeben, wann der ausgefüllte Alltag es auch hergab. Und gerade das in der Chirurgie habe ich schon oft anders erlebt.
Der Ablauf:
Man beginnt morgens mit 7.15h mit der Röntgenbesprechung für 45 min. Danach wird im Team gefrühstückt und man stellt sich auf die Hauptarbeit des "Statens" , der Aufnahme und Anamnese von Neueintritten ein. Je nach Anzahl der UAs teilt man sich auf und macht eine körperliche Untersuchung anhand des Anamnesebogens oder erledigt Anforderungen wie EKGs,während die Kollegen im OP stehen und in die Besonderheiten von essentiellen Schilddrüsen-, Lungen-Ca-, Gefäss-Bypassen aller Art, sowie der sogenannten bariatrischen, also Adipositas-Chirurgie eingeführt werden. Unter Anderem ist das KSSG für diese Chirurgie landesweit bekannt. Mag sein ,daß man als Deutscher Student Schwierigkeiten mit der Begrifflichkeit bekommt, so wie ich. Man wird aber schnell feststellen, daß man in einer Art Königsdiziplin laparoskopischer Viszeral-Chirurgie angelangt ist, dessen Oberarzt die klassischen chirurgischen Eigenschaften,die man als Student so erwartet von einem vorgesetzten Chirurgen, assistert, sieht, und auf Eigeninitiative jederzeit erklärt bekommt. Das wiederholt sich so in der Gefässchirurgie und Thoraxchirurgie! Der Umgang zwischen UAs und Ärzten ist sehr kollegial. Selbst bis zu Oberärzten und Oberassistenten ist die Hierarchie flach eingestellt und es gerne und viel kommuniziert. Probleme bereiten wenn überhaupt nur die Krankenschwestern(nicht alle). Sie sind mir als eigens examinierte Pflegekraft sehr unangenehm aufgefallen, da es sehr grosse Zeit braucht, um auf Kooperation zu hoffen . Als "Dütscher" UA muss man sich erst in Ihrem Ansehen hocharbeiten. Völlig unberechtigt, sei an dieser Stelle mal erwähnt. Ein Medizinstudent ,der vernünftig in seine Bücher schaut, nimmt es mit dem fachlich gut ausgebildeten Schwestern medizinisch durchaus auf, nicht aber pflegerisch(was auch nicht die Aufgabe einer ärztlichen Arbeitskraft ist!). Zum eigenen Gefallen sollte man sich aber nicht auf Diskussionen einlassen...Energieverschwendung! Man nimmt besser ertst ein mal hin, daß man als UA erst hinter der Pflegearbeit kommt, teilweise irgendwelche Diagnosen durch Schwestern gestellt werden, die man dann regelmässig widerlegt. Das sollte man sich aber nur anmassen,wenn man über mehrjährige Berufserfahrung als Pflegekraft verfügt! Je ruhiger man ist ,desto schneller erreicht man Zugang zu den Pflegekräften.
In kleineren Spitälern sind die Schwestern wie ausgewechselt freundlich, kommunikativ und hilfsbereit. Ohne die Hilfe der Schwestern geht einfach gar nichts. Man braucht jegliche Unterlagen von Ihnen, interviewt den Patienten, führt die körperliche US durch und übergibt dann an den Vorgesetzten, der sehr geduldig lernenswert vorhandene Krankheitsbilder mit uns durchspricht, die man dann mit grosser Wahrscheinlichkeit im OPS sieht.
Zum Mittagessen kommt man regelmässig, es gibt ein gutes Freizeitangebot in SG. Naturbegeistete kommen in in SG voll auf Ihre Kosten, der Winter lockt natürlich mit den kaum 30 min entfernten Skigebieten. Joggen, -Fahrradfahren, Schwimmen in SG oder am Bodensee mit Panoramablick auf drei Länder im Sommer. SG hat für eine relativ kleine Anzahl von 75000 EW auch clubmässig zu Schweizer Preisen eine Menge zu bieten, auch an Promis wie Kanye West, -Beyonce, Moonbootica etc..
Fazit: Es ist ein absolut lohnenswerter Ort zum Ausgleich für das deutsche PJ und wurde weder von mir noch von meinen gut 8-10 weiteren UA-Kollegen alles andere als bereut!
Herzlichen Dank und liebe Grüsse an SG!
Bewerbung
Bei mir 6 Wochen spontan, planmässig über ein Jahr