Ich habe mein Chirurgie Tertial im DRK Krankenhaus Neuwied verbracht. Die Allgemeinchirurgie umfasst dort Unfallchirurgie und Viszeralchirurgie. Es wird eine Rotation in die Gefäßchirurgie angeboten, was ich aber nicht gemacht habe. Stattdessen war ich eine Woche in der Neurochirurgie.
Letztendlich kann ich die allgemeinchir. Abteilung nicht uneingeschränkt empfehlen, aber es gab durchaus auch positive Aspekte, welche ich darstellen möchte:
+Man kann sehr selbstständig entscheiden, zu welchen OPs man gehen möchte.
+Man darf meistens am Tisch stehen.
+Die operierenden Oberärzte erklären meist etwas bei der OP.
+Man darf oft die Haut nähen.
+Sehr nettes OP-Team. Meistens sehr gute Stimmung.
+Netter Chefarzt.
+Gemeinsame Visite war immer möglich. (Kenne aus anderen Abteilungen, dass man in der Visiten-Zeit Blutabnahmen machen soll.)
+Täglich Oberarzt-Visite. Gelegentlich Chef-Visite.
+Genug Zeit um Frühstück/Mittag zu essen.
+Gestellt wird: Telefon, Schlüssel-Chip, Orbis-Zugang (muss man telefonisch erfragen), Kleidung, Parkplatz-Karte, 3 Mahlzeiten täglich, Unterkunft (aber dazu mehr unten)
+Nettes Pflege-Team auf Station.
+Fester Tagesablauf.
+Eine Rotation in die Neurochirugie war möglich. Das war sehr spannend.
+Dienste werden extra vergütet mit ca. 60 bis 100 Euro. (Aber kein Freizeitausgleich.)
+Der Chef schreibt am Ende ein ausführliches Arbeitszeugnis.
-Je nachdem, an welchen Stationsarzt man gerät, wird man als reine Arbeitskraft für Blutabnahmen und Verbände behandelt.
-Stationsärzte machen gar kein Teaching (obwohl teilweise schon Facharzt). Auf Fragen wird genervt reagiert.
-Es wird zwar immer gesagt, man dürfe zu jeder OP und OP sei immer wichtiger als Stationsarbeit, ein Stationsarzt reagiert aber doch genervt, wenn man in den OP will und noch Arbeit aussteht. Die wird dann auch nur selten vom Stationsarzt übernommen (was ja eigentlich sein Job ist) sondern wartet auf den PJler. Gern wird auch gesagt "Ach, bis die OP beginnt dauert es ja noch. Mach noch die Blutabnahmen fertig." Man verpasst dann den Beginn im OP.
-Ich habe gefragt, ob ich ein paar Wochen in der Notaufnahme arbeiten kann. Dies war so nicht möglich. Man solle erst auf Station helfen und dann erst in die Nota gehen. Das Resultat war, dass ich versucht habe meine gesamten üblichen Aufgaben auf Station noch schneller zu erledigen und nur noch gestresst war. Vor dem Mittag bin ich dann aber selten in die Nota gekommen und dann war kaum noch Zeit bis zur Besprechung. So kann man sich auch nicht vernünftig einarbeiten in der Nota.
-Durch Corona gab es keinen PJ-Unterricht. Der eine Oberarzt hat mir auch so zwischendurch mal was erklärt, aber ansonsten war das Interesse an Teaching mäßig.
-Die Unterkunft, die gestellt wird ist eine Katastrophe. Sucht euch lieber was eigenes.
-Fast bis zum Ende meines Tertials wurden die Besprechungen in einem Untersuchungszimmer in der Nota abgehalten. Alle drängen sich um einen PC und sitzen auf Arbeitsflächen etc. Corona-Abstände konnte da niemand einhalten und CT/Röntgenbilder gucken geht auch nur mäßig. Mittlerweile gibt es einen besseren Besprechungsraum und eventuell kommt auch ein Beamer. :)
-Kein Freizeitausgleich nach Dienst. (Der Dienst geht dann wohl bis ca. 22h und man muss am nächsten Tag um 7:15 wieder da sein.)
Tagesablauf:
7:15 Visite (meist schon 7:10)
7:45 Röntgen Besprechung
8:15 Blutabnahmen/OP
ca. 10 Frühstück
ca. 10:20 Verbände/OP
ca. 12:30 Mittag
13 Verbände/OP/Briefe schreiben
14 Kurvenvisite
14:30 Verbände/Briefe schreiben
15 Besprechung
15:45 theoretisch Feierabend, ggf. noch letzte Stationsarbeit erledigen
Fazit:
Man kann eine sehr gute Zeit in der Abteilung haben, da es im OP sehr gut ist. Sollte man keinen Bock auf OP haben, muss man auch nicht/kaum operieren, aber ich kann es nur empfehlen! Viele der Ärzte sind auch sehr nett, wenn man sich an ihr Art gewöhnt hat. Wenn man allerdings Pech mit dem Stationsarzt hat, kann es auch blöd laufen. Das kann aber in jedem Krankenhaus passieren. Teaching wird insgesamt wenig gemacht und in die Notaufnahme kommt man kaum, weil man für Stationsarbeit eigespannt wird.
Ich kann es sehr empfehlen, eine Woche (ggf. auch länger falls möglich) in die Neurochirugie zu rotieren. Das ist nicht der Standard, aber man kann es sich organisieren.