Der Tag beginnt um 8:00 Uhr mit der Morgenbesprechung, seit Januar mit integrierter Röntgenbesprechung. Im Italiano geht der Tag für den PJ-ler in der Notaufnahme los, wo er am meisten gebraucht wird, der Assistenzarzt alleine arbeitet und deshalb den Studenten in kurzer Zeit freundlich und effizient auf Untersuchung und Nähen einlernt, damit er auch tatkräftig zur Hand gehen kann. Immer hilfsbereit, offen für Fragen und Diskussionen gibt der Assistenzarzt gerne sein Wissen weiter. Spätestens beim Schreiben des Entlassungsbriefs sind sehr gute Italienischkenntnisse gefragt, und zwar auch im ärztlichen Fachjargon. Die Arbeitszeit geht fast immer über die vertraglichen 10h/Tag hinaus, da meistens um 17:00 Uhr eine Flut an Patienten einströmt, von denen einige stationär aufgenommen werden müssen. Entsprechende Anamnese und Untersuchung mit Eingabe im PC übernimmt der PJ-ler, PVKs und Blutentnahmen erledigen die Krankenpfleger.
Auf Station hilft man eigentlich nur dann aus, wenn es viele Neuaufnahmen gibt. Im OP ist man nicht oft eingeteilt, springt manchmal für den Assistenten ein, ansonsten muss man sich schon selbst einbringen und nachfragen, wenn man mehr OPs sehen will! Wenn man aber mal im OP ist, macht man oft erste Assistenz, ist also ganz nahe am Geschehen und darf manches selbst machen wie z.B. nähen an der Hand (!) oder sogar eine Saphena strippen.
Was nicht im Vertrag steht: Seit Januar 2011 sind das Ospedale Italiano und das Ospedale Civico zusammengelegt worden! Demnach soll jeder PJ-Student 1 Wochenende im Monat in der Notaufnahme im Civico, wenn nötig mit Einsatz im OP, Dienst machen (10:00 - 20:00), ohne Extra-Bezahlung. Der Dienst versteht sich mit nächtlichem Rufdienst bzw. längeren Arbeitszeiten, dafür gibt es in der Woche darauf 2 freie Tage, die man flexibel einplanen kann (z.B. langes Wochenende). Auch unter der Woche soll jede Nacht ein PJ-ler telefonisch rufbereit sein, was unangenehm wird, wenn mal wenige PJ-ler da sind. Aber man kann verhandeln. Es kommt zwar wirklich selten vor, dass sie rufen, aber wenn dann muss man los, und zwar 20 Minuten bergauf zum Civico. Oder man fragt gleich um ein Zimmer im Civico-nahen Wohnheim (via Torricelli) an.
Der PJ-ler hat Anrecht auf 1,5 Urlaubstage pro Monat, die man nach Absprache auch zusammenhängend nehmen kann. Ein mal die Woche gibt es interne Fortbildungen für PJ-ler, die die klassischen chirurgischen Gebiete abdecken. Zusätzlich gibt es von Januar bis April eine ganztägige Fortbildung (1/Woche) in Bellinzona, super für die generelle Wiederholung Querbeet Innere Medizin inklusive detailierte EKG-Übungen und lustigen aber deftigen PowerPoints, die nicht zuletzt dank des energischen Dozenten in Erinnerung bleiben. Außerdem kommen hier alle PJ-ler des Tessins zusammen.
Allein durch die hohen Wohnkosten, steuerlichen Abzüge und Mensaessen ist das Gehalt Mitte des Monats aufgebraucht, dazu arbeitet man wirklich viel und intensiv. Wenn man diese Bedingungen vorher kennt und damit einverstanden ist, auf jeden Fall zu empfehlen, da man extrem viel lernt, theoretisch wie praktisch, Selbstbewusstsein und ein sicheres Auftreten erlernt und sowohl Einsatz als auch Ansehen des PJ-lers wie selbstverständlich und weit höher sind als in Deutschland. Wer parallel an der Doktorarbeit weiterschreiben will oder außerhalb des Krankenhauses viel machen möchte, wird in dem Tertial allerdings selten dazu kommen.
Bewerbung
Ich habe mich 1 Jahr vorher über e-mail informiert und dann laut deren Angaben brieflich beworben, worauf ich den Vertrag und andere Formulare zugeschickt bekam. Damals lief alles noch über das Ospedale Italiano direkt, wie das jetzt läuft weiß ich nicht, am besten per e-mail nachfragen. Bestimmt reichen ein paar Monate vorher, zu meiner Zeit gab es PJ-ler Mangel.