Gefäßchirurgie, Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie, ZNA
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Die guten Bewertungen in der Vergangenheit und die Nähe zu den Bergen habe mich nach Weilheim gebracht. Insgesamt war das Tertial eine schöne Zeit, an manchen Stellen hätte es aber noch etwas besser laufen können.
Grundsätzlich tut die Klinik Weilheim viel für die Studierenden: neben 350€ gibt es freies Mittagessen und eine Unterkunft (für Details s.u.) oder 50€ Fahrtkostenzuschuss. Außerdem erhält man einen beschränkten PC-Zugang. Es gibt eine PJ-Koordinatorin, die Ansprechpartnerin für Fragen ist und euch in die unterschiedlichen Abteilungen einteilt. Alle rotieren durch Allgemein-, Unfall-, Gefäßchirurgie und die ZNA. Wenn man möchte, kann man auch in einer Abteilung etwas länger bleiben oder z.B. mal in der Wirbelsäulenchirurgie vorbeischauen.
Der Tag beginnt um 7:30 Uhr mit einer gemeinsamen Morgenbesprechung, danach haben die Abteilungen noch eigene kleine Besprechungen und dann startet die Visite, zu der man fast immer mitgehen kann. In der Gefäßchirurgie wird man bei der Visite sehr aktiv eingebunden, in den anderen Abteilungen ist man eher passiv dabei. Nach der Visite ist man für die Blutentnahmen zuständig. Wenn gerade viele Studierende da sind, ist das schnell gemacht, ansonsten dauert es oft bis mittags und hat zuweilen zu Frust oder sogar zu Streit unter den Studierenden geführt. Leider werden viele eher spannende Dinge auf Station auch vormittags gemacht (VAC-Wechsel, Ultraschall etc), das hat man wegen der BEs meistens verpasst.
Wenn die Blutentnahmen gemacht sind, ist man relativ frei. Man kann dann z.B. in den OP gehen, Arztbriefe schreiben, mit in eine Sprechstunde gehen oder man hat Pech, es gibt nichts mehr zu tun und alle PCs im Stationszimmer sind belegt. Dann hängt man einfach auf Station rum und wartet darauf, dass man wegen einer Viggo angerufen wird. Ab und zu darf man auch früher gehen, aber nicht zu viele Studierende auf einmal. Schließlich könnte noch eine BE oder Viggo fällig werden. Regulär Schluss ist nach der Nachmittagsbesprechung, die um 15:30 Uhr beginnt.
Eine Einteilung in den OP-Plan findet nicht statt. Manchmal wird man früh direkt dazu geholt, manchmal im Laufe des Tages angerufen. Insgesamt muss man aber für ein Chirurgie-Tertial nur sehr selten in den OP (in manchen Wochen gar nicht). Wenn man möchte, kann man freiwillig natürlich auch öfter dazu kommen und kann dann meistens auch mit an den Tisch. Hier wird oft auch etwas erklärt. In der Regel begrenzt sich die eigene Tätigkeit auf Hakenhalten. Rühmliche Ausnahme sind hier die Gefäßchirurgen, die einen (natürlich unter genauer Anleitung) z.B. Varizen entfernen und Zehen amputieren lassen. Tipp: Mit in die Angio gehen, auch sehr spannend. Ansonsten dufte ich in der Unfallchirurgie einmal nähen, in der Allgemeinchirurgie habe ich oft die Kamera gehalten und durfte einmal knoten.
Die Zeit in der Notaufnahme war sehr lehrreich und spannend. Die ZNA war oft brechend voll und das ärztliche Team froh über Unterstützung. Man macht Anamnese, körperliche Untersuchung, dokumentiert, versorgt Wunden, näht, macht Fast-Sonos, befundet Röntgenbilder und bereitet die Arztbriefe vor. Natürlich schaut immer nochmal jemand gründlich drüber. Eindeutig die beste Rotation.
Positiv hervorzuheben ist auch das Team, das einen wirklich sehr herzlich aufgenommen hat. Es gibt leider keine strukturierte Lehre in der Chirurgie, aber wenn die Ärztinnen und Ärzte oder die Physician Assistants Zeit haben, nehmen sie sich auch gern ein paar Minuten um z.B. etwas durchzusprechen, zusammen ein Röntgenbild anzuschauen oder gemeinsam eine Untersuchung zu machen. Außerdem hat man gemerkt, dass sie dankbar sind, dass wir uns z.B. um die BEs kümmern. Und auch wenn das Team sich nach Feierabend nochmal getroffen hat, wurden die PJler oft gefragt, ob sie mitkommen wollen. Das war auf jeden Fall ein großes Plus.
Wenn man unter der Woche mal frei haben wollte, konnte man stattdessen auch am Wochenende kommen. Das hat sich immer gelohnt, da man mit in die Notaufnahme konnte. Wenn am Wochenende operiert wurde, wurde man fast immer dazu geholt, aber die Operateure waren auch dankbar, dass man da war und haben gerne erklärt. Außerdem konnte man oft etwas früher gehen.
Freizeittechnisch hat Weilheim selbst zwar nicht wahnsinnig viel zu bieten, jedoch sind Ammersee, Starberger See und Staffelsee je nur etwa 20km entfernt. Auch mit dem Zug erreicht man die Seen gut. In einer Zugstunde ist man in Garmisch-Partenkirchen oder in München. Also ein guter Ausgangspunkt :)
Noch ein paar Worte zur Unterkunft:
Die Appartements sind erstaunlich groß, haben alle eine Balkon, ein ordentliches Bad und eine kleine Küche. Die Ausstattung variiert etwas von Zimmer zu Zimmer (manche haben eine Badewanne, andere ein zusätzliches Bett, ich hatte z.B, einen Fernseher und einen gigantischen Fernsehsessel). Bettwäsche und Geschirr sind vorhanden. Waschmaschinen gibt es im Keller, man muss dafür spezielle Münzen kaufen, die gibt es bei einer netten Dame im Nachbarhaus. Direkt gegenüber ist ein Edeka, in der Straße kann man auch gut parken. Zur Klinik läuft man 15-20min. Wenn man eine Unterkunft möchte, muss man rechtzeitig bei der Sekretärin der Allgemeinchirurgie anfragen. Formalitäten gab es nicht, habe einfach am Tag vor PJ-Beginn meinen Schlüssel geholt und fertig. Würde ich weiterempfehlen.
Fazit: Eine gute Wahl für Leute, die in die Nähe der Berge möchten und und lieber nicht jeden Tag im OP stehen. Schade fand ich das Fehlen von strukturierter Lehre (die Innere Medizin hatte allerdings Fortbildungen, zu denen wir auch gehen konnten, wenn Zeit war) und dass man auf Station hauptsächlich Blut abgenommen hat. Dafür entschädigt wurde ich mit einer super Zeit in der Notaufnahme und einem sehr lieben Team, das mir wirklich ans Herz gewachsen ist.