Habe das Tertial mit gemischten Gefühlen hinter mir gelassen. Es muss einem ganz klar sein, dass man an einem Uniklinikum ist. Hier rennt einem keiner hinterher oder erklärt von sich aus was. Die Assistenten sind selbst meistens überfordert und müssen schauen wie sie ihre Arbeit mit möglichst wenig Überstunden fertig bringen. Bis auf wenige Ausnahmen waren aber alle nett und man wurde nie übermäßig ausgenutzt. Auch die Oberärzte waren immer freundlich, auch wenn sie sich natürlich weder Namen noch Gesicht merken konnten (Was aber bei dem Durchlauf an der Uni für mich auch vollkommen nachvollziehbar ist.)
Jeder PJler darf sich (je nach Verfügbarkeit) 2 Stationen für jeweils 8 Wochen aussuchen (außer Intensiv und die Neo-Intensiv). Zusätzlich geht man für 2 Wochen in die Tagesklinik.
Ich war auf der Hämato/Onko und der nicht-Infektiologischen Station. Der Stationsablauf war beide Male sehr ähnlich. Zusätzlich ist jeder PJler einen Tag bei der NG-Versorgung am Sectiotag dabei.
Morgens ist Frühbesprechung mit den Aufnahmen des Vortages und jeweils einem kleinen Vortrag durch einen Assistenten oder OA. (PJler müssen offiziell auch einen Vortrag halten, war aber zu meiner Zeit ausgesetzten worden.). Frühbesprechung und Vortrag fand ich immer sehr gut und kann nur empfehlen jeden Tag hinzugehen.
Die morgendlichen Blutentnahmen gehören ganz klar zum Aufgabengebiet der PJler, wobei sich die Anzahl in der Pädiatrie insgesamt in Grenzen hält und die kleinen Kinder oft der Stationsarzt selber abnimmt. Inwieweit man bei den kleinen Kindern (d.h. ca kleiner 6 Jahre) selber Viggos und BEs machen darf, hängt zum einen von einem selber ab andererseits auch welchen Stationsarzt man erwischt. Ganz klar: Lernen wird man es hier nicht. Man muss zumindest schon bei Erwachsenen wirklich fit sein! Ich durfte eigentlich BEs bei den Kleinen immer selber machen, Viggos je nach Stationsarzt. Manche Schwestern sehen es auch nicht gern wenn der Pjler abnimmt und einige Einzelfälle verpetzen einen sogar bei den Eltern (O-Ton: "Wollen Sie wirklich, dass der Student bei Ihrem Kind Blut abnimmt?"). Auch hier hilft nur eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein. Wenn man sich vor den Eltern oder Schwestern unsicher gibt, hat man meist verloren.
Auf der Hämato/Onko habe die meisten Kinder Hickmann-Katheter, sodass die Blutentnahme dort deutlich unspektakulärer ist, wobei dafür die Zahl der BEs deutlich höher ist.
Ansonsten untersucht man morgens vor Visite, die meist gegen 9 - halb 10 beginnt, noch die Kinder. Meist bekommt man ca. 3-4 schwerer Kranke vorgegeben, die untersucht werden müssen. Darüber ist es aber auch kein Problem sich selber auf eigene Faust noch weitere anzuschauen (insbesondere wenn es noch interessante Fälle/Befunde gibt. )
Die anschließende Visite verbringt man überwiegend passiv mit zuhören. Selten stellt einer Oberärzte mal eine Frage an den/die PJler. Insgesamt zieht die Visite sich meistens bis zum Mittagessen, zu dem man bis auf wenige Ausnahmen immer kommt.
Nachmittags muss man als PJler noch die Aufnahmen (in der Regel 2-3) machen. Das sind oft sehr interessante Fälle, bei denen es sich auch lohnt vorher die Vorbefunde und Bilder intensiv anzuschauen. Je nachdem ob man alleine oder zu zweit als PJler auf Station ist, geht das schneller oder langsamer.
Auf der Hämato/Onko waren über den Tag verteilt auch häufig Lumbalpunktion und Knochenmarkspunktion (auf der Normalstation auch aber deutlich seltener). Da die Kinder gerade auf der Hämato/Onko in der Regel sediert werden zur Punktion, bekommt man als PJler meist auch die Möglichkeit zu LPieren und ggf. auch KMPieren. Ich habe eigentlich jede Woche ein bis zwei LPs machen dürfen.
Heim konnte man meist pünktlich gehen. Ab und zu war man mal eine Stunde länger da (aber auch das war meist eher auf freiwilliger Basis.).
Freiwillig besteht auch die Möglichkeit Dienste in der Notaufnahme (gegen Freizeitausgleich) mit zu machen. Entweder Spätdienste von ca 15:30 bis ca. 00:30 oder am Wochenende von 08.00 bis 16 Uhr. Leider war es seit unserem Tertialbeginn nicht mehr möglich, Spätdienst an den normalen Tagdienst auf Station dranzuhängen (aufgrund fragwürdiger "Arbeitsschutz"gesetze). So konnte man sich nämlich bis dato eine ordentliche Anzahl an freien Tagen rausarbeiten. Nun bleibt dazu nur noch der Wochenenddienst. Unter der Woche kann man nur noch regulär zum Spätdienst kommen und dafür dann den Vormittag daheimbleiben und ausschlafen.
Die Dienste kann ich aber auf jeden Fall empfehlen. Man kann die Kinder in der Notaufnhame selber anschauen und anschließend mit dem Dienstarzt besprechen. Neben den üblichen Kinderkrankheiten sieht man pro Dienst meist auch ein bis zwei ausgefallene Sachen. Auch Notfall-Sonos, LPs, DK-Anlagen etc. kann man zuschauen und assistieren.
Ach ja, außerdem muss man unter dem Semester im Donnerstags den U-Kurs für die Blockpraktikanten halten (inkl. selber Patienten organisieren). Ob das einem liegt oder nicht, muss jeder selbst wissen. Ich fande es eigentlich immer eine schöne Abwechslung.
Insgesamt kann ich das PJ in der Kinderklinik bedingt empfehlen. Idealerweise hat man schon eine Pädiatrie-Famulatur in nem kleinen Haus gemacht, denn hier an der Uni zeigt einem keiner wie man mit den kleinen Patienten umgeht oder wie man sie untersucht. Auch BEs und LPs setzen eine gewisse Vorerfahrung voraus. Entweder man hat schon ein gewisses Basiswissen und -Fertigkeiten, dann kann man doch für eine Uniklinik recht viel machen (und vor allem sehen!! viele wahnsinnig interessante und ausgefallene Krankheitsbilder). Ansonsten kann es aber auch sehr frustrierend sein. So einige Mit-PJler waren sehr enttäuscht von dem Tertial.
Zwei organisatorische No-Gos zum Schluss: Als PJler bekommt man eine Schlüsselkarte mit der man lediglich Zugang zu dem Arztzimmer seiner Station erhält. Man kommt damit weder auf das Personal-WC noch in den Pflegestützpunkt. Wenn man im Dienst auf andere Stationen muss, kommt man dort überhaupt nirgendwo rein. Eine bodenlose Frechheit...
Gleiches gilt für den PC-Zugang: Der ist dermaßen eingeschränkt, dass man fast nur ein Leserecht hat und auch das nur für die stationären Patienten. Patienten, die entlassen sind, und deren Brief man gerne lesen würde weil man Sie aufgenommen hatte oder mitbetreut hatte , kann man nicht aufrufen. Arztbriefe schreiben geht auch nicht. Zugang zur digitalen Patientenkurve (die bis auf Hämato/Onko überall Standard ist) hat man überhaupt nicht.
Zwei Tropfen auf den heißen Stein: Man kommt jetzt mit der Karte immerhin in die Umkleide (Davor Umziehen auf dem Gang!!). Und am PC kann man jetzt körperliche Untersuchungsbefunde erstellen.