Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
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Kommentar
Stimmung:
Das Krankenhaus Weilheim zeichnet sich besonders durch freundlichen, wertschätzenden Umgang untereinander aus. Ich habe mich vom ersten Tag an sehr willkommen gefühlt und wurde herzlichst aufgenommen und genauso herzlich verabschiedet.
Eigeninitiative wird in diesem Haus gechätzt, Fragen wurden jederzeit positiv auf- und angenommen. Auffällig viele Ärzte, auch Ober- und Chefärzte, nehmen die Ausbildung von PJlern Ernst und engagieren sich für eine gute Ausbildung. Fragen an den PJlern während Untersuchungen und Visiten oder Teaching im OP oder am konkreten Patienten / in Sprechstunden sind keine Seltenheit. Klar, das kann je nach Kontext mal zu starker Sympathikusaktivierung führen :-D, aber es hat dieses Tertial zu meinem lehrreichsten gemacht und durch die freundliche und wertschätzende Grundatmosphäre, waren Falschantworten auch nie das Problem.
Klinischer Alltag:
Auch wenn es ein kleines Haus ist, hat es einiges zu bieten. Vor allem, durften wir PJler selbst sehr aktiv werden oder zumindest bei allem, das uns interessiert hat dabei sein. Wenn einem PJler etwas wichtig ist und es irgendwie möglich gemacht werden kann, dann wird das auch gemacht. Das ist bei weitem nicht überall so. Die PJ-Beauftragen Assistenzärzte sind sehr bemüht und setzen sich auch in Corona-Zeiten sehr aktiv für die Studierenden ein und ermöglichen Rotationen je nach Bedürfnissen des Studierenden.
Besonders die Zeit in der Notaufnahme war gold wert: Ich durfte in der Notaufnahme Patienten vollständig selbst versorgen inkl. allem, was dazu gehört: Anamnese, körperliche Untersuchung, Entwicklung eigener Arbeitsdiagnose und Planung weiterer Schritte inkl. Anmeldung weiterer Diagnostik,eventuelle Wundversorgungen, Nähte etc., konkrete Laboranforderungen, , eventuelle Vorstellung bei zuständigen Oberärzten, Übergabe an Stationen inkl. aller notwendigen Schritte einer stationären Aufnahme, Arztbriefschreibung.... man hat aber zu jedem Zeitpunkt zuständige Ärzte für Rücksprachen und dosiert selbst wie viel man selstständig macht. Grundsätzlich wird dem PJler aber viel Vertrauen und Wertschätzung entgegen gebracht.
Der PJler ist gut in den klinischen Alltag integriert: Fast immer mit dabei auf der Visite, er assistiert regelmäßig im OP mit aktiver Einbindung (Kameraführung bei laparoskopischen Operationen, Haken halten, oft mit vielen Erklärungen, Ligaturen, Hautnähte oder -klammern, Drainagenannähen, ...), kann jederzeit in Sprechstunden oder bei Patientenaufnahmen sich einbringen oder letztere selbstständig durchführen, darf aber muss keine Arztbriefe schreiben.
Highlights für mich waren: selbst eine Zehe zu amputieren, Stents und Ballons in einer Angiographie selbst anwenden dürfen, eine Schulter einrenken dürfen, diverse Wundversorgungen in der Notaufnahme, Norarztfahrten, DaVinci-OP & Mako-OP im Detail erklärt bekommen....
PJ-Unterricht:
Prof. Dr. Lang ist eine Ausbildung inklusive regelmäßigen PJ-Unterrichts wichtig. Allerdings ist dieser noch nicht ganz etabliert. In meiner Zeit hat er dennoch 1x/Woche stattgefunden. Highlights: praktische unfallchirurgische Untersuchungskurse, Nahtkurs und praktischer Sonographiekurs der Gefäße bei den Gefäßchirurgien. Aktiv nach dem Fragen, was ihr gerne machen / lernen wollt!
Unterbringung:
Ich war privat im Keller einer extrem lieben Familie untergebracht, 10min zu Fuß von der Klinik. Die Unterbringung hat mir persönlich sehr gefallen, allerdings war die Kommunikation über die Kosten seitens der Klinik mangelhaft, deshalb hier die Anmerkung: fragt aktiv nach ob und was ihr zuzahlen müsst. Bei mir waren das letztlich 50€/Monat, allerdings musste ich die gesamte Miete vorstrecken. Bei der PJlerin nach mich waren es unverständlicher Weise dann 100€/Monat in derselben Unterbringung.
Verbesserungsvorschläge:
- Ein Blutabnahmedienst wäre wünschenswert, da diese Tätigkeit den PJler aus dem klinischen Ablauf reißen kann und es sein kann, dass er genau deshalb nicht an einer tollen OP o.ä. teilnehmen kann. In meinen anderen Tertialen gab es luxuriöser Weise dafür zuständige MTAs. Für mich persönlich war das ständige Blutabnehmen in Weilheim auch deshalb kein Problem, weil wir durch Corona 6 chirurgische PJler gleichzeitig waren und uns gegenseitig aushelfen konnten, wenn andere gerade im OP waren. Hier hat das Krankenhaus noch Potential für bessere Lösungen ;-).
Coronaspezifisch:
Mir wurde pro Woche ein Studientag gewährt, da ich vom "Corona-Doppelexamen" betroffen war. Dafür bin ich enorm dankbar! Regelmäßige Studientage schließt das Haus leider aus.
Es ist hervorzuheben, dass das Krankenhaus Weilheim sich sehr für die PJ-Studierenden eingesetzt hat. Bei kleineren Corona-Ausbrüchen im Krankenhaus wurde das Personal über mehrere Wochen täglich mit Schnelltests und mit 2 wöchentlichen PCRs getestet. Ansonsten waren PCRs alle 2 Wochen Pflicht (in der Notaufnahme wöchentlich). Wer beunruhigt war konnte sich aber jederzeit häufiger testen. Im gesamten Krankenhaus mussten (bzw durften) zu jedem Zeitpunkt FFP2 Masken getragen werden. Direktes Arbeiten am Coronapositiven Patienten war für PJ-Studierende nicht verpflichtend, falls jemand nicht wollte. Insgesamt zeigte sich das Krankenhaus auch hier sehr wertschätzend den PJlern gegenüber.
Bewerbung
Über das PJ-Tertial, sehr spontan alles möglich.
Achtung: Kostenlose Unterkünfte nur begrenzt verfügbar. Ich war privat in einer Wohnung untergebracht, die von der Klinik vermittelt wurde, aber nur teilweise übernommen wurde. Unbedingt proaktiv nachfragen, was das kostet und wie viel davon man davon selbst übernehmen muss.